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Sich vom Schmerz befreien

Titel: Sich vom Schmerz befreien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Weitzer
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Röntgenaufnahmen und andere, immer genauere bildgebende Verfahren, durch Messungen und Tests erfasst. Auf dieser Grundlage wird definiert, um welche Art von Schmerz es sich handelt und wie er zu behandeln ist.
    Die folgende Abbildung zeigt, wie ein Rückenschmerzproblem von außen betrachtet wird. Aus dieser Perspektive des »Maschinenmodells« ist es das Ergebnis einer »Summation« mehrerer körperlicher Ursachen, das durch psychische Ursachen noch verstärkt wird.

    Das Maschinenmodell des Rückenschmerzes
    Dieses Schema ist bewusst sehr einfach dargestellt. Es beinhaltet keine neuen, differenzierten Aspekte aus der Forschung und keine Details aus der therapeutischen Praxis, wie zum Beispiel dem systemorientierten Ansatz, wie ich ihn in Kapitel 1 beschrieben habe. Aber ganz unabhängig davon, wie komplex ich das Modell auch gestalten würde - es bleibt die Sichtweise von außen, die Betrachtung eines Vorgangs in der »Maschine« Organismus, wo sich bestimmte Ursachen zum Schmerz »summieren«. Deshalb bleibe ich zum leichteren Verständnis bei dieser einfachen Darstellung, die zumindest eine gute Grundlage für die Schmerztherapie im genannten Fallbeispiel bilden kann. Dabei könnten die aufgeführten Ursachen sicherlich noch erweitert werden.
    In der Abbildung ist auch der Punkt »Stress und Angst« enthalten, der das komplexe Problem Schmerz scheinbar noch schwieriger macht. Während seiner jahrelangen therapeutischen Reise trifft Herr M. an einer Reha-Klinik auf einen Schmerzpsychologen. Über dieses »Abenteuer« geht es im folgenden Abschnitt.

Welche Rolle spielt die Psyche?
    Die Uneinigkeit und Vielschichtigkeit beim Thema »Schmerz« hat nicht zuletzt auch mit der endlosen Diskussion um das Thema »Psyche« zu tun. Die oben genannte offizielle Definition, die den Schmerz neben objektiven Sinnesreizen auch als »Gefühl« beschreibt, also als subjektives Erleben, öffnet damit die Tür für die Psyche. Und so wird das Chaos perfekt! Jeder, der von »der Psyche« im Zusammenhang mit Schmerzen spricht, hat natürlich eine gewisse Vorstellung davon, was er meint. Doch diese Vorstellungen sind - auch unter Fachleuten - sehr vielfältig. Eines haben jedoch auch hier alle gemeinsam, nämlich die naturwissenschaftliche Betrachtung von außen. Das heißt, psychologische Faktoren, die mit dem Schmerz ursächlich in Verbindung gebracht werden - subjektive Gedanken, Emotionen, Aufmerksamkeits- und Erlebensvorgänge -, werden ebenfalls »objektiv« von außen erfasst, um sie dann zum Schmerz in Beziehung zu setzen (vgl. Kapitel 1).
    Was ist Ihr erster Gedanke, wenn Sie seit längerem Rückenoder Kopfschmerzen plagen, und jemand spricht von »psychisch bedingt«? Fühlen Sie sich sofort angegriffen und nicht ernst genommen? Haben Sie gleich das Argument »Bei mir wurde eindeutig eine Arthrose (oder eine andere körperliche Ursache) festgestellt« auf den Lippen, um sich zu rechtfertigen? Wenn ja, ist Ihre Einstellung eine - leider auch unter Ärzten und Therapeuten - weit verbreitete: ein »Entweder-oder-Denken«. Demnach gibt es für einen Schmerz generell die Möglichkeit von a) körperlichen oder b) psychischen Ursachen. Wird jedoch eine diagnostiziert, so wird die andere oftmals ausgeschlossen, das heißt: In der Regel wird, wenn eindeutige körperliche Ursachen gefunden werden, die Psyche sowohl diagnostisch als auch in der Behandlung erst gar nicht berücksichtigt.

    Aber auch die gegenteilige Denkweise gibt es (vor allem in der »alternativen Szene«), die bei jedem Schmerzproblem nach der verborgenen psychischen Problematik sucht und es damit erklärt. Insbesondere, wenn eine Krankheit geheilt, eine Schädigung repariert und die körperliche Unversehrtheit bestätigt wurde, bleibt nur die »logische« Schlussfolgerung, dass es psychische Ursachen für den Schmerz geben muss - mit der Konsequenz, dass diese zu therapieren sind. Wenn dann von »psychisch bedingt« die Rede ist, denken viele - auch Fachleute - sofort an »psychisch gestört«, »psychisch krank« oder »Opfer psychischer Belastungen« (Stress). Entsprechend bedeutet psychologische Beteiligung an der Schmerztherapie in ihren Augen, dass es (neben der medikamentösen Betäubung) Sache des Psychologen ist, diese Störungen zu behandeln und zu beseitigen, was dann auch eine

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