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anderen getrennt durch Reihen hoher Säulen. Diese Säulen waren von überaus merkwürdiger Form, die keiner mir bekannten ähnelte, und zwar waren sie in der Mitte dünn und schwollen nach oben und unten an. Zuerst vermuteten wir, diese Form sei ein Symbol der weiblichen Gestalt, wie es die Tempelbaumeister vieler Religionen des Altertums zu verwenden pflegten. Als wir am nächsten Tag den Berg hinaufstiegen, entdeckten wir jedoch eine große Zahl stattlicher Palmen, deren Stämme ebendiese Form hatten, und ich bin überzeugt, daß der erste Erbauer dieser Säulen durch die anmutige Gestalt jener Palmen oder besser ihrer Ahnen, welche schon damals, vor acht- oder zehntausend Jahren, die einst die Ufer des vulkanischen Sees bildenden Berghänge schmückten, inspiriert wurde.
Vor der Vorderfront dieses riesigen Tempels, den ich für fast ebenso groß wie den von Karnak bei Theben halte und dessen größte Säulen am unteren Ende achtzehn bis zwanzig Fuß im Durchmesser stark und etwa siebzig Fuß hoch waren, machte unser kleiner Zug halt, und Ayesha stieg aus ihrer Sänfte.
»Hier gab es einstmals ein Gemach, Kallikrates«, sagte sie zu Leo, der hinzugeeilt war, um ihr zu helfen, »in dem man schlafen konnte. Vor zweitausend Jahren ruhten du und ich und diese ägyptische Natter darin, doch seither habe ich meinen Fuß nicht hierher gesetzt, und auch kein anderer Mensch. Vielleicht ist es eingestürzt.« Und gefolgt von uns, stieg sie eine breite, stark verfallene Treppe zum äußeren Hof hinauf und blickte im Halbdunkel um sich. Plötzlich schien sie sich zu erinnern und blieb nach einigen Schritten nach links stehen.
»Hier ist es«, sagte sie und winkte die zwei mit unserem Proviant und Gepäck beladenen Stummen heran. Der eine trat vor und entzündete eine Lampe an der Feuerpfanne, welche die Amahagger auf Reisen mit sich zu führen pflegen. Der Brennstoff darin besteht aus sorgfältig angefeuchteten Mumienbrocken, welche, wenn sie die richtige Feuchtigkeit haben, stundenlang glimmen. * Sobald die Lampe brannte, traten wir in das Gemach, vor dem Ayesha stehengeblieben war. Es war eine in der massiven Mauer befindliche Kammer, die vermutlich, wie ich aus dem noch darin stehenden steinernen Tisch schloß, einem der Torwächter des großen Tempels als Wohnraum gedient hatte.
Hier rasteten wir, und nachdem wir den Raum, so gut es die Umstände und die Dunkelheit zuließen, gesäubert hatten, verzehrten wir unser aus kaltem Fleisch bestehendes Abendbrot – das heißt, Leo, Job und ich, denn Ayesha rührte, wie ich wohl bereits erwähnte, nie etwas anderes als Kuchen, Obst und Wasser an. Während wir aßen, stieg der Vollmond über die Berge empor und erfüllte die Kammer mit seinem silbernen Licht.
»Was glaubt ihr, warum ich euch heute abend hierher führte, mein Holly?« sagte Ayesha, ihren Kopf auf die Hand stützend und auf den Mond blickend, der wie eine himmlische Königin langsam über den erhabenen Säulen aufstieg. »Ich führte euch hierher – nein, es ist wirklich seltsam, doch weißt du, Kallikrates, daß du in diesem Augenblick auf derselben Stelle liegst wie dein Leichnam damals vor vielen Jahren, als ich ihn zu den Höhlen von Kôr zurücktrug? Ich sehe es ganz genau vor mir – ein entsetzlicher Anblick!«, und sie erschauderte.
Leo sprang auf und setzte sich rasch auf einen anderen Platz. So tief die Erinnerung Ayesha beeindrucken mochte – ihm war deutlich anzumerken, daß ihre Worte ihm gar nicht behagten.
»Ich führte euch hierher«, fuhr Ayesha fort, »um euch den wunderbarsten Anblick zu zeigen, den je eines Menschen Auge gesehen hat – die Ruinen von Kôr im Schein des Vollmondes. Wenn ihr mit eurer Mahlzeit fertig seid – ach, könnte ich dich dazu überreden, Kallikrates, nichts als Früchte zu essen, doch das wird sicher kommen, wenn du in dem Feuer gebadet hast. Auch ich aß dereinst Fleisch wie ein wildes Tier. Wenn ihr fertig seid, wollen wir hinausgehen, und ich will euch diesen großen Tempel und die Gottheit zeigen, welche die Menschen einst darin anbeteten.« Natürlich erhoben wir uns sogleich und machten uns auf den Weg. Und hier versagt mir wiederum die Feder. Eine bloße Aufzählung von Maßen und Einzelheiten der verschiedenen Tempelhöfe würde nur langweilen, doch andererseits weiß ich nicht, wie ich die jegliche Einbildungskraft übersteigende Pracht, die wir sahen, beschreiben soll. Ein düsterer Hof löste den andern ab, getrennt durch Reihen mächtiger Säulen,
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