Sicherheitsfaktor III
ein Abbild der tropischen Küste vermittelt wird, auf die Torpentoufs oberirdisches Büro blicken würde, wenn es wirklich ein Fenster hätte. Im Hintergrund steht ein würfelförmiges Gebilde auf einem hohen Podest ruhend, das auf den ersten Blick den Eindruck macht, als sei es aus Holz. Der Firnis täuscht. Die Wände des Behälters stammen aus dem härtesten Stahl, den die Industrie der Erde dieser Tage fertigen kann. Mit Zusätzen vermengt, deren Identität außer den Experten niemand kennt, widersteht er mühelos den Temperaturen, die die Flamme eines konventionellen Schweißgerätes erzeugt. Das Behältnis ist Mike Torpentoufs geheimer Safe. Ein gleiches Gebilde befindet sich in seinem oberirdischen Büro, aber dessen Inhalt ist weitaus weniger kritisch. Hier gibt es kein Schloß. Mike Torpentouf muß mit aller Sorgfalt vier Worte sprechen:
»Rasche Worte sind tödlich!«
Dann legt er die flache Hand auf die Oberseite des Würfels und läßt sie dort fast eine Minute lang ruhen. Die Vorderwand des Safes verschwindet plötzlich, als wäre sie unsichtbar geworden. Mike Torpentouf sieht ins Innere des Würfels. Leichter Nebel wallt darin. Durch den Nebel deutlich gemacht, ziehen sich bunte, grelle Lichtstrahlen von einer Seite zur andern. Nur Mike Torpentouf weiß, in welcher Reihenfolge er die Strahlen dadurch unterbrechen muß, daß er einfach mit ausgestrecktem Finger in sie hineinsticht. Es sind insgesamt elf Strahlen. Ein einziger Fehler in der Reihenfolge, und die stählerne Tür schnappt wieder nach oben. Niemand hat ausprobiert, was aus dem Arm wird, der auf diese Weise in die Falle gerät. Aber Mike Torpentouf ist sicher, daß die unvorsichtige Hand von der metallenen Tür glatt abgeschlagen würde.
Diesmal macht er sich nicht die Mühe, die Sicherung der bunten Lichtstrahlen zu durchbrechen. Mit einem Blick erkennt er, daß der Safe leer ist. Er hat sich darauf vorbereitet und erschrickt dennoch. Hier bewahrt er das Siegel auf, mit dem er die Klassifizierung alter, weniger wichtig gewordener Dokumente verringert. Das Siegel ist verschwunden.
Torpentouf tritt zwei Schritte zurück und spricht den Kodesatz:
»Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer.«
Daraufhin schließt sich die Tür des Safes. Im nächsten Augenblick summt der Interkom. Torpentouf geht zu seinem Schreibtisch und aktiviert seinen Empfänger. Jeffer Siegel ist am andern Ende. Er weiß nicht, daß er zu dem General nicht in dessen oberirdischem Arbeitsraum, sondern in einem unter der See verborgenen Versteck spricht.
»Der Umschlag ist völlig rein, Sir«, erklärt er mit teilnahmsloser Stimme. »Ich habe darauf nur drei Fingerabdrücke feststellen können. Zwei gehören Ihrer Frau und der dritte Ihnen selbst.«
»In Ordnung«, brummt Torpentouf. Dann gibt er seinem Herzen einen Stoß. »Öffnen Sie das Ding. Untersuchen Sie den Inhalt, und wenn Sie auch daran keine Spuren finden, bringen Sie ihn zu mir … auf dem schnellsten Wege!«
»Wird gemacht«, versichert Jeffer Siegel ungerührt, dann wird der Bildschirm leer.
Mike Torpentouf kehrt in sein oberirdisches Büro zurück. Er braucht nicht lange zu warten, da wird Siegel gemeldet. Man läßt ihn sofort ein. Der Ausdruck auf Jeffer Siegels faltigem, farblosem Gesicht macht Torpentouf stutzig.
»Was ist los?« fragt er ungeduldig – aber nicht wirklich ungeduldig, sondern mit einem Ton der Ungeduld, der seine Sorge verbirgt.
»Der Inhalt besteht aus einem einzigen Stück Papierfolie, Sir«, antwortet Siegel. »Auch die Folie enthält keinerlei Hinweise auf den Absender.«
»Warum schauen Sie dann so trübsinnig drein?« erkundigt sich Torpentouf mit gutgespielter Forschheit. »Ihre Berufsehre hängt schließlich
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