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Sichelmond

Sichelmond

Titel: Sichelmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Gemmel
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Beißenden Qualm ausstoßend. Aus seinen Hufen schossen züngelnde Flammen empor.
    In seiner Hand hielt er den sterbenden Bernie. Er hatte ihm bei lebendigem Leib den Kopf vom Körper getrennt. Triumphierend hielt er ihnen Bernies schmerzverzerrtes Gesicht entgegen.
    Die Familien stoben auseinander. Schreiend versuchten sie zu flüchten. Doch die Panik versetzte Jachael noch mehr in Blutrausch. Er stürzte sich auf Arthur und seine Frau. Mit seinen Hörnern spießte er den schreienden Arthur auf, dann verbiss er sich in den Hals der Frau, bis diese sich nicht mehr bewegte.
    Endlich riss sich Rouven aus seiner Erstarrung. Er breitete die Arme aus, schloss die Augen, doch die Verwandlung in eine Krähe blieb aus. Es war zu spät. Er hatte seine Entscheidung bereits ausgesprochen und damit all seine Fähigkeiten verloren. All seine übernatürliche Kraft, all sein Können waren verschwunden. Ebenso wie der Schutz über seine menschlichen Mitstreiter.
    Kaum wurde ihm das bewusst, da stürzte er sich auf Jachael. Doch mit der eingeschränkten Kraft eines Menschen konnte Rouven gegen das tobende Stierwesen nicht ankommen. Jachael packte ihn mit einer Faust und stieß ihn von sich weg, während er mit seinen Hörnern einen weiteren Mann aufspießte.
    Tabitha schrie auf. Sie rannte Hilfe suchend zu ihrer Tante. Und Nana stellte sich vor sie.
    Rouven rappelte sich wieder auf. Er rannte erneut auf Jachael zu und versperrte ihm den Weg, kurz bevor dieser einen weiteren Menschen mit den Hörnern erwischen konnte. Aus den Augenwinkeln sah Rouven, wie den Übrigen die Flucht gelang. Einzig er, Nana und Tabitha standen nun auf dem Friedhof.
    Jachael grinste breit. Er schnalzte mit der Zunge, dass es über die ganzen Gräber um sie herum schallte.
    »Da haben wir ja alle zusammen«, raunte er fauchend und stieß eine weitere graue Wolke hervor.
    »Lass sie gehen«, rief Rouven. »Das ist eine Sache zwischen dir und mir.«
    Jachael lachte laut auf. Die Flammen an seinen Hufen stoben in die Höhe. »Schon lange nicht mehr. In unserem Krieg sind die Seelenschützer deine Soldaten. Und in jeder Schlacht nimmt der König sein Gefolge mit in den Tod. Sie werden mit dir zugrunde gehen, Rouven. Sieh es dir an!«
    Er bäumte sich auf und brüllte durch die Nacht.
    »Was hast du vor?«, schrie Rouven ihn an. Und in diesem Moment kam Jachael auf ihn zugeschossen und stieß ihn so mit den Hörnern zur Seite, dass Rouven gegen einen Baum schlug. Jachael schnalzte kurz mit der Zunge und bewirkte, dass Rouven sich nicht mehr rühren konnte. »Schau genau hin«, raunte er Rouven zu.
    »Nein!«, schrie Rouven. »Lass sie in Ruhe. Lass sie gehen. Nimm mich!«
    »Später«, gab Jachael in seiner Raserei zur Antwort. »Zunächst sieh genau her. Und bedenke, dass alles, was geschieht, deine Schuldist. Mit deiner Entscheidung hast du dir alles das, was geschieht, auf deine Seele geladen!«
    Mit einer Hand packte er Tabitha, mit der anderen Hand ergriff er Nana. »Euch werde ich nicht töten«, sagte er. »Ich werde euch sogar eure Seelen lassen. Als Untote sollt ihr über diese Erde gehen. Ihr sollt euch an nichts mehr erinnern. Geister ohne Vergangenheit.«
    »Nein!«, schrie Rouven noch, doch Jachael hatte bereits die Augen geschlossen und führte sein Vorhaben durch. Rouven musste mit ansehen, wie Jachael mit dem Kopf weit ausholte und seine langen Hörner Tabitha in die Brust rammte. Er zog ihr das Herz aus dem Körper und wandte sich dann Nana zu. Auch ihr rammte er eines seiner Hörner in die Brust und zog ihr Herz hervor. Dann stieß er beide von sich.
    Nana und Tabitha stürzten zu Boden.
    Tabithas letzter Blick galt Rouven, dann sackte sie in sich zusammen, und in diesem Moment konnte sich Rouven wieder bewegen.
    Er rannte zu Tabitha. Er fiel hinter der Kapelle auf die Erde und nahm sie in die Arme. Er legte sie auf seinen Knien ab und spürte, wie sie ihr Leben in diesem Moment aushauchte. Und gleichzeitig fauchte Jachael: »Du bist schuld an ihrem Tod. Du allein!«
    Rouven schrie auf. Er fasste mit einer Hand nach Nana, die neben ihm lag und ebenfalls ihren letzten Atemzug getan hatte. Und wieder hörte er Jachael: »Du bist schuld. Nur du allein!«
    Und es stimmte. Rouven schrie es heraus: »Es tut mir leid!«
    Dann wurde es schwarz um ihn.

M ayers riss die Tür auf und stürmte in sein Büro. »Ok, Tallwitz, die Jungs vom SEK wissen Bescheid. In einer Stunde treffen wir uns am Wasserwerk.«
    Tallwitz kam in ähnlicher Eile hereingestürmt.

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