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Sibirisches Roulette

Sibirisches Roulette

Titel: Sibirisches Roulette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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kommen mir dann schon die Tränen.«
    »Trösten Sie sich damit, Igor Michailowitsch: Es sind Opfer für eine große, gute Tat.«
    »Befreiung der Geiseln … Genossen, ehrlich: Was gehen mich die Leute von Lebedewka an? Wenn's nicht gegen Nasarow ginge …«
    »Das ist es, Jugorow. Das ist Ihr Motiv.«
    »Aber ist Nasarow auch nur einen einzigen Hund wert?«
    »Ich denke: Ja …«, rief Meteljew.
    »Das sagen Sie, Babrak Awdejewitsch; es sind ja nicht Ihre Hunde. Man kann gut etwas opfern, was einem nicht gehört.« Jugorow wehrte mit den Händen ab, als Meteljew etwas entgegnen wollte. »Keine langen Diskussionen, Genossen, es bleibt bei heute nacht. Wann soll ich die Hunde zum Militärlager bringen?«
    »Kurz vor zwei Uhr müssen Sie da sein, Jugorow.«
    »Und mich hält kein Posten auf?«
    »Freie Fahrt haben Sie!« rief Meteljew aufgekratzt. »Von den Posten werden Sie nichts sehen.«
    »Fünf Minuten vor zwei Uhr lasse ich die Hunde frei, um spätestens halb drei sammele ich sie wieder ein. Genügt diese Zeit?«
    »Vollkommen. Wir brauchen nur ein paar Minuten.«
    »Und dann fahre ich mit ihnen zurück nach Nowo Gorodjina. Ich werde dann nicht weiter helfen können, Genossen, mit der Meute im Rücken.«
    »Gut so. Alles Folgende machen wir allein mit den Leuten von Lebedewka.«
    »Aber auf eins muß ich noch aufmerksam machen«, sagte Jugorow sehr ernst und mahnend. »In dieser Zeit ist das Baubrigadelager ohne Schutz.«
    »Das war es bisher doch jede Nacht, ehe die Hunde kamen.«
    »Sie wissen, daß man einen neuen Angriff der Saboteure erwartet. Darum hat man uns ja die Hunde aus Tobolsk geschickt.«
    »Jugorow!« Krasnikow lächelte beruhigend. »Der Satan müßte schon im Spiel sein, wenn ausgerechnet in dieser Nacht etwas im Lager passiert. Wer weiß denn von unserem Plan?«
    »Nur wir drei, Genosse.«
    »Und Walja Borisowna?«
    »Nicht ein Tönchen. Ich schwöre es. Aber Korolew weiß es jetzt, und wenn Korolew mit seinen Freunden berät, weiß es eine ganze Menge … Man vermutet doch immer, daß Lebedewka und die Saboteure …«
    »Die Geiseln werden ihnen wichtiger sein, Igor Michailowitsch«, beruhigte Krasnikow den aufgeregten Jugorow. »Aufpassen müssen wir hinterher! Und da laufen ja Ihre Hunde herum; an ihnen kommt niemand vorbei.«
    »Nein, da kommt niemand vorbei!« rief Jugorow voller Stolz.
    Gelungen war es, und so einfach war's gewesen … Er hatte sich als treuer Freund der Moskauer Pläne gezeigt, als Gegner der Widerständler. Nicht der kleinste Hauch Mißtrauen lag mehr über ihm. Jeder vertraute ihm vollkommen.
    »Um zwei Uhr nachts also, Igor Michailowitsch«, sagte Krasnikow und ging zur Tür. »Verschlafen Sie die Zeit nicht. Was werden Sie bis dahin tun?«
    »Lesen. Musik hören. Ich liebe Opern.«
    »Einmal ganz indiskret: Kommt Walja heute nicht zu Ihnen?«
    »Nein. Beleidigt ist sie, weil gestern Laika bei mir schlief. Selbst auf weibliche Hunde ist sie eifersüchtig.«
    »Ein Beweis der ganz großen Liebe!« rief Meteljew an der Tür. »Sie Glücklicher! Nicht im siebten, im achten Himmel müssen Sie sein, Jugorow.«
    Jugorow schloß hinter ihnen die Tür ab, blieb nachdenklich im Flur stehen und holte dann das Membranstethoskop aus dem Bett, unter der Matratze hervor, klemmte es an seine Ohren und drückte es gegen die Wand. Nebenan hörte er erst Rumoren, dann knackte etwas, ein dünnes Pfeifen erklang, und Jugorow wußte, daß man den Kurzwellensender angestellt hatte. Kurz darauf vernahm er Meteljews Stimme, und diesmal verstand er sogar das meiste.
    Das Gespräch war allerdings kurz. Meteljew gab als Meldung nur durch, was sie in der Nacht ausführen würden. Aber dann hörte Jugorow etwas, zum erstenmal, was ihn zusammenzucken ließ und ihm schlagartig nicht nur die Augen öffnete, sondern ihm seine Lage und seine Gegner bewußt werden ließ. Und ob er wollte oder nicht – bei dieser Erkenntnis lief ihm ein kalter Schauer über den Rücken.
    Meteljew sagte nämlich zum Abschluß der Meldung: »Bestellen Sie von mir und Krasnikow einen schönen Gruß an den Genossen General Tjunin!«
    »Die GRU«, dachte Jugorow und mußte einen Kloß im Hals hinunterschlucken. Das ist es! Krasnikow und Meteljew sind von der GRU auf mich angesetzt. Sie sind Offiziere der höllischen Spezialtruppe der GRU. Sie gehören zu den gnadenlosen Vollstreckern. Zu den lautlosen Tötern.
    Gut, daß man das jetzt weiß. Es ist erlaubt, zu frieren.
    GRU … ein Name, der mit G anfängt wie

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