Shutdown
Bildschirm.
Er begleitete sie zum Lift, steckte den Schlüssel ins Schloss fürs Penthouse und zog sich wieder hinter sein Pult zurück. Es war nicht ihr erster nächtlicher Besuch. Carmen Tate buchte sie regelmäßig für sich und den Don, und sie zahlte gut.
»Verdammter Mist«, fluchte sie leise.
Jen sollte nicht von Claire erfahren, noch nicht. Sie wäre anders, hatte das geheimnisvolle Mädchen gesagt. Ein bitteres Lächeln umspielte Rebeccas Mund. So anders kannst du gar nicht sein, um mich zu überraschen oder gar zu erschrecken , dachte sie, aber das konnte die gute Jen nicht wissen.
»Sie kommen zu spät«, sagte Carmen Tate, als sie aus dem Aufzug in die Empfangshalle des Penthouses trat.
Die Uhr zeigte auf zwei Minuten nach zehn.
»Tut mir leid, ich wurde aufgehalten.«
Zu ihrer Überraschung war die Flasche ›Krug Millésimé‹ Jahrgangschampagner im Kühler auf dem gusseisernen Designertischchen bereits offen. Tate nahm die Flasche, die doppelt so teuer gewesen sein dürfte wie sie, goss vorsichtig ein und reichte ihr die Flûte. Sie schüttelte den Kopf.
»Danke, nicht bei der Arbeit. Ein Glas Wasser würde reichen.«
Die eisgekühlte Karaffe mit Quellwasser aus der Sierra stand daneben.
Tate lächelte mitleidig. »Bedienen Sie sich.« Sie trank den Champagner in einem Zug aus, leckte sich im Zeitlupentempo die aggressiv geschminkten Lippen und fügte hinzu: »Trinken Sie, wir haben Großes zu feiern.«
»Was denn?«
»Das Ende des Blackouts. Der Zwischenfall hat uns rund zwanzig Millionen gekostet. Wenn das kein Grund zum Feiern ist.«
Rebecca leerte das Wasserglas, nicht weil Tate darauf wartete, sondern weil sie lange kein lebendigeres Wasser getrunken hatte. »Ende des Blackouts – sind Sie sicher?«
Tate schmunzelte. »Unser Sklave behauptet es. Er besitzt den sechsten Sinn. Seine Prophezeiungen treffen meist zu.«
Sie nahm die Lederpeitsche vom Tischchen und ging zur Wendeltreppe, die zum Spielplatz mit der atemberaubendsten Aussicht all ihrer Kunden in der Stadt hinaufführte. Auf dem Weg glitt der Seiden-Kimono zu Boden. Sie ging achtlos weiter, stieg leichtfüßig die Treppe hinauf in ihrem ›Waspie‹, das die Taille wie eine lederne Rüstung einschnürte und ihren Hintern wundervoll zur Geltung brachte, zumal das Höschen fehlte.
»Das Outfit liegt im Gästezimmer neben dem Bad«, rief sie ihr über die Schulter zu. »Beeilen Sie sich, Claire.«
Die Ausrüstung lag wie erwartet auf dem Sessel vor dem raumhohen Spiegel bereit. Die Farbe des Abends war rot. Ein rotes Spitzenkorsett, das die Brustwarzen frei ließ und Stilettos, die rot glänzten, als wären sie mit frischem Blut getränkt. Die schwindelnde Höhe der Absätze, dünn und spitz wie Zahnstocher, erlaubte ihr gerade noch, einigermaßen aufrecht zu gehen. Nur die Nahtstrümpfe aus feinstem Nylon, die Spitzenhandschuhe und die Augenmaske waren schwarz wie die Nacht. Passend zu Tates Garderobe, fehlte auch hier jede Anspielung eines Höschens. Das Outfit sah aus, als stammte es geradewegs aus dem Regal der Sommerkollektion von ›Agent Provocateur‹, alles von erlesener Qualität. Es zeugte vom exklusiven Geschmack der Kundin, eine wohltuende Abwechslung in ihrem Geschäft, das sie meist bei Kundschaft verrichtete, die nichts außer einem Haufen Geld besaß. Sie wusste, dass diese schönen Sachen nur für das Spiel heute Nacht benutzt wurden, die einzig wahre Sünde in ihren Augen. Sie betrachtete sich im Spiegel, kontrollierte Lippen und Augen, bevor sie vorsichtig die Maske aufsetzte und unter Schmerzen die Treppe hochstieg.
Der nackte Sklave kniete am Boden. Tate hatte ihm die Füße mit rotem Band zusammengebunden, die Hände auf den Rücken gefesselt und einen roten Sack über den Kopf gestülpt. Der Don, der allmächtige Medientycoon, sah niedlich aus in dieser Position, einmal abgesehen vom Wanst, der fast den Boden berührte. Tate musterte sie prüfend, bevor sie anerkennend nickte.
»Deine Erzieherin ist da, Sklave«, sagte sie streng.
Dons Antwort war ein halb ersticktes Stöhnen.
Tate schwang die Peitsche. Die Lederriemen klatschten auf den fleischigen Po, dass er zitterte wie der Wackelpeter von ›Jell-O‹. Ein paar neue rote Streifen gesellten sich zu den alten.
»Was sagst du, Sklave?«
Das Stöhnen schwoll an, ohne deutlicher zu werden. Es war das Stichwort für ihren Einsatz. Sie stellte sich dicht hinter den fetten Sklaven und platzierte einen Fuß auf seinem Kreuz. Sie presste den Absatz
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