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Sicherheitsfaktor III

Sicherheitsfaktor III

Titel: Sicherheitsfaktor III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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Stun­den we­sent­lich schwär­zer ge­macht hat als ich.«
    Er fuhr mit der Hand durch die Luft. Es soll­te ei­ne weg­wer­fen­de Ges­te sein, aber was Ges­ten an­geht, so ver­griff der Klei­ne sich meis­tens: Sie fie­len ge­wöhn­lich zu thea­tra­lisch aus.
    »Ver­giß das wie­der«, sag­te er und hat­te wohl noch mehr auf der Zun­ge. Aber er wur­de un­ter­bro­chen. Ein Sum­mer er­tön­te.
    Ich wuß­te nicht ge­nau, was das zu be­deu­ten hat­te, und sah mich um.
    »Mis­ter Kon­nat, Mis­ter Utan, je­mand möch­te Sie spre­chen!« sag­te ei­ne sach­lich klin­gen­de Stim­me.
    Ich ken­ne sol­che sach­lich klin­gen­den Stim­men. Sie ge­hö­ren meist Ma­schi­nen. Ich nahm an, daß die Ma­schi­ne mich hö­ren konn­te, ob­wohl sie sich nicht in die­sem Raum be­fand. Aufs Ge­ra­te­wohl frag­te ich:
    »Wer wünscht uns zu spre­chen?«
    »Mis­ter Tor­pentouf.«
    In die­sem Eta­blis­se­ment schie­nen sie et­was ge­gen mi­li­tä­ri­sche Rang­be­zeich­nun­gen zu ha­ben. Je­der­mann war ein­fach »Mis­ter«. Na schön, mir soll­te es recht sein.
    »Und wor­auf war­test du noch?« er­kun­dig­te ich mich.
    Ma­schi­nen re­det man nicht an­ders als per du an.
    »Auf Ih­re Ge­neh­mi­gung«, klang es aus dem un­sicht­ba­ren Laut­spre­cher.
    »Die hast du. Laß den Mann rein!«
    »Es wird ein paar Se­kun­den dau­ern, Sir«, er­klär­te die Ma­schi ne, und dann hör­te ich an ei­nem lei­sen Knacken, daß sie ab­ge­schal­tet hat­te.
    Wir be­ga­ben uns in den Sa­lon, in der An­nah­me, daß Mi­ke Tor­pentouf wahr­schein­lich den Hauptein­gang zu un­se­ren Ge­mä­chern be­nut­zen wür­de. Un­se­re Ver­mu­tung er­wies sich als rich­tig. Wir hat­ten die Tür kaum hin­ter uns ge­schlos­sen, da öff­ne­te sich der Ein­gang, und Mi­ke Tor­pentouf er­schi­en.
    Han­ni­bal hat­te sich in Po­si­tur ge­stellt und woll­te auf ihn zu­flie­gen, den al­ten Ka­me­ra­den längst ver­gan­ge­ner Aben­teu­er. Aber als er Mi­ke er­blick­te, stock­te er, und mir er­ging es eben­so. Das war nicht der Mi­ke Tor­pentouf, den wir in Er­in­ne­rung hat ten! Sein ro­sa­far­be­nes, rund­li­ches Ge­sicht hat­te sich in graue Fal­ten ge­legt. Er wirk­te mü­de und zer­schla­gen. Und eben­so mü­de wie der Aus­druck sei­nes Ge­sichts war sein Gang. Er schlurf­te förm lich her­ein, und den Blick hielt er zu Bo­den ge­rich­tet, als fürch­te er, uns in die Au­gen bli­cken zu müs­sen.
    Da wuß­te ich, daß et­was Ent­setz­li­ches ge­sche­hen sein muß­te.
     
    »Die Mäd­chen wa­ren auf dem Weg zum Kin­der­gar­ten«, sag­te Mi­ke Tor­pentouf, »aber sie ka­men nie dort an.«
    Im Ge­gen­satz zu den ers­ten Wor­ten, die wir von ihm zu hö­ren be­kom­men hat­ten, sprach er jetzt flie­ßend und oh­ne Sto­ckun­gen. Aber sei­ne Stim­me hat­te noch im­mer den Klang ab­so­lu­ter Trost­lo­sig­keit, und er hü­te­te sich noch im­mer da­vor, uns in die Au­gen zu se­hen.
    Er hat­te uns von dem Brief er­zählt, den er auf so ge­heim­nis­vol­le Art und Wei­se er­hal­ten hat­te: Ja­ni­ne hat­te ihn auf der An­rich­te in der Kü­che ge­fun­den. Sie hat­te den Raum nur für we­ni­ge Mi­nu­ten ver­las­sen und war ab­so­lut si­cher, daß der Brief vor­her nicht dalag. Wie al­le Häu­ser in der Wohn­sied­lung war auch Tor­pentoufs Bun­ga­low auf viel­fäl­ti­ge Wei­se ab­ge­si­chert. Nach mensch­li­chem Er­mes­sen war es un­mög­lich, daß ein Frem­der un­be­merkt ins In­ne­re des Hau­ses ge­lang­te … und den­noch muß­te es ge­sche­hen sein. Die Mäd­chen, von de­nen Mi­ke sprach, wa­ren Dril­lin­ge, die ein­an­der bis aufs Haar gli­chen. Ihr Al­ter be­trug – da muß­te ich kurz zu­rück­rech­nen – vier­ein­halb Jah­re. Mi­ke Tor­pentouf be­kann­te, daß er an­ge­sichts des viel­fach ab­ge­si­cher­ten Ge­län­des kein Ri­si­ko dar­in ge­se­hen hat­te, die Mäd­chen je­den Mor­gen die Stra­ße hin­ab bis zur nächs­ten Ecke ge­hen zu las­sen, wo der Sied­lungs­bus sie auf­nahm und zum Kin­der­gar­ten brach­te. Der Be­such des Kin­der­gar­tens war für Kin­der von un­ter fünf Jah­ren ei­ne ganz und gar frei­wil­li­ge Sa­che. Die Kin­der­gärt­ne­rin­nen hat­ten bei Un­ter­richts­be­ginn wohl

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