Shy Black – Detektiv mit allen Sinnen (Romantica-Novellenreihe) (German Edition)
müssen, dass mein Vater Lord Holbrook ist, Parlamentarier im britischen Unterhaus“, kam die trockene Antwort von den schön geschwungenen Lippen des jungen Mannes.
Das versetzte Shy nun endgültig einen Schlag. Damit hätte er niemals gerechnet. Dieser Junge war auch noch von altem Adel? Damit konnte er wohl den Traum von einer Beziehung mit ihm endgültig abschreiben. Ein Privatdetektiv und gescheiterter Schauspieler schien da keine adäquate Partie zu sein. Außerdem weckte das hier unangenehme Erinnerungen in ihm. Auf seinem Gesicht stand die Enttäuschung deutlich zu lesen. Am liebsten hätte er die Flucht ergriffen.
Irvine musste lachen, als er Shys betroffenes Gesicht sah, deutete es jedoch falsch. „Keine Sorge, ich bin nicht von meinem Vater abhängig. Vor allen Dingen nicht bei meinem Privatleben.“ Seine kaffeebraunen Augen unter den langen Wimpern funkelten vor jugendlichem Übermut bei diesem Satz.
Ob sein Vater weiß, dass er schwul ist?, fuhr es Shy durch den Kopf und diesmal war es Irvine, der scheinbar Gedanken lesen konnte.
Er nickte. „Ja, er weiß es. Er heißt es nicht unbedingt gut, durchaus nicht. Vor allem, was zukünftige mögliche Enkelkinder angeht, die ihm so verwehrt bleiben. Aber er redet mir auch nicht rein. Eigentlich hat er mich sehr liberal erzogen. Natürlich war die Situation für ihn nicht angenehm, nachdem ich mich geoutet hatte. Ich möchte fast sagen, er wirkte erleichtert, als ich ihm vor vier Jahren mitteilte, dass ich lieber in Kalifornien leben möchte. Und was das Finanzielle angeht … da hat unsere liebe Nora mir eine ganz ordentliche Abfindung gezahlt. Insofern hat sich unser gemeinsames Abenteuer für mich wirklich gelohnt!“
„Ehrlich gesagt … ich habe dieses Abenteuer genossen“, lächelte der ehemalige Privatsekretär. Shy schwieg. Er musste das alles erstmal verdauen. Aber er freute sich darüber, wie großzügig Mrs. Lakehurst auch bei Irvine gewesen zu sein schien.
„Und was ist mit deiner Familie?“, wollte dieser jetzt wissen. Shy blickte erstaunt auf. Das hörte sich irgendwie nach fester Beziehung an. „Mom ist kurz nach meiner Geburt gestorben. Dad wollte, dass ich Polizist werde wie er, und schickte mich auf die Akademie. Er starb bei einem Schusswechsel während einer Drogenrazzia.“
„Hat er es gewusst? Ich meine …“
Shy nickte betreten. „Er hat es vom Vorstand der Akademie erfahren. Kurz vor meiner Abschlussprüfung legte man mir nahe, einen anderen Beruf zu wählen. Man hatte mich mit dem Sohn des Stadtrats erwischt. Dad warf mich danach aus der Wohnung und sprach nie wieder ein Wort mit mir. Am Telefon legte er direkt auf, wenn er meine Stimme hörte und meine Briefe schickte er ungeöffnet zurück. Bis zu seinem Tod hatten wir keinerlei Kontakt mehr.“
Irvine pfiff leise durch die Zähne. „Das ist hart.“
Jetzt verstand er auch Shys erschrockenen Gesicht-sausdruck bei seinem Geständnis. Auch er war der Sohn eines Politikers! Eine kleine Weile hing jeder seinen Gedanken nach.
„Was ist eigentlich aus dem Sohn des Stadtrats geworfen?“, fragte der junge Mann plötzlich. Shy sah ihn erstaunt an, schüttelte leichte den Kopf. „Keine Ahnung.“
Wie auf Kommando prusteten sie beide los. Die Situation besaß eine gewisse tragische Komik. Zum ersten Mal konnte Shy tatsächlich darüber lachen. Das tut gut. So, als könnte er nun endlich dieses Kapitel seiner Vergangenheit abschließen. Dafür war er dankbar.
„Um noch einmal auf dein Jobangebot zurück zu kommen …“, fuhr Irvine dann in einem hintergründigen Tonfall fort und rückte endlich näher an Shy heran. „So bestehe ich darauf, dass du mir das Schießen beibringst und du bei mir lernst, eine ordentliche Buchhaltung zu führen. Dieses Chaos in deinem Büro muss endlich ein Ende haben.“ Er lächelte, als er Shys verdutztes Gesicht sah, und legte seinen Arm um ihn.
Wenn er wüsste, wie es in meiner Wohnung aussieht!
„Ist das dein Ernst?“, vergewisserte sich der Detektiv dann laut. Er konnte nicht glauben, was eben gehört hatte.
Irvine antwortete nicht, sondern drückte stattdessen seine weichen Lippen auf Shys Mund. Dieser zog ihn nun fest an sich.
„Wurde auch Zeit“, murmelte Irvine, als sie kurz wieder zu Atem kamen.
„Halt die Klappe!“
Shy hatte nicht vor, diesen Jungen wieder so schnell aus seinen Armen zu lassen. Seine Hände fuhren zärtlich über den fast zerbrechlich scheinenden Körper, dessen Herzschlag sich unentwegt
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