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Sibirisches Roulette

Sibirisches Roulette

Titel: Sibirisches Roulette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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ist faszinierend.«
    »Danke.« Mit kühlem Blick sah Walja den Major an. »Gehen Sie auf Ihr Zimmer und halten Sie sich bereit. Ich lasse Sie abholen.«
    Nasarow nickte, aber an der Tür drehte er sich noch einmal um. »Das sollten Sie noch wissen, Walja Borisowna: Sie waren die einzige Frau, die mir befehlen konnte. Zum Glück ist auch das jetzt vorbei.«
    Er ging hinaus, und Walja blickte auf die geschlossene Tür. »Ob's ein Glück ist, Genosse Major?« sagte sie mit tiefer Nachdenklichkeit. »So sicher wäre ich da nicht …«
    Krasnikow und Meteljew, die ›Zwillinge‹, wechselten einen schnellen Blick, als Nasarow und Leutnant Mamjelew ihnen entgegenkamen. Nasarow hatte abgenommen, die Uniform hing ihm zu weit am Körper, noch etwas gelblichweiß war er im Gesicht – aber sein Schritt bewies, daß seine frühere Kraft zurückgekehrt war. Vor Krasnikow blieb er ruckartig stehen und stach ihm seinen Zeigefinger entgegen.
    »Sie sind's!« bellte er.
    »Wer bin ich?« fragte Krasnikow betont höflich.
    »Der Kerl, der mich provoziert hat. So eine Visage vergesse ich nicht. Ein Zivilist, der militärische Befehle verweigert! Zu sprechen wäre noch darüber.«
    »Mit wem?« fragte Krasnikow, noch immer mit großer Höflichkeit.
    »Mit mir! Mit mir!« Nasarows Stimme hatte den alten Ton wieder. »Schon deine Frage ist eine Frechheit.«
    »Und dein Geschrei mißfällt mir.«
    »Du duzt mich!« Nasarow rang nach Luft. »Du Lumpenhund von einem Zivilisten duzt einen Major der Roten Armee?! Mamjelew, Sie sind Zeuge!«
    »Ein Irrtum liegt hier vor: Mit dem Du hast du begonnen.« Krasnikow blickte zur Seite und äffte Nasarow nach: »Meteljew, du bist mein Zeuge.«
    »Ihren Namen!« stieß Nasarow schwer atmend hervor. »Nennen Sie mir Ihren Namen.«
    »Ich hatte ihn bereits gesagt. Damals, auf dem Platz.«
    »Der Name!« brüllte Nasarow.
    »Krasnikow …« Leutnant Mamjelew griff ein, aus Sorge, daß Nasarows genähte Vene doch noch aufreißen könnte. »Victor Ifanowitsch Krasnikow, Herr Major. Geologe.«
    »Ha! Ein Bodenficker! Wühlt herum bei Mütterchen Erde. – Das schützt Sie nicht, Krasnikow, Sie überhebliches Schwein! Aus Tobolsk werde ich mir neue Vollmachten holen, und dann tanzen Sie vor mir.«
    Er stieß Mamjelew, der ihn unterfassen wollte, um ihn zu stützen, so brutal mit dem Ellenbogen weg, daß der Leutnant zu husten begann, und ging mit großen Schritten weiter.
    Krasnikow und Meteljew sahen ihm nach, abschätzend und mit den gleichen Gedanken.
    »Eine Schande ist er für die Armee«, sagte Meteljew schließlich.
    »Eiterbeulen schneidet man auf«, erwiderte Krasnikow.
    »Victor Ifanowitsch, nicht wieder mit dem Messer!« Meteljew hob abwehrend beide Hände, aber er lachte dabei. »Noch mal zwei Zentimeter daneben können wir uns nicht leisten.«
    »Außerdem wird Nasarow nicht mehr allein herumfahren.«
    »Erklären wir sie zu ›Kukli‹«, sagte Krasnikow, wandte sich ab und blickte Nasarow nicht mehr nach. »Ich weiß schon, wie man es lautlos machen kann. Nur auf die Gelegenheit müssen wir warten.«
    Sie gingen zurück zu ihrer Wohnung, stellten die Alarmanlage ab und betraten sofort den Raum mit den vielen elektronischen Apparaten. Meteljews Blick erfaßte sofort, was in ihrer Abwesenheit geschehen war, und er schrie: »O Scheiße! Scheiße! Gefunkt haben sie, die Untergrundler! Sieh dir das an!« Er riß einen Papierstreifen aus der Maschine und warf ihn Krasnikow zu. »Am hellichten Tag. Wer denkt denn daran?! Gehabt hätten wir sie. Jetzt hätten wir ihren Standort peilen können … Und wir gehen spazieren!«
    Krasnikow überflog den Papierstreifen. Eine Zackenlinie zeigte nur an, daß Signale aufgefangen worden waren. Die genaue Peilung war nicht eingestellt, der kleine Spezialcomputer nicht gefüttert worden. Krasnikow zerknüllte den Streifen in seiner Faust.
    Mit General Tjunin sprachen sie zehn Minuten später. Zu sagen war nicht viel, nur Verdächtigungen und daß sie Ingenieur Schemjakin endlich von der Notwendigkeit überzeugt hatten, jede Nacht die wichtigsten Gebäude bewachen zu lassen. »Zehn abgerichtete Hunde kommen morgen aus Tobolsk«, meldete Krasnikow. »Hoffen wir, daß sie nicht zahnlos und blind sind. Alles möglich bei unserer Verwaltung, Genosse General. Übrigens: Major Nasarow ist heute entlassen worden.«
    »Ein zäher Bursche.« Tjunin setzte ahnungslos zu einem Loblied an. »Stolz kann er auf ihn sein, der General Pychtin. Ihr solltet Nasarow

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