Shy Black – Detektiv mit allen Sinnen (Romantica-Novellenreihe) (German Edition)
spanischen Baustil mit gepflegten Gärten und Palmen strahlte ein mediterranes Flair aus. Blühende Rhododendronbüsche schmiegten sich an weiß gestrichene Hauswände, als Shy nach der Hausnummer 26 suchte. Ein sauberer, in Türkisblau glitzernder Swimmingpool lag im Zentrum der Anlage.
Aus einer der Wohnungen klang Musik. Jemand spielte auf einer Akustikgitarre einen alten Song aus den sechziger Jahren. Shy fühlte sich wie magisch von dieser Melodie angezogen. Tatsächlich. Die Gitarre klang aus der Hausnummer 26. War Irvine bereits ausgezogen? Der Detektiv verspürte bei diesem Gedanken einen leichten Stich in seiner Herzgegend. Das durfte einfach nicht sein! Er brauchte Gewissheit Shy betätigte den halbrunden Messingtürklopfer etwas zu heftig. Die Melodie im Haus verstummte und Schritte waren zu hören.
Wenige Sekunden später starrte ein leuchtend blaues Augenpaar in zwei ebenso leuchtende braune Augen. „Du?“, kam es erstaunt aus Irvines Mund.
Er hatte sich verändert, das stellte Shy auf den ersten Blick fest. Aus dem distinguierten Privatsekretär war ein lockerer Typ geworden. Vorbei das gefärbte Blondhaar. Die Haare besaßen nun wieder ihre natürliche Farbe, ein tiefes Nussbraun, und flossen in weichen Wellen bis auf die Schulter um das schmale Gesicht, was nun wieder viel vorteilhafter mit dem gebräunten Teint und den dunklen Augen harmonierte. Ein offen stehendes weißes Hemd schmiegte sich um den überschlanken Oberkörper. Dazu trug er schwarze, eng anliegende Jeans. Shy stockte der Atem.
„Du spielst Gitarre?“, fragte er dann ebenso erstaunt zurück.
Ein wissendes Lächeln umspielte den Mund des jüngeren Mannes. „Wir scheinen noch recht wenig voneinander zu wissen, nicht wahr?“
Bemerkte Shy da so einen leichten Anflug der alten Überheblichkeit in seiner Stimme?
„Wir könnten das ändern, wenn du mich hereinbitten würdest“, schmunzelte Shy. Irvine gab wortlos den Weg frei und der dunkelhaarige Privatdetektiv bewunderte die stilvolle Einrichtung. Dominierende Farben waren hier weiß und ein zarter Fliederton. Auf dem dunkelvioletten Sofa lag tatsächlich eine schwarze Akustikgitarre.
Irvine bot seinem Gast etwas zu trinken an, doch Shy dankend lehnte ab. Er fühlte sich in dieser Umgebung etwas gehemmt, trotz des gewohnten Umganges mit reichen Leuten und der Prominenz. Oder lag es etwa an Irvines überraschenden Imagewechsel? Sein Gastgeber beobachtete ihn mit einem seltsam fragenden und gleichzeitig amüsierten Blick. Shy nahm auf dem Sofa Platz.
„Hast du schon einen neuen Job?“, begann er das Gespräch. „Ich meine, wie …?“ Er stockte. Warum fiel er immer gleich mit der Tür ins Haus? Shy ärgerte sich jetzt über sich selbst. Er hatte gar kein Recht, das zu fragen.
„Du meinst, wie ich mir diese Wohnung in dieser Gegend leisten kann, wenn ich nicht mehr bei diesem feinen Pinkel Lakehurst arbeite? Oder bei einem anderen dieser Sorte?“, vollendete Irvine die Frage mit hochgezogenen Brauen und setzte sich zu ihm.
Shy nickte. Noch viel mehr drängte sich ihm die Frage auf, wie Irvine sich in Bezug auf eine eventuelle Partnerschaft entscheiden würde. Doch er selbst wollte dieses Thema nicht so direkt anschneiden. Der Junge mit den halblangen Haaren neben ihm glich einem dieser lässigen Musiker, die sich hier an jeder Straßenecke ihr Geld verdienten. Plötzlich konnte er den jungen Briten nicht mehr einschätzen und das verwirrte ihn vollends. Sollte seine Menschenkenntnis wieder einmal versagt haben, wenn es um private Dinge ging? Wäre nicht das erste Mal, seufzte er innerlich.
„Sag bloß, du hast noch keine Erkundigungen über mich eingezogen“, neckte Irvine ihn weiter.
„Natürlich nicht“, empörte sich Shy. „Warum hätte ich das tun sollen?“
Ja, warum eigentlich nicht?, fragte er sich im Stillen. Vielleicht wären ihm dann einige Überraschungen erspart geblieben? Warum tat Irvine so geheimnisvoll? Wollte er ihm schonend beibringen, dass er vielleicht auch auf Frauen stand?
„Schade“, lächelte ihn der Junge jetzt an und strich sich eine vorwitzige Haarsträhne aus der Stirn, ohne dabei die Augen von dem Detektiv zu lassen. Jene zarte Bewegung machte Shy wahnsinnig und am liebsten hätte er ihn in seine Arme gerissen. Doch Irvine genoss es, in dieser Situation das Ruder in der Hand zu halten und hielt sich weiter auf Distanz.
„Wieso?“ Shys Stimme klang ungewohnt heiser bei dieser Frage.
„Dann hättest du nämlich feststellen
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