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Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman

Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman

Titel: Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard P. Feynman
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werde es eben nicht machen. Ich mache es nicht!«
    Einer meiner Kameraden aus der Verbindung sagte: »O. k., Feynman, du machst es nicht. Aber der Professor wird denken, du hast es nicht gemacht, weil du die Arbeit nicht tun willst. Über irgend etwas solltest du einen Aufsatz schreiben - in gleicher Länge -, und ihn abgeben mit einer Anmerkung, daß du den Faust einfach nicht verstehen konntest, du hättest dafür keinen Sinn, und daß es unmöglich für dich sei, einen Aufsatz darüber zu schreiben.«
    Das tat ich dann auch. Ich schrieb einen langen Aufsatz »Über die Grenzen der Vernunft«. Ich hatte über wissenschaftliche Techniken zur Lösung von Problemen nachgedacht, und wie es da bestimmte Grenzen gebe: über moralische Werte kann nicht durch wissenschaftliche Methoden entschieden werden, quassel, quassel, quassel und so weiter.
    Dann gab mir ein anderer Kamerad aus der Verbindung noch einen Rat. »Feynman«, sagte er, »das wird nicht gehen, daß du einen Aufsatz abgibst, der überhaupt nichts mit Faust zu tun hat. Du solltest das, was du geschrieben hast, auf den Faust beziehen.«
    »Ist ja lachhaft!« sagte ich.
    Aber die anderen aus der Verbindung fanden, es sei eine gute Idee.
    »Schon gut, schon gut!« sagte ich protestierend. »Ich werd's versuchen.«
    So fügte ich noch eine halbe Seite zu dem hinzu, was ich schon geschrieben hatte, und sagte, daß Mephistopheles für die Vernunft stehe und Faust für den Geist und daß Goethe versuche, die Grenzen der Vernunft zu zeigen. Ich rührte es zusammen, quirlte alles durch und gab meinen Aufsatz ab.
    Der Professor ließ jeden von uns einzeln zu sich kommen, um unsere Aufsätze zu besprechen. Ich ging zu ihm hinein und war auf das Schlimmste gefaßt.
    Er sagte: »Die Einleitung ist vorzüglich, aber die Interpretation des Faust ist ein bißchen zu kurz. Ansonsten ist es recht gut: 2 + .« Ich war wieder einmal davongekommen!
    Nun zu dem Philosophie-Seminar. Der Kurs wurde von einem alten bärtigen Professor namens Robinson abgehalten, der immer nur murmelte. Ich ging in das Seminar, und er murmelte vor sich hin, und ich konnte nicht das geringste verstehen. Die anderen Leute im Seminar schienen ihn besser zu verstehen, aber sie schienen überhaupt nicht aufzupassen. Ich besaß zufällig einen kleinen Bohrer, ungefähr ein sechzehntel Inch im Durchmesser, und um mir die Zeit in dem Seminar zu vertreiben, drehte ich ihn zwischen den Fingern und bohrte mir Löcher in die Schuhsohle, Woche für Woche.
    Eines Tages schließlich, gegen Ende des Seminars, sagte Professor Robinson: »grummel brummel brummel grummel grummel...«, und alle waren aufgeregt! Sie redeten und diskutierten alle miteinander, so daß ich mir einbildete, er habe etwas Interessantes gesagt, Gott sei Dank! Ich wollte gern wissen, was?
    Ich fragte irgendwen, und sie sagten: »Wir müssen einen Aufsatz schreiben und ihn in vier Wochen abgeben.«
    »Einen Aufsatz über was?«
    »Über das, worüber er das ganze Jahr geredet hat.«
    Ich saß in der Klemme. Das einzige, was ich während des ganzen Semesters gehört hatte und an das ich mich erinnern konnte, war ein Moment, in dem dies hervorquoll: »Brummelgrummelbewußtseinsstrombrummelgrummel«, und wumms ! - sank es ins Chaos zurück.
    Dieser »Bewußtseinsstrom« erinnerte mich an eine Frage, die mir mein Vater viele Jahre vorher gestellt hatte. Er sagte: »Stell dir vor, ein paar Marsmenschen würden auf der Erde landen, und die Marsmenschen würden nie schlafen, sondern wären dauernd auf den Beinen. Stell dir vor, sie hätten nicht wie wir dieses verrückte Phänomen, das Schlaf heißt. Nun fragen sie dich: >Was ist das für ein Gefühl , wenn man einschläft? Was geschieht , wenn du einschläfst? Hören deine Gedanken plötzlich auf, oder werden sie immer immer llaannggsaameer uunnd lllaaannngggsaaaameeeeeeeeeer? Wie schaltet sich das Bewußtsein eigentlich aus?<«
    Das weckte mein Interesse. Nun mußte ich die folgende Frage beantworten: Wie endet der Bewußtseinsstrom, wenn man einschläft?
    In den folgenden vier Wochen arbeitete ich jeden Nachmittag an meinem Aufsatz. Ich zog in meinem Zimmer die Jalousien herunter, machte das Licht aus und legte mich schlafen. Und ich beobachtete, was geschah , wenn ich einschlief.
    Abends ging ich dann wieder schlafen, so konnte ich jeden Tag zweimal meine Beobachtungen machen - es war sehr gut!
    Zuerst bemerkte ich eine Menge nebensächliche Dinge, die wenig mit dem Einschlafen zu tun hatten. Ich

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