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Sich vom Schmerz befreien

Titel: Sich vom Schmerz befreien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Weitzer
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mit dem unbewussten System des Kindes, welches durch das Handauflegen, und damit »gefühlsmäßig«, die Information erhält: »Du bist in Sicherheit, du kannst entspannen.« Die unmittelbare Wirkung basiert darauf, dass über den Körper, das heißt die Muskelaktivität, das limbische System, also das emotionale Gehirn, direkt angesprochen wird.
    Eine solche Kommunikation über den Körper wird in der Therapie bewusst gestaltet: Durch Berührung informiert sich der Therapeut über Spannungsprozesse des Klienten, die in bestimmten Vorgängen des Körpers aufgespürt werden können.
Dabei handelt es sich - je nach Methode - um »Muskelpulsation«, »Rhythmen«, »Mikrobewegungen«, »Widerstände«, »Atmen« oder auch um »Energiefluss«. Indem der Therapeut diesen unbewussten Vorgängen folgt und die Aufmerksamkeit des Patienten (durch die Berührung und auch verbal) dorthin lenkt, meldet er sie damit auch dem Organismus zurück (»Biofeedback«). Da dieser von sich aus ein Spannungsgleichgewicht anstrebt, beginnt dadurch das System, sich mit seinem eigenen Spannungsverhalten auseinanderzusetzen, es neu zu organisieren und zu regulieren. Beim Patienten zeigt sich dies durch veränderte Körperempfindungen und Symptome, durch psychische (vor allem emotionale) Reaktionen und durch das bewusste Erkennen von Zusammenhängen. Dieser Weg der therapeutischen Kommunikation stellt in der Schmerztherapie die Grundlage dar.
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    Durch diese »Kommunikation mit dem unbewussten Spannungsverhalten« verändern sich auch Schmerzen schnell, weil sie - wie wir im nächsten Kapitel erfahren werden - von der Muskelspannung abhängen. Der Schmerz ist oft bereits nach wenigen Sitzungen deutlich gebessert oder gar verschwunden - jedoch in der Regel nicht dauerhaft. Er verändert sich aber hinsichtlich Qualität, Häufigkeit, Intensität, Lokalisation oder der Art, wie er erlebt wird. Er kann sich auch durch ein anderes Symptom zeigen - durch Unruhe und Angst, Traurigkeit, Wut oder die Empfindung von Druck. Nach dem Verhaltensmodell auf S. 29 wird jede unbewusste Spannung irgendwo und irgendwie auch bewusst, also kann unbewusste Spannung auch willentlich verändert werden.
    Hier setzt der zweite, der indirekte kommunikative Weg zur Therapie an, in der Abbildung auf Seite 51 dargestellt durch die Doppelpfeile zwischen dem bewussten Verhalten des Therapeuten und des Patienten sowie dessen bewusster und unbewusster Ebene. Dafür erfolgt der Informationsaustausch verbal.
Der Therapeut begleitet den Patienten durch den Prozess der Spannungsänderung, der durch manuelle Kommunikation in Gang gesetzt wurde, indem er dessen Aufmerksamkeit und Wahrnehmung auf die dabei erlebten (Körper-) Empfindungen und Gefühle lenkt. Im Zuge dessen entwickelt er mit ihm Möglichkeiten, selbst willentlich und bewusst Einfluss auf unbewusste Spannungsvorgänge und dadurch auf Schmerz und Krankheit zu nehmen. Dies ist letztendlich das Ziel jeder Therapie: zu lernen, das (unbewusste) Spannungsverhalten eigenständig zu harmonisieren, um Krankheiten und Schmerzen zu überwinden. Es geht darum, langfristig auch ohne Therapeuten auszukommen.
    In Kapitel 4 werden Sie erfahren, wie verbale kommunikative Methoden gezielt eingesetzt werden, um Ihr System selbst ins Spannungsgleichgewicht begleiten zu können und etwas gegen Ihre Schmerzen zu tun. In der Therapie kommen vor allem Atem-, Körperwahrnehmungs- und Bewegungsmethoden sowie mentale und meditative Techniken zur Anwendung. Dazu gehören Gesprächs- und Körper-Psycho-Therapien, hypnotherapeutische Verfahren sowie »Entspannungstraining« und »Körperarbeit«. Mir geht es hier nicht darum, die verschiedenen Methoden voneinander abzugrenzen und sie zu definieren. Mein Anliegen ist vielmehr, jene Aspekte und Prinzipien herauszuarbeiten, die allgemeingültig sind und die berücksichtigt werden müssen, um aus einer »mechanischen« eine »kommunikative« Schmerzbehandlung zu machen. Mit ihr begleitet ein Therapeut den Patienten in ein Spannungsgleichgewicht und ermöglicht ihm, selbst darin zu bleiben.
    Letztendlich trägt jeder Mensch seine Methode in sich. Aufgabe des Therapeuten ist, mit dem Patienten zusammen herauszufinden, wie er sein Spannungsverhalten erlebt und wie über willentliche Veränderungen unbewusste Spannungen bewusst und damit

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