Sich vom Schmerz befreien
Unterstützung bieten auch meditative und suggestiv-mentale Techniken. In unserer Ãbung auf Seite 134 ff. war es die Vorstellung »Sie liegen am Strand im warmen, weichen Sand«, welche die Entspannung erleichtern kann. Auch das Ausführen einer Bewegung kann durch Vorstellungskraft gute Wirkung zeigen.
Wege und Methoden
Sehen wir uns nun einige Methoden an, mit denen sich die verbalen Techniken kommunikativer Schmerztherapie gut realisieren lassen. In Kapitel 2 haben Sie bereits die »Progressive Muskelentspannung« kennengelernt, die von Edmund Jacobson entwickelt wurde. Weitere Methoden, die meine verbale schmerztherapeutische Arbeit geprägt und beeinflusst haben, sind mit den Namen Moshé Feldenkrais, Thomas Hanna, Frederick Matthias Alexander, Gerda Alexander, Milton Trager, Volkmar Glaser, Milton Erickson, Marianne Fuchs und Johannes Schultz verbunden. Ich studierte ihre Bücher, durfte ihre Methoden kennenlernen und erleben. Ich lieà mich darin ausbilden und erhielt dadurch immer mehr »Werkzeuge« an die Hand, um damit meine Ideen einer kommunikativen Schmerztherapie auch praktisch umzusetzen.
Leider konnte ich keinen der genannten Menschen persönlich kennenlernen, die meisten sind längst verstorben. Jedoch traf ich immer wieder auf faszinierende Persönlichkeiten und Lehrer, die teilweise noch von den Begründern der Methode selbst unterrichtet wurden. Allmählich kommen diese Methoden
nun auch miteinander ins Gespräch und man erkennt, dass sie sich alle sehr gut ergänzen können.
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Lassen Sie mich exemplarisch einige der oben genannten Namen herausgreifen und ihre Methoden aus meiner Perspektive charakterisieren. Dabei möchte ich Moshé Feldenkrais als Ausgangspunkt nehmen. Seine Gedanken und seine Arbeit haben mich am stärksten beeinflusst und Verbindungen zu allen anderen Methoden hergestellt. Vor ihm bin ich (zufällig) auf das Buch von Thomas Hanna gestoÃen, das ich bereits genannt und empfohlen habe (siehe S. 125). Durch dieses bin ich auf Feldenkrais aufmerksam geworden, der einer von Hannas Lehrern war. Ein anderer war Hans Selye, der uns in Kapitel 1 bereits als »Vater der Stressforschung« begegnet ist (siehe S. 41). Thomas Hanna und seine Methode war für mich sozusagen der Startpunkt, um Schmerz aus der Spannungsperspektive erklären zu können und dies bewusst in meine körpertherapeutische Arbeit als Schmerzpsychotherapeut zu integrieren. Die Progressive Muskelentspannung nach Jacobson habe ich als festen Bestandteil der psychotherapeutischen Schmerzbehandlung natürlich vorher gekannt. Jedoch wird sie hier neben anderen Elementen unterstützend und isoliert in ihrer mechanisch-standardisierten Form angewandt, ohne sie kommunikativ zu gestalten. Das Buch von Hanna hat mir bewusst gemacht, dass Muskelspannungen auch psychische Spannungen bedeuten und umgekehrt, und erste Möglichkeiten kommunikativer Therapie aufgezeigt.
AnschlieÃend sorgten die Bücher von Feldenkrais dafür, dass dieses Thema ins Zentrum meines Interesses rückte. Zwei von ihnen, die er parallel bis 1949 geschrieben hat ( Der Weg zum reifen Selbst und Das starke Selbst ), halfen mir endgültig, die Körper-Psyche-Trennung in meinem Kopf zu überwinden. (Alle genannten und weitere Bücher finden Sie im Literaturverzeichnis dieses Buches.) Feldenkrais arbeitete ursprünglich
sehr erfolgreich als Physiker, also als ausgeprägter Naturwissenschaftler. Seine Bücher machen es einem leicht, linear-kausales Denken und die objektive Sichtweise von auÃen zugunsten systemtheoretischen Denkens aufzugeben und eine subjektive Innensicht einzunehmen. Psychische Vorgänge wurden dadurch für mich zu etwas, was sich in der Muskelaktivität verkörpert. Feldenkraisâ verbale Methode »Bewusstheit durch Bewegung« ist ein Modell, um »mechanische« verbale Behandlungen - sowohl physiotherapeutische, die mit willentlichen Bewegungen arbeiten, als auch psychotherapeutische - kommunikativ zu gestalten. So stellt die Arbeit von Feldenkrais für mich eine Verbindung zu anderen wertvollen Methoden her.
Eine davon ist die von F.M. Alexander , der seine Technik bereits vor Feldenkrais entwickelt hatte. Ein zentrales Thema der »Alexander-Technik« ist die Sinneswahrnehmung, die am Anfang eines Veränderungsprozesses steht. Da der Mensch, so seine Argumentation, in der Lage ist, sich körperlich wie psychisch
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