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Shutdown

Shutdown

Titel: Shutdown Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansjörg Anderegg
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einer schier endlosen Reihe von Hobby-Winzern, Ballettfreunden und Satanisten stieß sie auf den ersten Hinweis, der die vollständige Mailadresse enthielt, nach deren Besitzer sie suchte. Es war eine Liste mit Namen und Kontaktadressen von Sponsoren eines Kegel–Turniers für Behinderte. Der Anlass hatte vor Jahren in Fairfield stattgefunden, einem Nest auf halbem Weg zwischen Sacramento und San Francisco.
    »Nobel, nobel«, murmelte sie. »Da ist man einmal großzügig, und schon wird man erwischt.«
    Der Mann hinter ›steved‹ hieß Steve Duncan und war möglicherweise noch immer in Fairfield gemeldet, denn der Provider, auf den die Domain zeigte, hatte seinen Sitz in Laguna, einem südlichen Vorort von Sacramento.
    »Hallo Steve«, grinste sie zufrieden, als die Liste der Steve Duncans aus Fairfield auf dem Bildschirm erschien.
    Der dritte Eintrag gehörte zur Adresse des großzügigen Gönners von damals. Sie hatte ihn. Mit der gesammelten Information fand sie rasch weitere Spuren des vorsichtigen Steve. Sein Name tauchte im Impressum verschiedener Zeitungen auf, stets im Ressort Politik. Steve Duncan, frei schaffender Journalist, so sah es aus. Ein Sandwich später kannte sie seine politische Einstellung. Er war ein Rechtsaußen, erzkonservativ und erinnerte sie sofort an die Ratte. Seine Kolumne zum Blackout in der ›Post‹ endete in einem feurigen Aufruf zur Unterstützung von ›PACTA‹. Der ehrenwerte Senator Russ Johnson aus Texas war der neue Messias.
    »Steve, du bist ein echter Sympathieträger«, spottete sie.
    Die Informationen über Steve Duncan füllten schon ein beachtliches Dossier, und doch erfuhr sie so gut wie nichts über sein Beziehungsnetz. Er musste Verbindungen zu den ›Black Hats‹ haben, soviel stand fest, aber sie fand keinen Hinweis. Für solche Fälle gab es bewährte Methoden, das Telefonnetz zu knacken. Der einfachste Weg führte über die Handynummer, doch die erschien nirgends in ihren Unterlagen. Auch dafür gab es eine Lösung, hoffte sie. Sie rief Frank an.
    »Mensch, Jen, endlich!«, platzte er heraus. »Schön, dass du dich auch mal meldest. Wir machten uns Sorgen ...«
    »Warum? Entschuldige – ich war beschäftigt.«
    »Bist du in der Hütte? Geht’s dir gut?«
    »Alles bestens. Die Hütte hat Räder und schnelles Internet. Hast du etwas von Adam gehört?«
    »Er bleibt wie vom Erdboden verschwunden. Aber keine Sorge. Die Kollegen fahren jetzt häufiger Patrouille in der Gegend. Ich nehme nicht an, dass er sich nochmals hierher traut.«
    »Hoffentlich«, murmelte sie, nicht überzeugt.
    Es fiel ihr schwer, ihre Bitte vorzutragen, denn sie wollte ihn auf keinen Fall belügen oder wenigstens nur ein bisschen.
    »Räder sagst du?«, wunderte er sich.
    »Ein Luxuscamper, ungefähr so groß wie ein Tennisplatz. Aber – was ich eigentlich sagen wollte ...«
    Er wartete geduldig, bis sie weitersprach.
    »Du bist doch bei der Kripo.«
    »Ich bin Rentner«, lachte er.
    »Ja, schon, aber du warst bei der Kripo. Einmal Cop, immer Cop, du weißt schon.«
    »Komisch, das sagt Rita auch. Bist du in Schwierigkeiten?«
    »Nein, darum geht es nicht. Es hat mit meiner Arbeit zu tun. Ich komme nicht weiter, und du könntest mir helfen. Ich meine der Cop Frank könnte mir helfen.«
    »Hört sich ja spannend an.«
    »Ist es auch. Hör zu, ich müsste unbedingt einen Reporter namens Steve Duncan sprechen, aber auf den offiziellen Kanälen erreiche ich ihn nicht.«
    »Steve Duncan? Sagt mir nichts.«
    »Muss ein ziemlich bekannter Journalist sein. Ich brauche ihn unbedingt für eine Auskunft.«
    »Ruf ihn an.«
    »Geht nicht. Wie es scheint, ist er schwer beschäftigt. Mails beantwortet er auch nicht. Meine letzte Hoffnung ist die private Handynummer, aber die habe ich nicht.«
    »Ach, daher weht der Wind. Private Handynummer – wie stellst du dir das vor?«
    »Du gibst seine Daten in den Polizeicomputer ein und drückst die ENTER-Taste.«
    Er lachte schallend. »Ja genau. So machen wir es.«
    »Warum nicht?«, fragte sie scheu. »Es ist doch nur eine harmlose Abfrage.«
    »Na hör mal! Ich kann doch nicht – ach vergiss es einfach.«
    Es sah nicht gut für sie aus. Bisher war sie mehr oder weniger bei der Wahrheit geblieben, aber die führte nicht immer zum Ziel. So versuchte sie es mit einer dreisten Lüge:
    »Ich glaube, er weiß etwas über Adam.«
    Es blieb eine Weile still in der Leitung, dann sagte Frank nur:
    »Gib mir die Koordinaten dieses Steve Duncan.«
    Sie richtete

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