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Titel: Sie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Rider Haggard
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auf die Möglichkeiten des Lebens zu gestatten.

22
     
    Job hat eine Vorahnung
     
     
    Am nächsten Morgen gegen neun Uhr trat Job, immer noch ängstlich und verschreckt dreinblickend, in meine Kammer, um mich zu wecken und zugleich seiner Erleichterung darüber Ausdruck zu verleihen, daß er uns noch lebend in unseren Betten vorfand, was er anscheinend stark bezweifelt hatte. Als ich ihm von dem schrecklichen Ende der armen Ustane berichtete, freute er sich um so mehr, war jedoch zugleich zutiefst entsetzt, obwohl er sich mit ihr nicht gerade gut verstanden hatte. Sie hatte ihn in ihrem verstümmelten Arabisch ›Schwein‹ genannt, und er sie in seinem guten Englisch ›Weibsbild‹, doch diese Freundlichkeiten waren angesichts ihres Todes von der Hand ihrer Königin vergessen.
    »Ich möchte nichts Ungebührliches sagen, Sir«, äußerte Job, als er sich einigermaßen beruhigt hatte, »doch meiner Meinung nach ist diese ›Sie‹ der Beelzebub in Person, oder vielleicht seine Frau, falls er eine hat, was aber wohl so sein muß, denn er allein kann nicht so böse sein. Die Hexe von Endor war harmlos gegen sie, Sir. Dies ist ein Land voller Teufel, Sir, und sie ist der Oberteufel, und es sollte mich sehr wundern, wenn wir je von hier fortkommen. Meiner Seel, ich wüßte wahrhaftig nicht, wie. Ich kann mir nicht vorstellen, daß diese Hexe einen so hübschen jungen Mann wie Mr. Leo ziehen lassen wird.«
    »Immerhin«, sagte ich, »hat sie ihm doch das Leben gerettet.«
    »Ja, und dafür wird sie ihm die Seele nehmen! Zu einer Hexe wird sie ihn machen, wie sie's selbst ist. Ich kann nur sagen, es ist von Übel, sich mit solchen Leuten einzulassen. Gestern abend, Sir, las ich vor dem Schlafengehen in der kleinen Bibel, die meine arme alte Mutter mir mit auf den Weg gegeben hat, und da drin standen Dinge über Zauberinnen und solches Pack, daß sich mir die Haare sträubten. Mein Gott, was würde meine Mutter für Augen machen, wenn sie sähe, wo ihr Job hingeraten ist!«
    »Ja, es ist ein seltsames Land, und auch ein seltsames Volk, Job«, erwiderte ich seufzend, denn obgleich ich nicht gleich Job abergläubisch bin, hege ich doch eine natürliche Scheu vor dem Übernatürlichen.
    »Ganz recht, Sir«, antwortete er, »und halten Sie mich bitte nicht für gar zu dumm, wenn ich Ihnen jetzt, wo Mr. Leo nicht da ist« – Leo war früh aufgestanden, um einen Spaziergang zu machen –, »etwas sage: Ich weiß, daß dies das letzte Land ist, das ich auf Erden gesehen habe. Ich hatte nämlich heute nacht einen Traum. Mir träumte von meinem alten Vater, und er hatte ein Art Nachthemd an, so ein Ding, wie es die Leute hier als Galauniform tragen, und in der Hand hielt er ein Büschel Federgras, das er vielleicht unterwegs gepflückt hatte – ich habe gestern große Mengen davon ein paar hundert Meter vom Eingang dieser gräßlichen Höhle gesehen ...
    ›Job‹, sagte er ganz feierlich zu mir und schmunzelte dabei so merkwürdig, ganz wie ein Methodistenprediger, der seinem Nachbarn ein krankes Pferd verkauft und bei dem Geschäft zwanzig Pfund eingeheimst hat, ›Job, deine Stunde hat geschlagen; doch ich hätte nie gedacht, daß ich dich an so einem Ort suchen müßte, Job! Was mußte ich bloß alles durchmachen, um deine Spur zu finden; es war wirklich nicht schön von dir, deinen armen alten Vater so weit laufen zu lassen, ganz abgesehen von all diesem Gesindel, von dem es in diesem Kôr nur so wimmelt.‹«
    »Er wollte dich eben zur Vorsicht mahnen«, warf ich ein.
    »Ja, Sir – ganz gewiß, genau das hat er gesagt: ›Nimm dich in acht vor diesen Halunken‹ – und nach allem, was ich hier gesehen und mit diesem heißen Topf erlebt habe, zweifle ich nicht daran, daß er recht hatte«, fuhr Job traurig fort. »Jedenfalls meinte er, meine Stunde hätte geschlagen, und als er fortging, sagte er, wir würden bald mehr Zusammensein, als uns lieb wäre, und dabei dachte er wohl daran, daß mein Vater und ich es nie länger als drei Tage zusammen aushielten, und ich fürchte, wenn wir wieder zusammenkommen, wird's nicht anders sein.«
    »Aber du glaubst doch nicht etwa, daß du sterben mußt, nur weil du im Traum deinen alten Vater gesehen hast?« sagte ich. »Wenn man stirbt, weil man von seinem Vater träumt, was geschieht dann deiner Meinung nach erst einem Mann, der von seiner Schwiegermutter träumt?«
    »Ach, Sir, Sie lachen über mich«, sagte Job, »aber Sie kennen eben meinen alten Vater nicht. Wenn es jemand

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