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Sich vom Schmerz befreien

Titel: Sich vom Schmerz befreien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Weitzer
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liegt eine bestimmte gesundheitliche Problematik möglicherweise bei Ihnen in der Familie und bereits Mutter und Großvater litten darunter.
    Diese und weitere Ursachen für Ihre Schmerzen wurden medizinisch diagnostiziert und durch objektive Daten wie
Röntgenbilder und Untersuchungen nachgewiesen. Die ständigen Schmerzen und die stressigen Lebensbedingungen belasten Sie natürlich, sodass irgendwann auch Ihre »Psyche angegriffen« war, wodurch sich das Schmerzproblem gefestigt und verstärkt hat. So etwa könnte die Erklärung Ihres Arztes für Ihre Schmerzen lauten. Und deshalb glauben Sie auch, sie zu kennen.
    Der Begriff »Maschinenmodell des Schmerzes« lässt in Vergessenheit geraten, dass es gar keine einheitliche, allgemeingültige Schmerztheorie, geschweige denn Schmerztherapie gibt. Denn zahlreiche medizinische, neurologische, physiologische, psychologische und weitere therapeutische Richtungen liefern hierzu eigene Ansätze. Gemeinsam ist allen jedoch der Standpunkt, von dem aus der Schmerz betrachtet wird - nämlich aus der Perspektive eines Außenstehenden, der ihn als ein Geschehen, einen objektiv existierenden Reiz in der »Maschine«, das heißt dem lebenden Organismus versteht. Er ist die automatische Folge einer oder mehrerer körperlicher und eventuell psychischer Ursachen, die sich gegenseitig beeinflussen und so - darüber ist man sich einig - den Schmerz zu einem sehr komplexen »multifaktoriellen« Geschehen machen.
    Fragen Sie doch mal Ihren Arzt oder Apotheker, was Schmerzen sind. Vielleicht wundern Sie sich über die Antwort. Lesen Sie Bücher, denken Sie selbst darüber nach, und Sie werden feststellen: Je länger Sie dies tun, desto schwieriger wird es, eine Antwort zu finden - obwohl (oder gerade weil) Schmerz eine Grunderfahrung jedes Menschen ist. Ronald Melzack, ein bekannter Schmerzforscher, hat vor über 35 Jahren in seiner Arbeit den Schmerz als »Rätsel« bezeichnet. Er tat sich mit anderen Wissenschaftlern und Schmerzexperten zusammen, um es zu lösen. Daraus entstand die offizielle Definition von Schmerz bei der Weltgesundheitsorganisation (WHO): »Schmerz ist ein unangenehmes Sinnes- und Gefühlserlebnis, das mit aktueller oder potenzieller Gewebsschädigung verknüpft
ist oder mit Begriffen einer solchen Schädigung beschrieben wird.« In einfacheren Worten: Schmerz ist ein unangenehmer Sinnesreiz, den ich wahrnehme und der mir das Gefühl gibt, etwas sei defekt.
    Diese Aussage, die alles und doch nichts erklärt, löst das Rätsel natürlich auch nicht. Und trotzdem ist diese Definition jene Basis, auf der bis heute unwahrscheinlich viel Geld für Schmerzforschung und Schmerztherapie ausgegeben wird. Dabei geht es vor allem darum, diesen Sinnesreiz naturwissenschaftlich zu untersuchen und geeignete Medikamente zu entwickeln.
    Â 
    Betrachten wir also etwas genauer, was mit Schmerz aus der Außensicht, basierend auf dem »Maschinenmodell« gemeint ist. Beschäftigt man sich mit dem Schmerz von diesem Standpunkt aus, bedeutet dies, die »Maschine Organismus« zu analysieren, sich auf die Suche nach beobachtbaren Tatsachen für den Schmerz zu machen und von was er verursacht wird. Im Vordergrund stehen dabei Verletzungen, strukturelle Veränderungen und Schädigungen, neurologische/biochemische Erscheinungen und Funktionsstörungen, aber auch Besonderheiten im Erleben und Verhalten (also der Psyche). Da diese objektiven Tatsachen gewöhnlich dem Schmerzerleben unmittelbar vorausgehen, zeitgleich mit ihm auftreten oder sich zumindest mit ihm überschneiden, werden sie als »Ursachen« angesehen. Damit ist man geneigt, auch den Schmerz selbst als »Gegenstand« zu betrachten, der im Körper real existiert, also als etwas, das »man hat«. Wird als Ursache eine Krankheit diagnostiziert (die man ebenfalls »hat«), wird nach dem Schmerz nicht mehr getrennt gefragt - Schmerz und Krankheit werden eins.
    Beispiel: Wenn ein Mensch Rheuma hat, bedeutet Rheuma eben eine schmerzhafte Krankheit des Bewegungsapparates. Wird diese Krankheit dann behandelt, geht man davon aus,
dass mit ihr auch der Schmerz verschwindet. Die moderne wissenschaftliche Forschung verfügt über immer mehr Möglichkeiten, die neurologischen und biochemischen Vorgänge, die mit dem Schmerzerleben zusammen ablaufen - in der Fachsprache »Nozizeption« genannt - exakt

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