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Titel: Sie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Rider Haggard
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man sah ihm an, daß er es ernst meinte.
    Ayesha lauschte in eisigem Schweigen und erwiderte nichts. Als er geendet hatte, wandte sie sich jedoch an Ustane:
    »Hast du etwas zu sagen, Weib? Du leichtfertiges Ding, du Feder, gedachtest du, dem Sturm meines Willens trotzend, deiner albernen Leidenschaft zu frönen? Sprich doch, damit ich dich verstehe. Warum hast du das getan?«
    Und nun wurde ich Zeuge eines Mutes, einer Unerschrockenheit, die fast unglaublich scheinen. Denn das arme Mädchen, das sich wohl bewußt war, was es von seiner schrecklichen Königin zu erwarten hatte, und das aus bitterer Erfahrung die Macht seiner Rivalin kannte, nahm sich zusammen und schöpfte aus seiner tiefen Verzweiflung die Kraft, ihr die Stirn zu bieten.
    »Ich tat es, o Königin«, antwortete sie, sich zu ihrer vollen Größe aufrichtend und das Leopardenfell von ihrem Kopf streifend, »weil meine Liebe stärker als der Tod ist. Ich tat es, weil für mich ein Leben ohne diesen Mann, den mein Herz erwählte, nichts als ein lebender Tod wäre. Deshalb setzte ich mein Leben aufs Spiel, und nun, da ich weiß, daß es verwirkt ist, bin ich froh, daß ich dies tat, denn er hat mich noch einmal umarmt und mir gesagt, daß er mich noch liebt.«
    Ayesha erhob sich halb von ihrem Ruhebett und sank gleich wieder darauf nieder.
    »Mir eignet keine Zauberkraft«, fuhr Ustane mit heller, fester Stimme fort; »ich bin weder eine Königin noch unsterblich, doch das Herz eines Weibes geht nicht leicht unter, so tief das Wasser auch sein mag, o Königin, und die Augen eines Weibes sind scharf – sie sehen sogar durch deinen Schleier, o Königin!
    Höre: Ich weiß, du liebst diesen Mann gleich mir, und deshalb willst du mich, die ich dir im Wege stehe, vernichten. Ja, ich bin bereit, zu sterben und in die Finsternis zu gehen, obgleich ich nicht weiß, wohin ich gehen werde. Doch eines weiß ich. In meiner Brust strahlt ein Licht, und im Schein dieses Lichtes sehe ich die Wahrheit, sehe die Zukunft, die nicht mein ist, sich entfalten wie eine Schriftrolle. Als ich meinen Gebieter« – und sie deutete auf Leo – »zum ersten Male sah, da wußte ich, daß sein Brautgeschenk an mich der Tod sein wird – diese Erkenntnis überkam mich ganz plötzlich, doch ich wich nicht zurück, denn ich war bereit, den Preis zu zahlen, und siehe, nun bin ich des Todes! Doch so wie ich dieses wußte, so weiß ich jetzt, auf der Schwelle des Verderbens stehend, daß du die Früchte deines Verderbens nicht ernten wirst. Denn er ist mein, und mein wird er bleiben, mag deine Schönheit auch strahlen wie eine Sonne unter Sternen. Niemals in diesem Leben wird er dir in die Augen schauen und dich seine Gattin nennen. Auch du bist verdammt« – und ihre Stimme klang wie der Schrei einer von Gottes Geist erfüllten Prophetin –, »ich sehe – ah, ich sehe –«
    Da ertönte ein Schrei des Zorns und Schreckens. Ich wandte mich um. Ayesha war aufgesprungen und deutete mit ausgestreckter Hand auf Ustane, die plötzlich verstummt war. Während ich das arme Weib ansah, nahm ihr Gesicht den gleichen leidvollen, schreckensstarren Ausdruck an, den ich schon einmal gesehen hatte, als sie ihre wilden Verwünschungen ausstieß. Ihre Augen weiteten sich, ihre Nasenflügel bebten, ihre Lippen erbleichten.
    Ayesha sagte nichts, gab keinen Laut von sich; sie richtete sich nur, ihren Arm ausstreckend, auf und starrte, während ihre hohe, verschleierte Gestalt wie Espenlaub zitterte, auf ihr Opfer. Plötzlich fuhren Ustanes Hände hoch zu ihrem Kopf, sie stieß einen gellenden Schrei aus, drehte sich zweimal um sich selbst und stürzte rücklings auf den Boden. Leo und ich eilten zu ihr, doch sie war schon tot – erschlagen durch einen geheimnisvollen elektrischen Strom oder die überwältigende Willenskraft, über welche die schreckliche ›Sie‹ gebot.
    Einen Augenblick schien Leo nicht zu begreifen, was geschehen war, doch als er es erfaßte, war sein Gesicht gräßlich anzusehen. Mit einem wilden Fluch sprang er auf und stürzte sich auf Ayesha. Doch sie war auf der Hut und streckte, als sie ihn kommen sah, wieder ihre Hand aus. Taumelnd wich er zurück, und hätte ich ihn nicht aufgefangen, wäre er gefallen. Später erzählte er mir, ihm sei gewesen, als habe er einen heftigen Schlag auf die Brust erhalten und als habe ihn alle Manneskraft verlassen.
    Da sprach Ayesha. »Vergib mir, mein Gast«, sagte sie mit sanfter Stimme zu ihm, »wenn mein Gericht dich schreckte.«
    »Dir

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