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Shutdown

Shutdown

Titel: Shutdown Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansjörg Anderegg
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Aufmacher Cyberterror, falls sich der Verdacht bestätigt. Steve, wir brauchen dein Go / No-Go ebenfalls bis sieben. Schaffst du das?«
    Der Reporter nickte. »Ich muss mich jetzt ausklinken.«
    Sein Gesicht verschwand vom Monitor. Sie wandte sich nochmals an die Moderatorin, die das erste Fernseh-Interview mit Jim Ward geführt hatte. »Janice, dein Material zu Ward und ›CGO‹ gehört in die zentrale Ablage. Alle Kanäle müssen bereit sein, sich auf Ward einzuschießen, sobald Don das O. K. gibt.«
    »Geht in Ordnung. Wir brauchen aber mehr über den Mann. Ich habe nur Informationen über seine Arbeit bei ›CGO‹.«
    »Sicher, darum kümmern wir uns«, sagte Amanda neben ihr. »Personalien, Karriere, Familie, politische Einstellung, Leichen im Keller. In zwei Stunden habt ihr die Informationen und Links auf dem Server.«
    »Gut. Zum Schluss noch eines. Ich hoffe, dass jedem hier im Haus klar ist, was es bedeutet, wenn sich die Variante Cyberterror bestätigt. Dann ist es ab sofort keine regionale Angelegenheit mehr. Don hat es so formuliert: Dann stellen wir die Flinte in den Schrank und fahren die Geschütze auf. Noch Fragen?«

Kapitel 2
     
    San Leandro, Kalifornien
     
    Die Reportage über die Footballstars der ›USC Trojans‹ auf den Großbildschirmen interessierte Jen so wenig wie der Trojanische Krieg. Trotzdem schaute sie zu wie die ganze Truppe, weil es nichts anderes zu sehen gab an diesem Freitagabend in Harry’s Sportsbar. Sie nippte an ihrem stillen Wasser, versuchte, den begeisterten Sprecher und das Geschnatter um sie herum auszublenden und überlegte, warum sie so miserabel drauf war. Die Truppe hatte einen sensationellen Job gemacht, sich selbst übertroffen, Jim Ward einen Report geliefert, mit dem er sein Problem in den Griff kriegen sollte. Er hatte das Paket vor drei Tagen erhalten, doch die Brownouts dauerten an. Regelmäßig jede Stunde. Man begann damit zu leben, wunderte sich, wenn das Licht einmal fünf Minuten zu spät flackerte.
    Zehn Uhr abends. Kein Flackern. Die Meute im vollbesetzten Lokal begann johlend zu zählen: zehn, neun, acht ... Es klappte erst kurz vor dem Ende des zweiten Countdowns, aber immerhin. Die Beleuchtung fiel für eine Sekunde aus. Lachend spendeten sich die Leute Applaus. Zwei-, dreimal wiederholte sich das Spektakel, dann war der Spuk vorbei, bis auf die schwarzen Bildschirme. Umso besser , dachte sie, doch sie freute sich zu früh. Die Erkennungsmelodie der Ratte in doppelter Lautstärke erstickte Gespräche, Kichern und das Klappern des Geschirrs. Zach Rant buhlte aggressiv um Aufmerksamkeit. Das Sternenbanner wehte dramatisch über die Bildschirme. Der Kopf der Freiheitsstatue mit dem falschen Heiligenschein schoss auf die Zuschauer zu, der Blick in den Abgrund des Grand Canyon, der Start des Space Shuttles, die ›Abraham Lincoln‹ in der Straße von Hormus, die Liberty Bell, das Weiße Haus folgten in rasenden Schnitten zu hämmernden Bässen. America the Beautiful auf Speed. Die Giganten des Mount Rushmore, dann die nahtlose Überblendung zum Charakterkopf der Ratte. Das Ende des Vorspanns von ›Rant at Ten‹.
    »Guten Abend, ich bin Zach Rant.«
    So begann jede seiner Sendungen. Der Einstieg hörte sich an wie ein Befehl: »Aufpassen!« Tatsächlich blickte mehr als die Hälfte der Gäste schweigend auf die Monitore.
    »Mir reicht's jetzt schon«, ächzte Emma.
    Sie stieg vom Barhocker, schüttelte die Falten aus dem Taft ihres antiken Trauerkleids und rauschte davon. Jen wollte ihr nach, doch Jezzus hielt sie zurück.
    »Ich glaube, sie braucht jetzt einfach ihre Ruhe«, sagte er.
    Jen warf ihm einen misstrauischen Blick zu. »Willst du, dass ich mir diesen Quatsch ansehe?«
    Die Ratte verkündete das Thema des Abends: »Stellen Sie sich vor, Sie liegen bewusstlos auf dem Operationstisch, und die Beatmungsmaschine schaltet ab. Der Chirurg hat das Skalpell angesetzt, und das Licht geht aus. Sie sitzen im Flugzeug, erschöpft nach einem langen Arbeitstag. Kurz vor der Landung verschwindet die Piste unter ihnen in dunkler Nacht, und Sie landen 350 Meilen von Ihren Liebsten entfernt, dort wo Sie hergekommen sind. Sie wagen es nicht mehr, einen Lift zu betreten oder die Subway, weil sie fürchten, mitten in der Fahrt auf unbestimmte Zeit steckenzubleiben. Möchten Sie an einem solchen Ort leben? Die sieben Millionen Bewohner der San Francisco Bay Area auch nicht, das kann ich Ihnen guten Gewissens versichern.«
    »Schieß dieses Ungeziefer ab,

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