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Sibirisches Roulette

Sibirisches Roulette

Titel: Sibirisches Roulette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Ärztin hierbei?«
    »Wir wohnen Wand an Wand, mein Freund.« Krasnikow klopfte Jugorow auf die Schulter. »Zwei unangenehme Schläfer sind wir; ein kleines Geräusch, und wir wachen auf …«
    »Sie sprechen nicht darüber …«
    »Trauen Sie uns das zu?«
    »Noch eine Frage hätte ich: Was würden Sie getan haben, wenn Nasarow dazu gekommen wäre, Sie zu mißhandeln?«
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Krasnikow, aber er wußte es genau. »Ich habe gehofft, daß es nur eine leere Drohung blieb.«
    »Nicht bei Nasarow! Im Militärlager hält er zehn Geiseln fest. Das Dorf Lebedewka hätte er fast abgebrannt.«
    »Warum?«
    »Die Saboteure kommen aus dem Dorf, sagt er.«
    »Ein Unsinn ist's, weiter nichts. Hier arbeitet ein Spezialist.«
    Durch Jugorow fuhr ein Ruck. Scheinbar harmlos fragte er: »Woher wissen Sie das, liebe Freunde?«
    »Man weiß noch nichts Bestimmtes, aber alle munkeln so herum. Die Sprengung heute mittag war ein Meisterwerk. Zeitzündung mit einer Weckuhr.«
    »Nicht für möglich soll man's halten. So etwas gibt es?«
    »Einen Teil der Uhr habe ich zufällig gefunden«, sagte Meteljew. »Wir Geologen finden immer was.« Er lachte über diesen Witz und ging auf den kleinen Vorbau des Hauses. »Dürfen wir Sie einladen, Genosse? Etwas Kostbares haben wir mitgebracht aus Moskau: Grusinischen Kognak. Trinken wir auf Ihren Einfall mit dem Telefon und daß Nasarow Sie so schnell nicht wiedersehen möge!«
    Sie gingen in Meteljews Zimmer; ein großer, schöner Raum war's, nur spärlich möbliert, und setzten sich in drei Korbsessel. Nebenan in Krasnikows Zimmer standen die empfindlichen Such- und Meßgeräte und zeichneten alles auf, was im Äther herumschwirrte. Wie konnte das Jugorow ahnen?
    Meteljew holte aus seinem Wandschrank die köstliche Flasche, schenkte in Wassergläser ein – man hatte nichts anderes – und prostete Jugorow zu.
    »Ich heiße Babrak Awdejewitsch Meteljew.«
    »Ich – Victor Ifanowitsch Krasnikow.«
    »Ich – Igor Michailowitsch Jugorow …«
    »Auf unser Wohl!« rief Meteljew.
    »Auf ein langes Leben trotz Nasarow!« scherzte Krasnikow.
    »Auf gute nachbarschaftliche Freundschaft – und einen besseren Schlaf!« sagte Jugorow.
    Sie lachten und stießen an. So fröhlich haben Jäger und Gejagter noch nie zusammengesessen …
    In der Nacht löste Jugorow wieder die lose Bodendiele in seinem Zimmer, holte sein Funkgerät hervor und rief: »Adler an Wolf! Adler an Wolf!« Und als Wolf sich meldete, sagte er schnell: »Aktion eins beendet.«
    Zur gleichen Zeit, Zufälle haben oft etwas Perverses an sich, saßen auch Krasnikow und Meteljew am Funkgerät und berichteten dem Kontaktmann zu General Tjunin die Ereignisse des verflossenen Tages. Meteljew sprach den Text und wurde plötzlich durch einen harten Griff gestoppt. Krasnikow zeigte auf eines der Meßgeräte. Über der Skala zitterte die Nadel.
    »Da funkt er wieder, der Hund … da ist er …«, sagte er heiser vor Erregung.
    »Dummheit, das sind wir!« Meteljew lächelte Krasnikow an. »Wir haben uns selbst im Sucher. Paß auf, ich schalte kurz ab.«
    Er drehte an einem Knopf, es knackte leise, und die Nadel auf der Suchskala blieb auf Null stehen. Sie mußte es – in diesem Augenblick hatte nämlich auch Jugorow ausgeschaltet.
    »Überzeugt?« fragte Meteljew.
    »Ja.«
    Meteljew ging wieder auf Sendung, sagte: »Entschuldigung, Genossen, hier wurde nur etwas Technisches demonstriert«, und ergänzte dann seine Meldung für General Tjunin.
    Nachdenklich saß Krasnikow neben ihm und schwieg. Merkwürdig ist's doch, dachte er, aber er sagte nichts, um nicht erneut Meteljews Spott zu hören. Wir sprechen jetzt ja wieder … und dennoch schlägt die Nadel nun nicht mehr aus!
    Zwei Tage gingen dahin mit der Arbeit am Damm, mit dem Aufräumen der zerstörten Halle, mit Untersuchungen an der Explosionsstelle, mit langen Telefongesprächen nach Tobolsk und Moskau. Ein wenig blaß wurde selbst Schemjakin, als ihn am zweiten Tag das KGB verlangte: Ein General Kulpakow wollte ihn sprechen.
    Schemjakin hielt die Sprechmuschel zu, nickte zu seiner Frau, sie solle herkommen, und flüsterte ihr zu: »Die KGB-Zentrale in Moskau. Geht's um meinen Kopf? Ruf Walja … vielleicht müssen wir heute noch packen …«
    Aber Schemjakin täuschte sich. Sehr freundlich war General Kulpakow, sprach ihm sein Mitgefühl aus über das neuerliche Unglück – sie wissen alles in Moskau, durchfuhr es Schemjakin eiskalt – und sagte

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