Sich vom Schmerz befreien
an alle möglichen Zustände zu gewöhnen, die er dann als »richtig« und »natürlich« erlebt, gewöhnt er sich auch an solche, die ihn langfristig schädigen, zu Krankheiten und Schmerzen führen. Aufgrund eigener Beeinträchtigung -er litt als Schauspieler unter Stimmproblemen - entwickelte er seine Methode und damit einen Weg, über Körperarbeit die zugrunde liegenden Spannungsprobleme wahrnehmen und lösen zu lernen.
Feldenkrais brachte mich noch zu weiteren körpertherapeutischen Methoden und ihre Techniken, die man zur kommunikativen Schmerztherapie verwenden kann, etwa die »Eutonie« von Gerda Alexander . Ihr geht es um die Fähigkeit des Menschen, sein »Spannungsgleichgewicht« (Eu-Tonus) auf die aktuellen Umwelt- und Lebensbedingungen einzustellen. Die Methode verwendet verschiedene Materialien wie Bälle und Stäbe, die unter den Körper gelegt werden, um die Muskelspannung
daran anzupassen. Ãhnlich wie Feldenkrais und viele andere Körpertherapien verbindet auch die Eutonie verbale mit manuellen Techniken. Dazu im nächsten Abschnitt mehr.
Eine andere Methode, die aus meiner Sicht groÃe Ãhnlichkeiten mit Feldenkrais aufweist, ist die von Milton Trager : Sie heiÃt »Mentastik« und legt besonderen Wert auf die spielerische Leichtigkeit im Bewegen. Beide Methoden wurden etwa zur gleichen Zeit entwickelt.
Als Nächstes möchte ich Marianne Fuchs und ihre Methode »Funktionelle Entspannung« nennen. Sie entstand zwar vor einem anderen theoretischen Hintergrund, führt jedoch letztendlich zu einem vergleichbaren therapeutischen Ansatz, zu einer ähnlichen »kommunikativen« Denkweise. Während Feldenkrais die willkürliche Bewegung ins Zentrum rückte und von ihr ausgeht, baut die Funktionelle Entspannung vor allem auf den Atemrhythmus als Ausdruck körperlicher und psychischer Störungen. Er steht im Mittelpunkt ihres therapeutischen Handelns. Ãhnlich ist es bei der »Psychotonik« von Volkmar Glaser .
Eine weitere, sehr bekannte Methode ist die Atemtherapie nach Ilse Middendorf . Körpertherapeutische Methoden bieten wegen ihrer Denkweise über die Einheit von Körper und Psyche auch Ansatzpunkte für die Konzeption körperpsychotherapeutischer Methoden. Insbesondere die Funktionelle Entspannung ist als solche anerkannt, eine andere ist die »Hakomi-Methode« des Amerikaners Ron Kurtz , dessen Arbeit unter anderem von Feldenkrais geprägt wurde.
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AbschlieÃend möchte ich noch zwei Ansätze aus dem Bereich der Psychotherapie nennen, die sich meiner Erfahrung nach für eine kommunikative Schmerztherapie anbieten: Zum einen ist das die »Hypnotherapie« nach Milton Erickson . Hier finden sich groÃe Parallelen zur Denkweise Feldenkraisâ,
deshalb lassen sich die beiden innerhalb der Schmerztherapie wunderbar verbinden. (Erickson und Feldenkrais kannten sich persönlich.) Feldenkrais wählte die Kommunikation über willentliches Bewegen, während Erickson verbal arbeitete und dabei auch mentale Vorstellungen von Bewegen verwendete (die aber in der Feldenkrais-Methode ebenfalls eine wichtige Rolle spielen). Dabei entwickelte er grundlegende verbale Techniken zur Kommunikation mit dem unbewussten System, die sich für die Schmerztherapie besonders eignen. Besondere Aspekte, die die Qualität der Sprache betreffen, wie Stimmlage oder Betonungen, eröffnen Wege, verbal direkt das unbewusste System anzusprechen. Leider kann ich hier nicht näher auf dieses hochinteressante Thema eingehen, jedoch werde ich Ihnen dazu am Ende des Buches Literaturempfehlungen geben.
Die andere Methode und ihre kommunikative Anwendung betrifft das »Autogene Training« von Johannes Schultz . Sie ist in der Medizin bereits seit langem anerkannt. Sie geht ebenfalls von der hypnotherapeutischen Kommunikation aus, wobei der Autor diese in eine Form brachte, mit der sich Menschen mit den eigenen unbewussten Spannungen auseinandersetzen. Selbst wenn diese Methode weder tatsächliche noch vorgestellte Bewegungen enthält, und selbst wenn die dort vorgegebenen Sätze als Formeln für Entspannung (innerlich formuliert) nicht kommunikativ sind, so zeigt sie doch eine wichtige therapeutische Komponente auf: nämlich bestimmte subjektive Gefühle von muskulärer Entspannung bzw. Spannungsgleichgewicht in Worten festzuhalten, die für einen persönlich bedeutsam
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