Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Shutdown

Shutdown

Titel: Shutdown Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansjörg Anderegg
Vom Netzwerk:
fest und wiederholte seinen Rat: »Du solltest einen Arzt aufsuchen. Was ist das für ein Zeug?«
    »Antibiotika. Killt nur Bakterien.«
    »Bist du sicher?«
    Nach dem zweiten Glas Wasser war der blutige Spuk vorbei. Ihr Zustand normalisierte sich, aber sie fühlte sich schwach. Ihr Magen war leer. Am Morgen hatte der Appetit gefehlt, nachher gab es keine Gelegenheit mehr, etwas zu essen.
    »Ich könnte ein paar Kohlenhydrate vertragen«, sagte sie.
    Frank schüttelte lachend den Kopf. »Aus dir soll einer schlau werden.«
    Nur einen Block weiter die Straße hinunter gab es eine Taqueria, Franks Stammkneipe, wie sich schnell herausstellte. Frühstück stand nicht auf der Karte, aber sonst jede Menge Kalorien. Sie schätzte ihren Bedarf, bestellte die entsprechende Menge und stopfte die Nahrung rasch in sich hinein, um die ungeliebte Arbeit hinter sich zu bringen.
    »Schmeck gut, wie?«, spottete Frank.
    Sie zog eine Papierserviette aus dem Kessel mit dem Besteck und wischte sich den Mund. »Energie und ein paar Nährstoffe, ganz O. K., schätze ich.«
    Wieder betrachtete er sie verblüfft. »Du meinst es ernst, nicht wahr?«
    »Was?«
    »Egal. Also, du suchst eine günstige Bleibe, richtig?«
    »Wo ich ungestört arbeiten kann, ja.«
    »Du kannst natürlich bei mir bleiben. Allerdings müsstest du die kleine Wohnung mit mir teilen. Ungestört ist anders.«
    Die Enttäuschung stand ihr deutlich ins Gesicht geschrieben.
    »Tut mir leid, Jen. Die Wohnung im oberen Stock ist vermietet. Ich muss ja schließlich auch von etwas leben.«
    »Ich kann auf dem Sofa schlafen – ich meine, wenn es dich nicht stört ...«
    »Egal wo du schläfst, mein Schnarchen wirst du auf jeden Fall hören«, grinste er, »und auf Danas Reaktion freue ich mich jetzt schon.«
    Vor dem Haus erwartete sie eine Frau mit rabenschwarz glänzendem Haar und ebensolchen Augen. Sie war einen Kopf kleiner als Frank und wohl ein paar Jahre jünger. Ihr Ex-Cop schien öfter Damenbesuch zu haben. Er stellte vor:
    »Jen, das ist Rita Lopez, eine gute Bekannte mit einem netten Bed & Breakfast zwei Häuser weiter. Rita, das ist Jennifer Walker. Wir kennen uns aus früheren Tagen in Fresno.«
    »Gute Bekannte«, wiederholte die Frau beleidigt mit einem strafenden Blick. Dann wandte sie sich mit einem warmen Lächeln an Jen: »Kind, du siehst furchtbar aus.«
    »Danke ...«
    »Hat er dir denn nichts zu essen gegeben, der alte Esel?« Ihre Blicke in Richtung Frank wurden noch strenger. »Madre mia, bist du blind, Frank? Das Kind ist ja nur Haut und Knochen. Siehst du das denn nicht?«
    »Wir kommen gerade vom Essen«, schmunzelte er.
    »Was – doch nicht wieder diese Taqueria! Willst du die arme Jen jetzt auch noch vergiften?«
    Sie musterte Jen prüfend, als fürchtete sie, das arme Kind würde jeden Augenblick aus den Schuhen kippen. Es fehlte nicht viel, und sie hätte sie abgetastet, um festzustellen, ob noch alles dran sei.
    »Also wirklich, Frank. Warum seid ihr nicht gleich zu mir gekommen?«
    Jen beobachtete mit zunehmendem Vergnügen, wie sich der kräftige Cop vor der resoluten Latina zu rechtfertigen suchte. Sie ließ sich erst besänftigen, als er ihre Kochkünste lobte.
    »Ritas Burritos mit Chorizo und Eiern sind wirklich nicht zu übertreffen«, lobte er lachend. »Schmecken ausgezeichnet, jede Menge Kohlenhydrate und Cholesterin. Du wirst sie mögen, Jen.«
    Die beiden begannen sich darüber zu streiten, bei wem sie wohnen sollte, bis Rita zugeben musste, auch im B&B nicht mehr Platz zu haben. Jen überließ die beiden sich selbst und ging ins Haus, um ihren Laptop in Betrieb zu nehmen. »Entzugserscheinungen«, entschuldigte sie sich. Selbst für sie lag nach der kurzen Begegnung auf der Hand, wie Ritas forsches Auftreten Frank gegenüber zu deuten war. Es war ihre Art, um seine Gunst zu werben. Nur der »alte Esel« merkte offenbar nichts davon. Sie fand dies höchst erstaunlich, wunderte sich aber nicht weiter darüber, da zwischenmenschliche Beziehungen nicht zu ihren wahren Interessen gehörten.
    Es dauerte eine Ewigkeit, bis endlich das Fenster mit ihrer Mail erschien. Sie wartete vergeblich auf die tägliche Nachricht mit den Schlagzeilen aus der Szene, die sie unter dem Pseudonym ›Janus‹ abonniert hatte, bis sie das Problem erkannte.
    »Scheiße!«, schimpfte sie.
    »So schlimm war das Essen auch nicht«, widersprach Frank, der im selben Augenblick hereinkam.
    »Kein Netz. Hast du Kabelanschluss?«
    »Nur fürs Fernsehen.«
    Wie um

Weitere Kostenlose Bücher