Shutdown
Joe!«, rief Linda zum Barkeeper hinüber.
Mike protestierte. »Lass den Alten schimpfen.«
»Ich könnte dich auch anbrüllen, wenn dir das fehlt«, schlug sie vor.
»Es geht um die unterschwelligen Botschaften, mein Schatz.«
Die apokalyptische Schilderung der unsicheren Stromversorgung Kaliforniens war vorbei. Rant kam auf den Punkt. »Man fragt sich: Warum häufen sich diese Probleme gerade jetzt? Ist das Netz der ›CGO‹ besonders anfällig, veraltet? Wir wissen es alle: Das Gegenteil ist der Fall. Kalifornien betreibt eines der modernsten Stromnetze. Computergesteuert, alles vom Feinsten. Was die kalifornische Bevölkerung in diesen schweren Tagen durchlebt, kann sich morgen in New York, Miami, Phoenix oder Battle Creek, Nebraska wiederholen. Niemand ist mehr sicher. Was in aller Welt geht da vor sich?, fragen Sie sich. Ich sage es Ihnen: Cyberterror!«
Mike applaudierte. »Jetzt ist es raus.«
»Uns liegen Informationen vor, aus denen eindeutig hervorgeht, dass Hacker ins Netz der ›CGO‹ eingedrungen sind und das Chaos verursacht haben und weiter verursachen.«
Rants ernstes Gesicht verschwand. Die dramatischsten Szenen der zwanzig Minuten Blackout flimmerten im Zeitraffer über die Bildschirme. Wacklige Handy-Filmchen. Je unschärfer und lauter, desto besser. »Es kann uns alle treffen!«, hämmerte Rants Stimme seinen Zuschauern aus dem Off ein. »Jederzeit!«
»Uns liegen Informationen vor«, äffte Jen angewidert nach. »Mich nimmt Wunder ...«
»Ruhe«, fuhr Jezzus ungewohnt heftig dazwischen. »Ich will wissen, was er weiß.«
»Da kannst du lange warten«, murmelte sie.
Zachs Gesicht füllte wieder das Bild. Wütend schleuderte er dem Publikum entgegen: »Es war nur eine Frage der Zeit. Sie wussten es, ich wusste es, die Politiker auf dem Capitol Hill wussten es. Und was haben unsere Volksvertreter unternommen, um uns vor diesem Terror zu schützen? Vernünftige, warnende Stimmen, wie die von Senator Johnson aus Texas werden konsequent ignoriert. Schlimmer noch: Die gottlosen Liberalen, die sich lieber mit sozialistischen Hirngespinsten wie Umverteilung beschäftigen, scheuen keinen Aufwand, besonnene Kräfte in Senat und Repräsentantenhaus zu diffamieren. Am 18. März vorletzten Jahres hat Senator Johnson einen Gesetzesentwurf vorgestellt, der genau darauf abzielte, solche Katastrophen, wie sie unsere Landsleute in Kalifornien jetzt erleben, zu verhindern.«
»Erleben – Gegenwart, nicht Vergangenheit«, sagte Linda schnell. »Hört ihr den feinen Unterschied? Als wüsste er genau, dass noch mehr kommt.«
»... präventiv vorgehen«, plärrte es aus den Lautsprechern. »Der ›Protect America from Cyber Threats Act‹, ›PACTA‹, hat genau dies zum Ziel. Ich bitte Sie, es kann doch nicht im Interesse unseres Landes sein, wenn Verbrecher im Netz Anleitungen verbreiten, wie man amerikanischen Haushalten und Firmen den Strom abdreht, Informationen stiehlt und Arbeitsplätze vernichtet. Solcher Missbrauch des First Amendment muss konsequent verfolgt und unterbunden werden. Die Terroristen sind Tag für Tag im Netz aktiv. Sie profitieren von unserer laschen Gesetzgebung. Amerikaner genauso wie fremde Mächte, andere Staaten, die ich Ihnen nicht nennen muss. Es ist höchste Zeit, dass wir endlich die Mittel in die Hand kriegen, um diese Bedrohung wirksam zu bekämpfen, im Inland wie im Ausland. Nicht mehr und nicht weniger will ›PACTA‹. In Kalifornien sehen wir, wohin es führt, wenn dieses Pack sich unkontrolliert im Netz austobt, seine Viren, Raubkopien und Verleumdungen verbreitet und nebenbei die Bandbreite stiehlt, die für seriöse Information von etablierten Medien benötigt wird.«
Jen traute ihren Ohren nicht. Die Ratte schlug in einem Satz den Bogen von ›Black Hats‹ zu Liberalen und Zensurgegnern. Es war mehr als Volksverdummung. Sie nannte das den Beginn einer Hetzjagd. Sie warf Jezzus einen vielsagenden Blick zu und ärgerte sich, dass eine satte Mehrheit der Gäste immer noch an Zachs Lippen hing.
»Niemand braucht sich zu wundern«, fuhr Zach weiter, »dass diese linke Politik der losen Zügel zu Zuständen führt wie letzte Woche in der Bay Area oder im Sommer 2000, als mitten in der ärgsten Hitzewelle tausende Haushalte in Kalifornien von der Stromversorgung abgeschnitten waren. Die Betroffenen werden sich nur allzu gut daran erinnern, wie Gouverneur Gray Davis im Januar 2001 den Notstand ausrufen musste, weil Blackouts den halben Staat lahmlegten. Wie oft
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