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Sich vom Schmerz befreien

Titel: Sich vom Schmerz befreien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Weitzer
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Methoden und manuellen Techniken zunutze macht.
    Im ersten Kapitel habe ich diesbezüglich von »Muskelpulsation«, »Rhythmen« wie der »Atmung«, »Mikrobewegungen« und »Widerständen« gesprochen. Da viele dieser bio-elektrischen Prozesse technisch noch nicht erfasst werden können, ist es, wie gesagt, schwer für sie, in unserer Medizin anerkannt zu werden bzw. es fehlen die Voraussetzungen, sie zu integrieren.
    Ãœber die einzelnen Methoden und ihre kommunikative Arbeitsweise geht es weiter unten in der Antwort auf die zweite
Frage (S. 157). Hier interessiert uns zunächst, wie manuelle Kommunikation prinzipiell gestaltet wird. Weil der Therapeut mit seinen Händen Muskelspannungsprozesse aufspürt, die der Organismus unbewusst produziert, kann er dessen Nervensystem gleichzeitig Informationen darüber rückmelden. Im »Handauflegen« sind sozusagen beide Vorgänge - Informationen empfangen und Informationen senden - im selben Vorgang vereint. Immer, wenn ein Mensch einen anderen berührt, reagieren beide mit bio-elektrischen Prozessen, die in Muskulatur und Bindegewebe ihren Ausdruck finden. Über Berührung werden also völlig unbewusst viele Informationen empfangen und gesendet. Im therapeutischen Kontext geht es also darum, die Berührungen so zu gestalten, dass es dadurch dem System des Patienten möglich wird, sein eigenes Spannungsverhalten wahrnehmen und verändern zu können. Das heißt also, andere Wege zu gehen. Um Muskelspannung zu verändern, muss ich sie wahrnehmen - und die Art der Wahrnehmung bestimmt die Veränderung.
    Die Kunst des Therapeuten besteht folglich darin, diesen Vorgang an den jeweiligen Patienten anzupassen, durch die genau für ihn passende Art der Berührung (Methode bzw. Technik) an die für ihn passenden Informationen zu gelangen und sie für ihn wahrnehmbar rückzumelden. Dies ist zunächst eine Kommunikation ohne Worte und darauf bezieht sich Feldenkrais in seinem Zitat eingangs dieses Kapitels - »Erst wenn ich weiß, was ich tu, kann ich tun, was ich will«. Sehen wir uns einige Merkmale dieser manuellen Behandlungsweise an, die unabhängig von der verwendeten Methode berücksichtigt werden müssen, um aus einer mechanischen eine kommunikative Behandlung zu machen.
    Das »Wie« des Berührens entscheidet darüber, ob und wie Informationen sowohl vom Therapeuten als auch vom Patienten wahrgenommen werden. Das System des Gegenüber »merkt« beispielsweise, ob dieses Berühren »sachlich-neutral«,
»fordernd«, »manipulierend«, »ablehnend« oder »respektvoll« und »liebevoll-annehmend« ist. Die Art der Berührung bestimmt, wie das System des Berührten reagiert, ob es bereit ist, Spannung loszulassen bzw. ob es dazu im Augenblick in der Lage ist. Im Vorgang des Berührens kommen Haltung, Einstellung und Gefühle sowohl des Patienten als auch des Therapeuten zum Ausdruck - und alle wirken sich somit auf den »Informationsfluss« aus. Wenn die »Chemie« zwischen Therapeut und Patient nicht stimmt, wenn der Therapeut »gestresst« ist und sich selbst unwohl fühlt, wenn der Patient kein Vertrauen in den Therapeuten und seine Arbeit besitzt und sich nicht »sicher« fühlt, wenn unbewusste Ängste es nicht erlauben, das Spannungsverhalten zu ändern - all das beeinträchtigt die Wirksamkeit der Behandlung.
    Bei manuellen Therapien ȟberträgt« sich die Spannung des Therapeuten (noch mehr als bei verbalen) unmittelbar auf den Patienten, durch die Berührung ist sie sozusagen »unverfälscht«. Deshalb muss ein verantwortungsbewusster Therapeut immer auch sich selbst wahrnehmen, bei sich sein und für seine Entspannung und sein Wohlbefinden sorgen. Je differenzierter er Informationen wahrnimmt, umso wirkungsvoller ist die Rückmeldung. Dazu bedarf es allgemein einer »entspannten Situation des beiderseitigen Wohlfühlens«, einfühlenden, sanften, behutsamen und präzisen Berührens und Bewegens mit möglichst geringem Kraftaufwand, das eher einem »spielerischen Erforschen« gleicht.
    Dabei gibt es Methoden, bei denen diese Bewegungen im Mikro-Millimeter-Bereich stattfinden. Sie werden letztendlich nicht vom Therapeuten »gemacht«, sondern vom unbewussten System des Patienten. Dies äußert sich dann in der öfters vom Patienten gestellten Frage: »Ich

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