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Sibirisches Roulette

Sibirisches Roulette

Titel: Sibirisches Roulette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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fahren jetzt, wie gesagt, zu Korolew und setzen uns wieder mit Ihnen zusammen, sobald wir zurück sind. Dann wissen wir mehr …«
    Jugorow blickte ihnen nach. Zu seinen Füßen lagen Taiga und Laika und starrten sich eifersüchtig an. Hoffentlich, dachte er, läßt Korolew sich nicht überrumpeln.
    Um die Mittagszeit hielten Krasnikow und Meteljew vor Korolews Haus.
    Besprechungen der Art, wie sie Jugorow angekündigt hatte, waren sorgfältig vorzubereiten. Man mußte sich nicht nur im voraus Antworten überlegen, sondern auch für die eigene Sicherheit sorgen. Deshalb hatte Korolew gleich Rudenko und Goldanski benachrichtigt und zu sich gerufen. Sie brachten ihre Gewehre und Pistolen mit und verschwanden sofort im Nebenzimmer, als draußen auf der Straße der deutsche Kübelwagen hielt und die beiden ›Geologen‹ ausstiegen.
    Aber auch Krasnikow und Meteljew waren für alles gerüstet – nur unauffälliger, listiger, gemeiner und gefährlicher. Sie hatten beide je eine der Spezialwaffen eingesteckt, mit denen die GRU auch im Ausland bei Dissidenten und Regimegegnern in England, Frankreich und München schon große Erfolge gehabt hatte: Giftnadelpistolen. Wie ein dicker Füllfederhalter wirken diese Tötungswerkzeuge, aus denen auf Fingerdruck eine winzige, dünne, spitze Nadel hervorschnellt, getränkt mit einem höllischen Nervengift. Der Getroffene stirbt innerhalb von zwei Stunden langsam, aber sicher an Nerven- und Atemlähmung. Für jeden Unwissenden sieht das aus wie ein echter Herzinfarkt. Ein Gegengift gibt es nicht, jede Behandlung ist also sinnlos. Und diesen absolut sicheren Tod kann man sehr einfach herbeiführen: Man streift den Gegner, rempelt ihn an – so, als wenn man gestolpert wäre –, lenkt ihn damit ab, und während man sich mit der einen Hand an ihm festhält, stößt man mit der anderen Hand die Giftnadel irgendwohin – in den Schenkel, in die Hüfte, ins Gesäß … es ist gleichgültig, an welcher Stelle die Nadel trifft; Hauptsache, sie dringt in den Muskel. Das Opfer spürt nur einen leichten Stich, weiter nichts, und selbst den merkt man oft nicht im Moment des Stolperns oder Anrempelns; man achtet nicht darauf und ist doch in diesem Augenblick schon unrettbar verloren durch das in den Körper schleichende Gift.
    Es ist einer der lautlosen Tode, die man auf der SPEZNA-Schule gelernt und geübt hat. Nur ein Zufall war's, daß man seinerzeit in England bei einem Verstorbenen entdeckte, daß der Tod nicht auf einen Infarkt, sondern auf einen Giftstich zurückzuführen war: An der Einstichstelle hatte sich eine allergische Rötung gebildet. Oberhalb der Hüfte. Ein bedauerlicher Unglücksfall für die GRU … man wechselte das Gift aus, nachdem man das neue Gift eingehenden Tests unterzogen hatte. Pannen wie in England durften sich nicht wiederholen. Und sie kamen bis zur Stunde auch nicht wieder vor …
    Mit diesen dicken ›Füllfederhaltern‹ in der Tasche betraten Krasnikow und Meteljew das Haus von Korolew. Im Nebenraum saßen Rudenko und Goldanski nahe der Tür, die Gewehre schußbereit über den Knien.
    »Sie werden erstaunt sein, Genosse Dorfvorsteher, daß wir noch einmal zu Ihnen kommen«, sagte Krasnikow, als Korolew sie ins Zimmer führte. »Mein Name ist Victor Ifanowitsch Krasnikow – und das ist mein Kollege Babrak Awdejewitsch Meteljew …«
    »Ich weiß, ich weiß!« winkte Korolew ab und bot Platz auf der Eckbank an. »Kann mich noch genau erinnern an Ihren ersten Besuch hier bei mir. Wir hatten uns ja ausführlich unterhalten. Sie sind Geologen bei der Baubrigade. Ich sah Sie auch schon mal von weitem bei Vermessungen und beim Ausgraben von Bodenproben. – Was kann ich diesmal für Sie tun?«
    Krasnikow und Meteljew setzten sich, blickten sich um, bemerkten die angelehnte Tür zum Nebenraum und lächelten in sich hinein. Sind eben Bauern, dachten sie überlegen. Ein Profi macht das anders.
    »Wie soll man beginnen«, sagte Krasnikow und kratzte sich den Kopf, »es ist nicht so einfach bei dem, was wir zu sagen haben.«
    »Kommen Sie im Auftrag der Regierung?« fragte Korolew, den Ahnungslosen hervorragend spielend. »Sollen Sie uns mitteilen, daß wir im nächsten Frühjahr unser Dorf räumen müssen?«
    »Aber nein, nein! Das hat noch lange Zeit. Wer weiß, ob es überhaupt dazu kommt. Überall diese Widerstände, Proteste, Sabotagen … nicht wahr?«
    »Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen.«
    »Aber Korolew! Die Sprengung des Dammes …«
    »… hat uns

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