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Titel: Sie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Rider Haggard
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unserer Rückkehr trafen wir Billali, der uns mitteilte, daß ›Sie‹ uns zu sehen wünsche, und so begaben wir uns zu ihr – ein wenig ängstlich, wie ich gestehen muß, denn Vertrautheit mit Ayesha erzeugte Leidenschaft und Staunen und Entsetzen, doch ganz gewiß nicht Verachtung.
    Wie üblich führten die Stummen uns zu ihr, und nachdem sie sich zurückgezogen hatten, entschleierte sich Ayesha und forderte Leo wiederum auf, sie zu umarmen, was er, trotz seiner Selbstvorwürfe am vorherigen Abend, mit mehr Eifer und Inbrunst tat, als die Höflichkeit erfordert hätte.
    Sie legte ihre weiße Hand auf seinen Kopf und sah ihn zärtlich an. »Sicherlich möchtest du wissen, mein Kallikrates«, sagte sie, »wann wir einander ganz angehören werden? Ich will's dir sagen. Zuerst mußt du sein wie ich – nicht unsterblich, denn das bin ich nicht, doch so gefeit und gepanzert gegen die Angriffe der Zeit, daß ihre Pfeile von deines Lebens Rüstung abprallen wie die Strahlen der Sonne vom Wasser. Noch können wir uns nicht verbinden, denn wir sind allzu verschieden, und allein der Glanz meines Wesens würde dich verbrennen, ja vielleicht gar zerstören. Nicht einmal ansehen darfst du mich allzu lange, denn deine Augen würden schmerzen und deine Sinne schwinden. Deshalb«, dies mit einem leisen Nicken, »will ich mich sogleich wieder verschleiern.« Sie tat es jedoch nicht und fuhr fort: »Nein, höre, ich will deine Geduld nicht auf eine allzu harte Probe stellen. Noch heute abend, eine Stunde vor Sonnenuntergang, werden wir aufbrechen und, wenn alles gut geht und ich nicht den Weg verfehle, was, wie ich inbrünstig hoffe, nicht geschehen wird, morgen noch vor Einbruch der Dunkelheit am Platz des Lebens sein. Dort wirst du in dem Feuer baden und stark und schön, wie noch kein Mann vor dir, daraus hervortreten, und dann, Kallikrates, darfst du mich dein Weib und ich dich meinen Gatten nennen.«
    Als Antwort auf diese erstaunliche Mitteilung murmelte Leo irgend etwas, das ich nicht verstand, doch sie lachte nur leise über seine Verwirrung und fuhr fort:
    »Auch du, o Holly, wirst dieser Gunst teilhaftig werden und danach ein wahrhaft immergrüner Baum sein, denn du gefällst mir, Holly, weil du kein ganzer Tor bist wie die meisten Menschensöhne und weil du, obgleich deine Philosophie genauso töricht ist wie die der Weisen früherer Zeiten, dennoch nicht versäumt hast, einer Dame hübsche Schmeicheleien über ihre Augen zu sagen.«
    »Holla, alter Junge!« flüsterte Leo mit einem Anflug von Humor mir zu, »hast du ihr Komplimente gemacht? Das hätte ich nie von dir gedacht!«
    »Ich danke dir, Ayesha«, erwiderte ich so würdevoll wie möglich, »doch wenn es so einen Platz gibt, wie du ihn beschreibst, und wenn es an diesem seltsamen Platz eine feurige Kraft gibt, die den Tod fernzuhalten vermag, so möchte ich dennoch nichts davon wissen. Mir, o Ayesha, ist die Erde kein so weiches Nest gewesen, daß ich ewig darin liegen möchte. Eine Mutter mit einem Herzen von Stein ist unsere Erde, und Steine sind das tägliche Brot, das sie ihren Kindern gibt. Steine zum Essen und bitteres Wasser zum Trinken und Schläge zur Erziehung. Wer möchte das schon viele Leben lang ertragen? Wer möchte sich seinen Rücken volladen mit Erinnerungen an verlorene Stunden und Lieben, mit dem Kummer seines Nachbarn, den er nicht lindern kann, mit Wissen, das keinen Trost bringt? Das Sterben ist schwer, denn unser schwaches Fleisch zuckt zurück vor dem Wurm, den es gleichwohl nicht fühlen wird, und vor dem Unbekannten, das das Leichentuch unserem Blick verhüllt. Doch schlimmer noch muß es sein weiterzuleben, äußerlich schön und grün belaubt, doch im Kern tot und verrottet, und den Wurm der Erinnerung am Herzen nagen zu fühlen.«
    »Überlege es dir gut, Holly«, sagte sie; »bedenke, daß langes Leben und Kraft und strahlende Schönheit Macht bedeuten und alles, was dem Menschen sonst noch teuer ist.«
    »Und was, o Königin«, antwortete ich, »sind diese dem Menschen teuren Dinge? Sind sie nicht nur Seifenblasen? Ist der Ehrgeiz nicht nur eine endlose Leiter, die niemals höher führt, solange man die letzte unerreichbare Sprosse nicht bestiegen hat? Denn jeder Höhe folgt eine andere; kein Ausruhen gibt es auf dieser Leiter, und ihre Sprossen sind ohne Zahl. Ist man des Reichtums nicht bald satt und überdrüssig, so daß er einen nicht mehr freut; läßt sich mit ihm auch nur eine Stunde des Seelenfriedens erkaufen? Und gibt

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