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Sibirisches Roulette

Sibirisches Roulette

Titel: Sibirisches Roulette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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dann:
    »Behalten Sie die Ruhe, Genosse Schemjakin! Was immer auch noch geschehen mag: Beißen Sie die Zähne zusammen. Die Sieger am Ende sind wir.«
    »Geschehen? Sie rechnen damit, Genosse General, daß noch mehr sabotiert wird?« Schemjakin blickte an die Wand mit der Karte der eingezeichneten Trasse des Sib-Aral-Kanals. »Wir … wir können uns davor nicht schützen … Sie wissen das, Genosse General … Plötzlich geht eine Bombe in die Luft … liegen irgendwo Minen … ein hinterhältiger Krieg im Frieden …«
    »Verlieren Sie nicht die Nerven, Schemjakin«, sagte Kulpakow eindringlich. »Wir beobachten alles.«
    »Von Moskau aus? Wo ich doch selbst hier vor Ort nichts sehen kann!«
    »Bleiben Sie stark. Das wollte ich Ihnen sagen.«
    »Und wie soll ich weiterarbeiten ohne Maschinen?«
    »Sie werden neue bekommen.«
    »Die man wieder in die Luft sprengt …«
    »Nicht lange mehr. Vertrauen Sie darauf, daß wir Spuren lesen können. Stark bleiben, Genosse Schemjakin!«
    »Ich werde mir Mühe geben, Genosse General.«
    Schemjakin legte den Hörer zurück und blickte in die fragenden Augen von Olga Walerinowna. Auch Walja war gerade hereingekommen.
    »Stark sollen wir sein«, sagte er voll Bitterkeit. »Stark! Und sie rechnen damit, daß noch mehr geschieht. Wie herrlich stark kann man sein, wenn man in Moskau hinter dicken Mauern sitzt!« Er sah Walja an und faltete die Hände. »Was sagt man in der Brigade? Du erfährst mehr als ich. Vor der Ärztin machen sie den Mund auf. An mir schleichen sie sich vorbei.«
    »Vor drei Tagen wollten sie Igor Michailowitsch töten … nachts … aus dem Hinterhalt … beschossen haben sie ihn …«
    »Wer ist Igor Michailowitsch?« fragte Schemjakin und trank einen Wodka, den ihm die Schemjakina brachte.
    »Jugorow, Vater.«
    »Woher weißt du das?«
    »Ich war dabei.«
    »Du warst … drei Tage ist es her … die Nacht, in der du nicht zu Hause warst.«
    »So ist es, Vater.«
    »Jugorow ist es also?!« Mit der Faust hieb er auf den Tisch, warf das leere Glas an die Wand und sprang auf. »Ein hergelaufener Traktorfahrer … meine Tochter, meine Tochter bleibt nachts bei einem Traktorfahrer?! Entlassen wird er, auf der Stelle! Aus Nowo Gorodjina lasse ich ihn hinaustreiben …«
    »Erstaunlich, wieviel du schon von Nasarow gelernt hast, Vater.«
    »Was sagst du da? Ah, die Genossin Ärztin bleibt immer noch meine Tochter … und wenn sie dreißig ist oder vierzig oder fünfzig … wenn ich an Krücken gehe oder im Stuhl gefahren werde … meine Tochter bleibt sie bis zum Ende, und ich schlage sie, wenn sie ungehorsam ist!«
    Er hob die Hand, die Schemjakina stieß einen klagenden Laut aus, aber sie stellte sich nicht dazwischen – denn, daß es Jugorow war, erschütterte auch sie. Gedacht hatte sie an einen der jungen Ingenieure im Konstruktionsbüro, und das wäre schon arg gewesen. Aber Jugorow?
    »Schlag zu, Väterchen«, sagte Walja mit fester Stimme. Sie reckte sich, hielt ihm ihr Gesicht hin und schloß die Augen. »Schlag deine Tochter – doch was wird's nützen? Wirfst du Igor hinaus, gehe ich mit ihm. Wohin er auch zieht: Ich bin bei ihm. Schlag mich, Väterchen …«
    Schemjakin ließ die erhobene Hand sinken und setzte sich wieder an seinen Tisch. Was kann ein Mensch alles ertragen, dachte er. Ist es nun Stärke oder Feigheit, auch das hinzunehmen: Walja verläßt uns, läuft einem Mann nach, der unter ihrer Würde ist. Nie werden wir mehr von ihr hören … das einzige Glück unseres Lebens geht davon. Olga Walerinowna, warum bin ich denn so allein?
    »Man … hat auf ihn geschossen?« fragte er, um der qualvollen Stille ein Ende zu machen.
    »Ja. Bei den ›Zehn Sängern‹.«
    »Da … habt ihr euch getroffen?«
    »Ja.«
    Schemjakin stöhnte leise und schloß die Augen. Draußen im weiten Land, nachts, wie eine Hündin den Hund … meine Tochter …
    »Wer hat auf ihn geschossen?«
    »Wenn man das wüßte! Zweimal hat dieser Unmensch geschossen, dann ritt er davon.«
    »Ritt davon?« Schemjakins Kopf schnellte hoch.
    »Deutlich war's zu hören. Im Galopp ritt er.«
    »Kein Irrtum, Walja?«
    »Nein, Vater. Auch Igor sagte: Er hat ein Pferd. Mit dem Wagen wollte er hinterher … festgehalten habe ich ihn. Ich hatte solche Angst.«
    »Wäre er ihm doch gefolgt, dann wüßten wir jetzt mehr!« rief Schemjakin. »Immer diese Weiberangst!«
    »Vielleicht war's eine Warnung, Vater? An der Seite deiner Tochter wird ein Mann erschossen … ist das keine deutliche

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