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Sich vom Schmerz befreien

Titel: Sich vom Schmerz befreien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Weitzer
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indirekten, verbalen Kommunikation zeigt die Abbildung auf Seite 51 noch den direkten Weg, mit dem unbewussten System des Organismus in Verbindung zu treten. In Kapitel 1 habe ich dabei von »manuellen Methoden« gesprochen, bei denen der Therapeut die Kommunikation mit den unbewussten Muskelspannungen des Patienten direkt über seine Hände gestaltet. Manuelle Behandlungsmethoden sind, wie in Kapitel 2 beschrieben, auch ein wichtiger Bestandteil unserer naturwissenschaftlichen Schmerzmedizin, weil sie medikamentöse und chirurgische Behandlungen unterstützt. Es handelt sich dabei vor allem um Massage und Physiotherapie. Sie werden im naturwissenschaftlichen Verständnis mit dem Ziel angewandt, objektive Defekte zu beheben, die als »Schmerzursachen« diagnostiziert wurden - also mechanisch.
    Was Muskelspannung und Schmerz anbelangt, handelt es sich dabei um definierte strukturelle Veränderungen und Funktionsstörungen. Es werden also »Verhärtungen« und »Verklebungen« durch Massagetechniken beseitigt, Muskeln gedehnt, Blockaden gelöst, Bewegungsfunktionen und Körperhaltungen biomechanisch optimiert sowie Bewegungsabläufe
gebahnt. Die Palette der Methoden reicht von der »klassischen Massage« über »manuelle Therapien« bis hin zur »Osteopathie«. Sie dienen als Werkzeuge, um durch entsprechende Behandlungen und Reizsetzungen die »Maschine« zu reparieren. Dabei werden Spannung und Schmerz nicht als aktives Verhalten des Organismus betrachtet, für das er sich vor dem Hintergrund einer Belastung entschieden hat. Oder um es mit unserem Bild auszudrücken: Es geht um die Reparatur und Veränderung der Trampelpfade und nicht um die Fähigkeit des Organismus, sich zu einem bestimmten Zeitpunkt für den passenden Weg zu entscheiden. Bei den Trampelpfaden handelt es sich, wie in Kapitel 1 (S. 34 f.) geschildert, um strukturelle Erscheinungen, die in Abhängigkeit von der Funktionsweise des Organismus und seines Nervensystems entstehen. Umgekehrt wirken sie sich darauf aus, mit welcher Wahrscheinlichkeit diese bio-elektrischen Prozesse die Verhaltenssteuerung beeinflussen.
    Dieses Prinzip haben wir als »Plastizität« kennengelernt. Das Verhalten »Muskelspannung« zeigt sich dabei beispielsweise in Form »verspannter«, »verhärteter«, »verkürzter« und »abgeschwächter« Muskeln und Bindegewebsstrukturen, abgenutzter und verschlissener (»degenerierter«) Gelenke, »Entzündungen«, »Kalkablagerungen«, aber auch in bestimmten Haltungs- und Bewegungsmustern sowie neuronale Störungen. Diese Erscheinungen und »Schmerzursachen« sind das unmittelbare Ziel manueller Reparaturbehandlungen. Wie bereits erwähnt, kommt es dabei in der Regel natürlich zunächst zu einer Schmerzlinderung oder gar Schmerzfreiheit - aber langfristig sind erfahrungsgemäß keine Erfolge zu erwarten.
    Aber wie sieht stattdessen die kommunikative Schmerztherapie aus? Wenn der Therapeut über seine Hände direkt mit dem unbewussten System des Patienten »spricht«, welches Muskelspannung und damit Schmerzen produziert, stellen sich zwei Fragen:
    â€¢ Was kennzeichnet diese Kommunikation?
    â€¢ Wie sieht die »Sprache« aus, in der sich der Organismus des Patienten und die Hände des Therapeuten miteinander unterhalten?
Prinzipien und Wege manueller Kommunikation
    Ein Arzt muss über Wahrnehmungsvermögen und Tastsinn verfügen, die es ihm ermöglichen, sich in die Befindlichkeit des Patienten einzufühlen.
    Paracelsus
    Â 
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    Bei der ersten Frage geht es allgemein darum, wie man sich manuelle Kommunikation vorstellen muss. Da sich alle Lebensprozesse im Organismus in Muskelaktivität zeigen (siehe Abb. S. 94 ff.), erhält man durch sie letztendlich Informationen über andere körperliche und psychische Vorgänge. Das heißt, wenn ich meine Hände auf einen lebenden Körper lege, kann ich auch das Muskelspannungsverhalten wahrnehmen, das die Grundlage des Schmerzes darstellt. Dabei meine ich, wie gesagt, nicht die strukturelle Beschaffenheit, sondern die Aktivitäten dahinter, die zu ihr geführt haben. Anders ausgedrückt: Mit seinen Händen kann der Therapeut wahrnehmen, wie der Organismus des Patienten einen bestimmten Trampelpfad entlanggeht. Dabei hat das Verhalten Muskelspannung viele Erscheinungsformen, die man sich in den verschiedenen

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