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Sichelmond

Sichelmond

Titel: Sichelmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Gemmel
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und brachte ihn zu Fall. Er setzte sich auf dessen Brust und würgte ihn. Doch Jachael schnalzte nur mit der Zunge. Er ließ Rouven einen Moment gewähren, dann aber glühten seine Augen kurz in einem feurigen Rot auf, und Rouven flog durch die gesamte Kapelle. Mit seinen Kräften stieß Jachael ihn gegen die Holztür, dann ließ er Rouven durch die Kapelle schweben und gegen die Wand prallen, direkt neben dem Fensterbild der Kapelle, bevor er ihn endlich fallen ließ und Rouven zwischen einigen Kerzen zu Boden fiel.
    Jachael rannte zu ihm und drückte ihn mit der gleichen Geste zu Boden, wie Rouven ihn auf dem Fensterbild zu Boden drückte. »Ohne deine Kräfte bist du nichts, Rouven«, brüllte er mit erhobenem Kopf durch die Kapelle. »Als Mensch hast du nicht die geringste Chance gegen mich. Komm zurück, Hallenwächter. Stell dich mir im letzten Kampf. Und ich werde deine Seelenschützer freilassen. Ich werde Tabitha und Nana ihre Sterblichkeit zurückgeben. Und ich werde auf immer verschwinden. Wenn du mich besiegst.« Er beugte sich tief zu Rouven hinab und flüsterte ihm ins Ohr: »Es wird dir allerdings nicht gelingen.«
    Dann trat er Rouven so kräftig in den Rücken, dass Rouven entsetzt aufschrie, und verschwand aus der Kapellentür.
    »Denke über das alles gut nach«, hörte Rouven die Stimme Jachaels in seinem Kopf schmettern. »Doch bedenke alles sorgfältig. Und dann lass mich deine Entscheidung wissen. Noch vor der nächsten Neumondnacht. Bevor ich mir die letzten beiden deiner Verbündeten hole und ihnen, zusammen mit dem Rest dieses jämmerlichen Rudels, die Herzen rausreiße.«

S owohl Mayers als auch Tallwitz starrten wie gebannt auf den Bildschirm. Und das, obwohl Tabitha schon seit einigen Minuten nichts mehr schrieb. Die beiden Polizisten hielten ihren Blick fassungslos auf den letzten Satz gerichtet: »Wir brauchen Ihre Hilfe« und konnten die Augen nicht abwenden.
    Bis das überaus schrille Klingeln des Telefons sie so unsacht aus ihren Gedanken riss, dass beide gleichzeitig im Reflex auf das Telefon einschlugen und dabei den Hörer zerbrachen.
    »Meine Güte«, stöhnte Tallwitz.
    »Scheiße noch mal«, brummte Mayers, der in seiner Sprache schon immer etwas forscher war.
    Er schob das zerstörte Telefon zur Seite. »War eh alt.«
    Und schon wanderten ihre Blicke wieder auf den PC -Monitor.
    »Es gibt keine Geister«, sagte Tallwitz schließlich.
    Und Mayers antwortete hastig: »Ich weiß.«
    Tabitha war klar, dass die beiden Polizisten gerade versuchten, ihre Fassung wieder zu gewinnen. Der Überraschung von vorhin war nun die Skepsis gefolgt. Alles in ihnen sträubte sich dagegen, an etwas Übernatürliches zu glauben. Tabitha legte ihre Finger wieder auf die Buchstaben der Computer-Tastatur. »Ich bin hier«, schrieb Tabitha erneut. »Ich will Sie nicht erschrecken.«
    Mayers schüttelte den Kopf und blickte unter die Tischkante. »Kein Trick. Ich würde es zu gern glauben.«
    Auch Tallwitz schüttelte den Kopf. »Geht nicht. Weil Geister gibt’s nicht.«
    Da wurde es Tabitha zu viel. »Benötigen Sie einen Poltergeist, uman mich zu glauben?«, schrieb sie in den PC , und dann griff sie nach der Tasse mit den Stiften. Augenblicklich wirbelte der ganze Inhalt durch die Luft.
    Mayers und Tallwitz schrien erschrocken auf. Doch Tabitha kam jetzt erst in Fahrt. Sie huschte an den Vorhängen entlang, schmiss eine Pflanze von der Fensterbank und riss die Zimmertür auf, um sie sofort wieder zuzuschlagen. Es machte ihr richtig Spaß, und sie war fast enttäuscht, als Mayers sie stoppte.
    »Ja, ja, ist gut. Ist ja in Ordnung. Wir glauben dir   … ein bisschen erst einmal.«
    »Zumindest versuchen wir es«, sagte Tallwitz und hoffte, er löste keine weitere Reaktion damit aus.
    Tabitha rannte zum Schreibtisch und schrieb »Danke« in den Computer.
    Mayers hob beschwichtigend die Hand. Wobei er nicht wusste, wen er mit dieser Geste beruhigen wollte: Tabitha oder sich selbst. »Hör zu, wo immer du bist. Tabitha, wir versuchen dir zu glauben. Du bist hier. In Ordnung. Und das, was du schreibst, entspricht der Wahrheit. Okay. Demnach gibt es eine Macht, die Rouven nach dem Leben trachtet. Und diese Macht hat auch die Familien entführt. Deine Eltern. Auch das will ich dir glauben. Aber wie können wir helfen?«
    Die Tasten wurden gedrückt. Auf dem Monitor erschienen Worte. Und weil dies als Reaktion auf Mayers’ Fragen geschah, stellte er sich allmählich darauf ein zu glauben, dass er gerade

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