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Sichelmond

Sichelmond

Titel: Sichelmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Gemmel
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gelenkt hatte, konnte sie beginnen.
    »Vor einigen Wochen traf ich auf Rouven«, schrieb Tabitha in den PC , und Mayers las wieder vor. »Zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, dass ich gestorben bin   …«
    Sie spürte Mayers’ und Tallwitz’ Befangenheit. Und sie merkte nun auch, wie irre und abstrus das alles klang. Dennoch schrieb sie weiter: »Das, was ich Ihnen nun schreibe, ist wahr. Jede Einzelheit.«
    Und schließlich bewegten sich die Tasten immer schneller. Tabitha schrieb sich alles von der Seele. Es tat ihr gut, sich einmal jemandem anzuvertrauen und über dieses Schreiben alles in ihrem Kopf zu ordnen. Doch vor allem brauchte sie die Hilfe der beiden Männer.
    Und so schüttete sie ihnen ihr Herz aus. Wort für Wort.

A us dem tiefen Schwarz vor seinen Augen formten sich kleine Lichter heraus. Kerzenschein. Rouven fand sich in der Kapelle wieder. Jachael hatte seine Hände zurückgezogen und sich aus Rouvens Bewusstsein entfernt. Und Rouven war ihm dankbar dafür.
    In seinem Inneren war alles aufgewühlt. Die Bilder von Tabithas und Nanas Tod waren zu schmerzhaft. Zudem brauchte er jetzt Zeit, um alles verarbeiten zu können, was er gesehen hatte. Doch Jachael gönnte ihm keine Pause.
    »Das war mal eine Nacht, was? Genau nach meinem Geschmack.«
    »Du bist eine Bestie«, stieß Rouven hervor.
    »Danke. Aber Komplimente helfen dir jetzt auch nicht weiter. Alles das, was geschehen ist, ist nichts im Vergleich zu dem, was ich vorhabe.«
    Rouven schluckte. Der Ton in Jachaels Stimme ließ ihn Schlimmes erahnen. »Was meinst du damit?«
    »Ja, hörst du mir denn überhaupt nicht zu, Rouven?« Jachael spielte den Entrüsteten. »Nun hab ich es dir doch schon mehrfach erklärt. Es geht um dich und um mich. Um alles oder nichts. Um Liebe oder Hass. Um Gott und die Welt. Pudding oder Quark   … Tee oder Kaffee   …«
    »Hör auf!«, schrie Rouven, der Jachaels zynisches Gerede inzwischen leid war. »Sag endlich, was du willst, und hör mit diesem idiotischen Theater auf!«
    Das Grinsen verzog sich aus Jachaels Gesicht. Er blickte entschlossen auf Rouven, während er seine Antwort gab. »Ich will nur eines: dich! Einen letzten Kampf. Die endgültige Schlacht. Der alles entscheidende Krieg, wenn du so willst. Tritt ein letztes Mal gegenmich an. Ich habe alles vorbereitet, Rouven. Verleugne Tabitha. Mehr musst du nicht tun. Stelle dich bewusst gegen deine Entscheidung, menschlich zu werden, dann wird alles rückgängig gemacht. Kehre zu mir zurück als Wächter über die Halle der Seelen. Stell dich mir entgegen, mit all deinen Kräften und Fähigkeiten. Leg dieses Menschsein ab und werde wieder zu Rouven, der Krähe. Und dann soll sich zeigen, wer triumphiert   – du oder ich!«
    »Ich habe mich entschieden«, sagte Rouven. »Ich liebe Tabitha!«
    Jachael hieb mit der Faust gegen die Wand, dicht an Rouvens Kopf vorbei. Gleichzeitig stieß er wieder Rauchwolken aus. »Blödsinn. Was ist dir denn geblieben? Eine Untote! Ein Geist. Das kann es nicht sein, was du willst. Dafür hast du nicht alles aufgegeben.«
    Rouven sah Jachael unsicher an. »Du meinst   …«
    »Genau! Hol sie dir zurück. Kämpfe gegen mich, und du kannst ihr Leben retten. Mit meinem Tod würde auch der Fluch enden, den ich über sie verhängt habe. Auch Rosemarie   – entschuldige, Nana   – könntest du wieder zurückgewinnen. Und ihr müsstet nicht mehr in dem Wasserwerk wohnen und von der Tafel leben und   …«
    Rouven zog die Augenbrauen in die Höhe. »Du weißt von alledem?«
    Jachael lachte wieder auf. »Ach, Rouven. Ich hab Nana bereits besucht, in eurem Wasserwerk.«
    »Das warst du! Hätte ich mir denken sollen. Du hast ihr den Zettel gegeben.«
    »Und bestimmt konnte sie sich nicht mehr an meinen Besuch erinnern, nicht wahr?«, grinste Jachael Rouven an. Er machte kein Geheimnis daraus, dass Nanas Krankheit ihn amüsierte. Sein Grinsen trug er noch immer zur Schau, als er sagte: »Und diese Tafel? Wie oft habe ich dich beobachtet, als du dort gesessen hast, um den Menschen in die Seele zu sprechen. Rührend war das Ganze. Ach,   …«
    Rouven wollte etwas antworten, doch Jachael brachte ihn mit einer Handbewegung zum Schweigen. »Moment«, sagte er hastig. »Ich zeig dir was, das dir bekannt vorkommen müsste.«
    Er trat einen Schritt zurück und schloss die Augen. Er legte den Kopf in den Nacken, murmelte unverständliche Worte, und schließlich zeigte sich eine Wirkung: Das Gesicht Jachaels zog sich in die

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