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Sicherheitsfaktor III

Sicherheitsfaktor III

Titel: Sicherheitsfaktor III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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wirk­lich über mich dach­te. Aber ob­wohl ich in Ge­ne­ral Re­lings Ge­gen­wart den Be­griff Pflicht­be­wußt­sein bei je­der Ge­le­gen­heit zu ei­nem schmut­zi­gen, bes­ten­falls aber zu ei­nem lä­cher­li­chen Wort de­gra­dier­te (haupt­säch­lich des­we­gen, weil der Al­te im­mer dann an un­ser Pflicht­be­wußt­sein ap­pel­lier­te, wenn er uns ei­ne be­son­ders selbst­mör­de­ri­sche Auf­ga­be über­tra­gen woll­te), be­saß ich die­ses ei­gen­ar­ti­ge, ir­rea­le Ding doch in ho­hem Ma­ße. Ich vers­tieß ge­gen den Es­per-Ko­dex, wenn ich die Ge­dan­ken der hüb­schen Rot­haa­ri­gen er­forsch­te. Sie hat­te einen mensch­li­chen An­spruch auf die Un­an­tast­bar­keit ih­res Be­wußt­seins, und ich woll­te es nicht sein, der die­sem An­spruch zu­wi­der­han­del­te.
    Han­ni­bal schi­en ge­merkt zu ha­ben, daß er mir mit sei­nem Ge­me­cker auf die Ner­ven fiel. Er leer­te sein Glas und be­merk­te fast wohl­ge­mut:
    »Ich freue mich auf Schwein­chen Tor­pentouf. Wie wird ihm der Schweiß auf der Stirn ste­hen! Wie wird er über die tro­pi­sche Hit­ze jam­mern und sei­nen kom­men­den Herz­in­farkt in den schil­lernds­ten Far­ben ma­len! Weißt du üb­ri­gens, daß er in­zwi­schen zum Bri­ga­de­ge­ne­ral be­för­dert wur­de? Du hast ihm nichts mehr zu be­feh­len, Großer!«
    Das muß­te wohl als rhe­to­ri­sche Fra­ge ver­stan­den wer­den. Denn wir bei­de wa­ren an den Er­eig­nis­sen, in de­ren Ver­lauf sich Mi­ke Tor­pentouf der­art aus­zeich­ne­te, daß er post­wen­dend vom Oberst zum Bri­ga­de­ge­ne­ral be­för­dert wur­de, selbst be­tei­ligt und mit un­ter den ers­ten ge­we­sen, die von der wohl­ver­dien­ten Aus­zeich­nung er­fah­ren hat­ten. Ich ant­wor­te­te al­so auch dies­mal nicht.
    »Du re­dest wohl nicht mit je­dem, wie?« knurr­te er bis­sig.
    »Nicht an Sonn­ta­gen«, gab ich ihm zur Ant­wort und stand auf. »Ich brau­che noch ei­ne Stun­de Ent­span­nung, ge­ra­de so­viel, wie wir noch Zeit ha­ben, bis wir auf der In­sel lan­den.«
    Da­mit ließ ich ihn sit­zen, an der The­ke mit der Rot­haa­ri­gen auf der an­de­ren Sei­te, und ver­zog mich in mei­ne Ge­mä­cher.
     
    Wir hat­ten kei­ne Ah­nung ge­habt, daß es bei der GWA sol­chen Lu xus gab. Das Quar­tier, in dem wir un­ter­ge­bracht wur­den, konn­te es ge­trost mit ei­nem der teu­ers­ten Ho­tels auf die­sem Pla­ne­ten auf­neh­men. Der Al­te hat­te es sich wirk­lich et­was kos­ten las­sen, un­se­ren »Er­ho­lungs­ur­laub« auf Hen­der­won Is­land so zu ge­stal­ten, daß uns nach­träg­lich kei­ne Reue we­gen all­zu pflicht­eif­rig ver­säum­ter an­de­rer Ur­laubs­ge­le­gen­hei­ten über­kam. Dem Klei­nen und mir stan­den je ei­ne aus vier Räu­men be­ste­hen­de Sui­te zur Ver­fü­gung. Die Sui­ten wa­ren ne­ben­ein­an­der an­ge­ord­net, und in der Mit­te gab es einen großen, mit al­ler Be­hag­lich­keit aus­ge­stat­te­ten Raum, den wir ge­mein­sam als un­se­ren »Sa­lon« be­nutz­ten.
    Ge­päck hat­ten wir auf Re­lings An­ra­ten so gut wie kei­nes mit­ge­bracht. Al­les, was wir brauch­ten, ein­schließ­lich der Klei­dung, soll­te uns hier un­ent­gelt­lich zur Ver­fü­gung ge­stellt wer­den. Das Ge­län­de, auf dem sich un­ser Ho­tel er­hob, ge­hör­te zur Re­crea­ti­on and Trai­ning Ad­mi­nis­tra­ti­on (RA­TA). Das Ge­bäu­de lag un­mit­tel­bar am Strand ei­ner von sanf­ten Er­he­bun­gen ge­schütz­ten Bucht. Das Bild, das sich uns bot – auch wenn wir nicht aus Fens­tern, son­dern über Bild­schir­me sa­hen – wirk­te wie ei­ne Post­kar­te aus dem ver­lo­re­nen Pa­ra­dies: wei­ßer Strand, grü­ne Hü­gel, lei­se sich wie­gen­de Pal­men, braun­häu­ti­ge, spär­lich be­klei­de­te Mäd­chen … und viel Platz, um sich aus­zu­brei­ten.
    Han­ni­bal war von ei­ner Mi­nu­te zur nächs­ten ein an­de­rer ge­wor­den. Er kam zu mir her­über­ge­stürmt und strahl­te:
    »Mensch, hast du die­sen Kom­fort ge­se­hen? Sa­gen­haft! Ich sa ge dir: Der Al­te ist nicht so schlecht, wie du ihn im­mer ma­chen willst.«
    Ich starr­te nach­denk­lich den Bild­schirm an und ant­wor­te­te bei­läu­fig:
    »Ich ken­ne je­mand, der ihn in den letz­ten vier

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