Sicher stark und mutig
leichter aufnehmen als einen Appell an ein soziales Gewissen, das sich in diesem Alter noch nicht ausgebildet hat. Das Kind wird nur aufhören, um den Eltern einen Gefallen zu tun, nicht aber, weil es den Grund versteht. Durch Anschreien oder Androhung von Strafen wird Ihnen das Kind den Gefallen allerdings auch nicht tun. Es wird eher trotzig oder verliert an Selbstvertrauen.
In dieser Entwicklungsphase hat das Kind also noch kein soziales Gewissen einwickelt. Für eine solche moralische Entwicklung stellen die Eltern ein wichtiges Vorbild dar: Ihr Lob und ihre Missbilligung geben die Richtung vor. Indem die Eltern dem Kind Grenzen setzen, übernehmen sie die Rolle des Gewissens.
Im Idealfall lernt Ihr Kind in der Trotzphase, dass Meinungsverschiedenheiten nichts Schreckliches sind: Konflikte gehören zum Leben. Darüber hinaus soll es aber auch erkennen, dass es gut ist, einen eigenen Willen zu haben. Ihr Kind beginnt, eigene Entscheidungen zu treffen und zu erkennen, welche Folgen diese Entscheidungen haben. Ihr Kind kann und darf Gefühle ausdrücken, und Sie als Eltern geben diesen Gefühlen Raum, ohne auf sie unmittelbar zu reagieren.
Auch wenn es für Sie nicht immer leicht ist, sollten Sie in dieser schwierigen Entwicklungsphase Ihres Kindes möglichst mit Geduld und Gelassenheit reagieren. Geben Sie Ihrem Kind Halt, Geborgenheit, Anwesenheit und Zuwendung. Und bewahren Sie Überblick und Ruhe!
Diese oder eine ähnliche Situation ist Ihnen sicherlich bekannt:
Sie sind gerade im Garten mit Ihrem zweijährigen Sohn. Er greift sich eine Handvoll Sand – und Sie wissen, dass er damit seinen Spielkameraden bewerfen oder den Sand sogar essen wird. Sie unterdrücken den Impuls, ihm den Sand so schnell wie möglich zu entreißen und laut »Gib das weg! Schmutzig!« zu rufen. Vielmehr umarmen Sie Ihr Kind mit der einen Hand, fassen seine Hand mit dem Sand mit der anderen Hand und flüstern ihm zu: »Schau mal! Was hast du da Interessantes gefunden? Ist das Sand? Toll. Sieh nur! Er rieselt. Da gibt es noch mehr Sand! Damit kann man ja ganz toll spielen und ihn in den Kübel einfüllen …«
Verstehen Sie, worum es geht? Nachdem Ihnen Ihr Kind nun die volle Aufmerksamkeit widmet, können Sie ihm erklären, dass Sand nicht dazu da ist, geworfen oder gegessen zu werden. Mit zwei Jahren wird es das vielleicht nicht völlig einsehen, aber Sie haben einen guten Augenblick benutzt, die Handlungen Ihres Kindes in eine bestimmte Richtung zu lenken und damit positive Kontrolle zu übernehmen.
Allgemeine Tipps, wie Sie dem »Trotz« Ihres Kindes begegnen
Auch wenn Sie der Versuch Ihres Kindes, seinen Willen durchzusetzen, manchmal nervt: Niemand ist vom Ausbruch seiner eigenen Gefühle mehr überrascht als Ihr Kind selbst. Nehmen Sie den Trotz Ihres Kindes auf keinen Fall persönlich! Seien Sie sich bewusst: Ihr Kind hat nicht die Absicht, Sie zu ärgern, sondern übt damit selbstständiges und selbstbewusstes Verhalten.
Ein Trotzanfall ist kaum zu unterbrechen, und Müdigkeit kann ihn noch schneller auslösen. Es gibt aber auch einen stillen Trotz – solche Kinder ziehen sich dann zurück. Bleiben Sie möglichst bei Ihrem Kind und geben Sie ihm Halt durch Ihre Anwesenheit. Warten Sie, bis die Wut verflogen ist und Ihr Kind wieder aufnahmefähig ist: Dann können Sie ihm das Verbot, das angebracht ist, oder die Regel, um die es geht, verständlich machen.
Für Ihr Kind ist es oft leichter, wenn Sie selbst wütend sind und ihm das auch sagen, als wenn Sie es mit Liebesentzug, Drohungen oder versteckten Abwertungen bestrafen.
Nach einem Wutanfall ist Ihr Kind besonders liebesbedürftig. Gehen Sie darauf ein und bieten Sie ihm Körperkontakt, wenn es diesen sucht. Einen Trotzanfall zu bestrafen, würde das Problem nur verschärfen.
Die wachsende Selbstständigkeit Ihres Kindes erfordert von Ihnen natürlich reichlich Geduld und Zeit. Vom Anziehen bis zum Essen – alles will Ihr Kind nun selbst machen, und es braucht dazu ziemlich lange. Helfen Sie immer nur so viel, dass Ihr Kind alleine weitermachen kann: Das Einfädeln des Reißverschlusses an der Weste ist noch zu schwierig, das Zuziehen geht aber schon hervorragend. Planen Sie immer genügend Zeit ein, beispielsweise morgens für das Anziehen, Frühstücken und Losgehen. So können Sie wahrscheinlich so manchen Wutausbruch vermeiden.
Lassen Sie Ihrem Kind den nötigen Freiraum, aber setzen Sie ihm auch Grenzen. Ihr Kind muss lernen, den Willenanderer zu respektieren.
Weitere Kostenlose Bücher