Sicher stark und mutig
fallen ihm ja noch andere Sätze ein. Sie versuchen nun erneut, es körperlich oder mit Worten aus dem Gleichgewicht zu bringen. Ihr Kind soll Ihnen jedes Mal die Regel nennen, die es gerade anwendet.
Das Wichtigste in Kürze
Ihr Ziel muss es sein, dass Ihr Kind selbstbewusst und stark seine eigenen Grenzen setzen kann. Darin kann es von Ihnen unterstützt werden. So soll Ihr Kind lernen, nein zu sagen, seine Interessen zu vertreten, seine Rechte durchzusetzen, Bedenken zu äußern und auch Widerstand zu leisten. Das stärkt sein Selbstbewusstsein. Denn nur ein starkes Kind kann sich wehren, wenn ihm Unrecht geschieht!
Zum Weiterlesen
Gisela Braun, Dorothee Wolters (1997). Das große und das kleine Nein; Verlag An Der Ruhr.
Starker Umgang mit Ängsten
Julias Vater wendet sich mit folgendem Problem an die Schulpsychologin, da er nicht mehr weiß, wie er sich verhalten soll, vor allem aber, weil er seiner Tochter helfen möchte:
Seit dem Ende der Sommerferien hat unsere neunjährige Tochter Schwierigkeiten, die Schule zu besuchen. Seit Beginn dieses Jahres verweigert Julia jegliche Teilnahme am Unterricht. Anfangs bestand der Verdacht, die Busfahrt könnte für Julia schwierig sein, da sie seit ungefähr einem Jahr enge Räume und Menschenansammlungen fürchtet und vermeidet. Daher bringe ich sie mit dem Auto zur Schule, und es ist zunächst besser gewesen. Seit Jahresbeginn aber endet dies in heftigen Auseinandersetzungen zwischen Julia und mir, in denen sie standhaft versucht, sich zu weigern, in die Schule zu gehen. Was kann ich tun?
Hier kann tatsächlich die Schulpsychologin zunächst einmal eine gute Anlaufstelle sein. Wenn es sich hierbei um eine Entwicklungsangst handelt, können Eltern auf alle Fälle gut helfen und begleiten. Wenn es sich allerdings inder psychologischen Beratung herausstellt, dass es sich bei der Angst um eine Angststörung handelt, sollte professionelle psychotherapeutische Unterstützung in Anspruch genommen werden.
Angst ist eines unserer Grundgefühle wie Freude oder Wut und aus unserem Leben nicht wegzudenken. Zweck der Angst ist es immer, uns zu aktivieren und auf Gefahren einzustellen. Angst erleichtert es uns, Situationen zu bewältigen, in denen wir uns noch nicht sicher fühlen, weil es uns noch an den dafür notwendigen Kompetenzen fehlt. Angst dient der Bewältigung von Herausforderungen und versetzt uns in einen Zustand erhöhter Aufmerksamkeit, Wachheit und Konzentration. Übermäßige Ängste und Angststörungen führen jedoch zu Beeinträchtigungen des Denkens und Verhaltens bis hin zur vollkommenen Blockade.
Bei Schulkindern lösen vor allem Leistungsanforderungen und Sozialkontakte die meisten Ängste aus. Kinder mit sogenannter Schul- oder Trennungsangst zeigen dann eine übermäßig starke Reaktion bereits in Erwartung oder unmittelbar bei einer Trennung von den Eltern oder den engsten Bezugspersonen. Sie befürchten, den Eltern oder ihnen selbst könnte in solchen Situationen etwas Schlimmes zustoßen, was sie dauerhaft voneinander trennen würde: Zum Beispiel könnten die Eltern einen Autounfall erleiden, oder es könnte zu einer Kindesentführung kommen.
Wenn sich die Trennungssituation nicht vermeiden lässt, können diese Kinder eine gereizte, aggressive oder apathische Stimmung zeigen. Die Kinder versuchen auch, eine anstehende Trennung zu vermeiden, indem sie beginnen zu weinen, zu schreien oder sich an Mama oder Papa zu klammern. Häufig treten auch körperliche Beschwerden wie Bauch- oder Kopfschmerzen, Übelkeit oder Erbrechen auf, die nachlassen, wenn die Kinder deshalb nicht in die Schule geschickt werden oder sich die Eltern entschließen, bei den Kindern zu bleiben.
Häufig sind die Eltern von Kindern mit Trennungsangst selbst ängstlich. Die körperlichen Symptome der Kinder verunsichern viele Eltern sehr, und so unterstützen sie oftmals das Bedürfnis nach Verweigerung. Diese Reaktion reduziert zwar kurzfristig die Angst, langfristig allerdings trägt sie zu einer Aufrechterhaltung der Trennungsangst bei.
Der Teufelskreis kann nur unterbrochen werden, wenn die Schulvermeidung oder -verweigerung aufgegeben wird, denn sie hat nichts mit der Schule selbst zu tun. Es ist also ratsam, dass Sie zunächst die psychosomatischen Beschwerden Ihres Kindes von der Kinderärztin oder vom Kinderarzt abklären lassen und dann jedoch auf dem Besuch der Schule bestehen. So können Sie als Eltern Ihr Kind bei dieser typischen Entwicklungsangst selbst gut
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