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Sibirisches Roulette

Sibirisches Roulette

Titel: Sibirisches Roulette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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trat.
    »Jugorow meint, es handelt sich um Spezialbeauftragte. Nur woher und von wem sie kommen, das weiß er noch nicht.«
    »KGB!« rief Goldanski und trat gegen die hölzerne Zimmerwand.
    »Jugorow sagt nein. Der KGB hat eine andere Taktik. Warten wir es ab. Laßt erst die Nacht kommen und die Nacht vorbeisein.« Korolew zog eine leichte Wolljacke an, streifte die Pantoffeln ab und stieg in seine Reitstiefel. »Ich sehe mir jetzt bei Trofimow an, ob alles vorbereitet wird.«
    »Er soll alles, womit man werfen, schlagen, stechen und schießen kann, aus dem Haus schaffen!« lachte Goldanski und warf sein Gewehr an dem Riemen über den Rücken. »Wenn Svetlana Victorowna und Soja zusammenprallen, gehen sie selbst mit den Stühlen aufeinander los … Freunde, wird das eine lustige Nacht werden …«
    Bei den ›Zehn Sängern‹ – ein magischer Ort schien es zu sein – hielt Krasnikow den Kübelwagen an und steckte sich eine Papirossa an. Auch Meteljew nahm eine aus der Schachtel und blickte nach dem ersten Zug sinnend dem Qualm nach.
    »Was denkst du über Korolew?« fragte Krasnikow.
    »Ein raffinierter Fuchs. Er traut uns nicht.«
    »Wundert dich das? In der Nacht wird sich das ändern.« Krasnikow rauchte hastig. »Wer mag wohl im Nebenzimmer gesessen haben?«
    »Seine Leibgarde.« Meteljew lehnte sich etwas zurück. »Man hätte sie herauslocken sollen.«
    »Wozu? Vergessen wir bei allen Nebenhandlungen nicht: Unsere Aufgabe ist es, den ›Spezialisten‹ zu entdecken und zu liquidieren. Alles andere sind nur Verzierungen oder Umwege zum Ziel.«
    »Und Nasarow selbst?«
    »Betrachten wir als ein kleines Privatvergnügen.«
    »Sehr gut, Victor Ifanowitsch. Eine Art Hobelspan, der abfällt.«
    »So kann man es nennen.« Krasnikow lächelte in den Rauch seiner Zigarette hinein. »Jetzt zu Jugorow und seinen Hunden. Er darf auf keinen Fall versagen!«
    Nachdem sie ihre Papirossy geraucht hatten, fuhren sie weiter, stellten den Kübelwagen wieder in der Halle ab und gingen zu Fuß zum Zwinger. Jugorow war nicht da, aber die Hunde benahmen sich wieder wie toll. Vor allem Ilja, der Leithund, stieg am Drahtgitter hoch, zeigte sein imponierendes Gebiß und bellte wie verrückt. In seinen Augen glühte Blutdurst.
    »Da hilft nur ein Meisterschuß«, sagte Meteljew und blieb einen Meter vom Gitter entfernt stehen. »Aber zehn sind's! Mehr als man Patronen im Pistolenmagazin hat.«
    »Ein Gutes ist bei der Ansammlung dieser Biester: An ihnen kommt auch unser ›Spezialist‹ nicht vorbei, wenn er nachts durchs Lager schleichen sollte. Jugorow hat recht: Es gibt keinen besseren Schutz, als die Hunde nachts frei herumlaufen zu lassen.«
    »Bis sie einen Unschuldigen reißen …«
    »Den gibt es nicht – es sei denn, er ist ein Blöder, der alle Warnungen mißachtet … Babrak Awdejewitsch, so kriegen wir den ›Spezialisten‹ nicht zu sehen … wir müssen unbedingt das Vertrauen der Leute von Lebedewka gewinnen. Das ist der einzige sichere Weg zu ihm …«
    Sie fanden Jugorow zu Hause in seinem Zimmer. Er saß am Tisch und lernte aus einem Buch über Statik und Straßenbau.
    »Alles in Ordnung?« fragte Krasnikow und klopfte ihm auf die Schulter.
    »Von mir aus: ja! Und bei Ihnen, Genossen?«
    »Auch.«
    »Was hat Korolew gesagt?«
    »Er tat sich schwer und druckste herum wie einer, der sich mit steinharter Scheiße quält«, sagte Meteljew fröhlich. »Weiß angeblich nicht, wohin mit den Befreiten – aber er täuscht uns nicht! Er weiß es sehr genau. Na, die Nacht wird's zeigen.«
    Jugorow klappte das Lehrbuch zu und legte es zur Seite. »Während ihr weg wart, Genossen, gab's hier eine große Neuigkeit«, sagte er dabei.
    »Ei, was denn? Besuch aus der Moskauer Zentrale?«
    »Nasarow …«
    »Ist abgelöst worden?!«
    »Das wäre zu schön. – Nein, er ist krank. Liegt zu Bett. Hat in Tobolsk gebeten, die Gerichtsverhandlung zu verschieben. Um drei oder vier Tage. Das Sondergericht kommt also morgen nicht nach Nowo Gorodjina. Genossen, wir haben plötzlich Zeit. Nichts zu übereilen brauchen wir.«
    Krasnikow blickte schnell zu Meteljew. Der schüttelte kaum merkbar den Kopf.
    »Aber es bleibt bei heute nacht!« sagte Krasnikow sofort. »Alles ist vorbereitet.«
    »Wie ihr meint, Genossen.«
    »Sie kneifen doch nicht etwa, Jugorow?«
    »Was denken Sie von mir, Victor Ifanowitsch?! Natürlich stehen die Hunde bereit. Nur nicht daran denken darf ich, daß einige meiner Lieblinge erschossen werden könnten. Im voraus

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