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Sibirisches Roulette

Sibirisches Roulette

Titel: Sibirisches Roulette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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um jeden zu finden.«
    Krasnikow und Meteljew wechselten einen schnellen Blick. Die Sache wurde komplizierter, als man es sich vorgestellt hatte. Es genügte nicht, mit dem Plan, die Geiseln zu befreien, in den Kreis der Verschwörer von Lebedewka einzudringen, das sahen sie jetzt klar.
    »Ihr habt doch die Sümpfe«, meinte Meteljew scheinbar harmlos, so, als sei ihm das soeben erst eingefallen.
    »Die Sümpfe! Genossen, wie kann man zehn Menschen in den Sümpfen verstecken? Höchstens versenken kann man sie! – Ich weiß mir keinen Rat.«
    »Jugorow hat uns vorgeschlagen, zu Ihnen zu gehen«, fuhr Krasnikow fort.
    »Jugorow? Was weiß er denn?! Soll er Ihnen doch ein Versteck zeigen, wenn er so klug ist. Es gibt nur eine Möglichkeit …«
    »Aha!« Meteljew hob den Kopf. »Was sind Ihre Gedanken, Grigori Valentinowitsch?«
    »Am sichersten wären die Geiseln in Nowo Gorodjina.«
    »Das ist verrückt!« rief Meteljew aus. »Verrückt!«
    Korolew war glücklich über seinen ganz spontan gekommenen Gedanken und klatschte begeistert in die Hände. Nicht einmal Jugorow war auf diese Idee gekommen, die idealste, die es überhaupt gab. »Weil es verrückt ist, weil daran niemand denkt, ist es das beste Versteck. Genossen, bringt die Geiseln zu euch!«
    »In zwei kleine Zimmer?«
    »Vergeßt Jugorow nicht.«
    »Neben uns wohnt er. Sein Zimmer ist noch enger!« Krasnikow schüttelte den Kopf. Mit dieser plötzlichen Wendung hatte er nicht gerechnet. »Außerdem würden es zu viele wissen, zu viele Augen gibt es. Niktin aus Tobolsk ist da. Wie Schemjakin reagiert, wissen wir nicht. Verräter gibt es überall, die sich ein paar Rubel davon versprechen … nein, ihr müßt die befreiten Geiseln irgendwo bei euch verstecken.«
    Korolew tat, als denke er angestrengt nach. Geduldig warteten Krasnikow und Meteljew. Nur nicht drängen, nur nicht zuviel reden; je weniger Worte, um so glaubhafter ist man in dieser Situation. Schließlich sagte Korolew verzweifelt:
    »Ich weiß nichts! Schwärmen die Soldaten aus, werden sie überall die Geflüchteten finden. Ihr alle unterschätzt Nasarow.«
    »Kümmern Sie sich nicht um Nasarow, Genosse!« sagte Meteljew eindringlich.
    »Um wen sonst? Er ist unser größter Feind! Er will uns alles, was hier im Laufe der Monate geschehen ist, an den Hals hängen. Immer trifft's die, die am wehrlosesten sind.« Korolew raufte sich die Haare, dachte, so raffiniert wie ihr sind wir schon lange, und setzte sein Spielchen fort. »Ein neuer Vorschlag: Holt die Geiseln erst einmal aus dem Militärlager raus, bringt sie zu uns. Dann werden wir sehen, was zu tun ist. Laßt sie erst einmal hier sein.«
    »Auf gut Glück? Das ist zu gefährlich!« sagte Krasnikow. »Wir können sie ja nicht auf dem Marktplatz stehenlassen.«
    »Uns fällt schon etwas ein …« Korolew raufte sich wieder die Haare. »Ein schlechtes Gefühl habe ich, Genossen. Machen wir es so! Bringt die Geiseln erst her, zur Kirche, das ist immer ein guter Platz, und bis dahin haben wir uns etwas ausgedacht. Sind ja noch ein paar Stunden, um nachzudenken. Vielleicht wissen meine Freunde einen Rat? Ich vermag jetzt nichts zu sagen. Überrumpelt habt ihr mich. Wer kann denn so schnell denken, wenn einem etwas so Gefährliches plötzlich mitgeteilt wird?« Er sah Krasnikow aus wirklich umflorten Augen an. »Wann soll's denn geschehen?«
    »Gegen zwei Uhr in der Nacht.«
    »Dann könntet ihr etwa halb drei bei der Kirche sein.«
    »Spätestens.«
    »Womit?«
    »Mit einem kleinen Lastwagen der Brigade. Er soll um sechs wieder in der Halle stehen. Also muß alles schnell geschehen. Nirgendwo darf es eine Wartezeit geben. Zug um Zug muß das ablaufen …« Krasnikow erhob sich. Mehr war jetzt nicht zu tun. Aus Korolew konnten sie nichts mehr herauslocken im Augenblick. Der Erfolg aber würde ihnen, sobald erst die Geiseln in Sicherheit waren, alle Herzen und damit alle Türen öffnen. »Was wir tun können, wird gelingen. Das andere liegt bei euch, Grigori Valentinowitsch; bei Ihrem Dorf.«
    Sie gaben sich die Hand, wünschten sich gegenseitig Glück, und Korolew brachte die Besucher bis vor die Haustür. Dort blieb der Dorfvorsteher zurück, bis Krasnikow und Meteljew in den deutschen Beutewagen gestiegen waren, auf der Straße gedreht hatten und winkend nach Nowo Gorodjina fuhren. Am Fenster, geschützt durch die Gardine, blickten ihnen auch Rudenko und Goldanski nach.
    »Was sind sie wirklich?« fragte Rudenko, als Korolew wieder ins Zimmer

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