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Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman

Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman

Titel: Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard P. Feynman
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über den Tischrand schieben ...«
    »Genau das hab' ich getan«, klagte sie, »aber es war ja kein Wasser drin!«
    Mein Meisterstück im Unfugmachen leistete ich mir im Haus der Verbindung. Eines Morgens wachte ich sehr früh auf, gegen fünf Uhr, und konnte nicht wieder einschlafen, so ging ich von den Schlafräumen die Treppe hinunter und entdeckte ein paar Schilder, die an Fäden hingen und auf denen etwas stand wie: »TÜR! TÜR! WER HAT DIE TÜR GESTOHLEN?« Ich sah, daß irgendwer eine Tür ausgehängt hatte, und statt dessen hatte man ein Schild hingehängt, auf dem stand: »BITTE DIE TÜR SCHLIESSEN!« - das Schild, das an der fehlenden Tür gewesen war.
    Ich kam gleich darauf, was dahinter steckte. In dem Zimmer büffelte meist einer, der Pete Bernays hieß, und ein paar andere, und die wollten immer ihre Ruhe haben. Wenn man sich in ihr Zimmer verlor und irgend etwas suchte, oder wenn man sie fragen wollte, wie sie die oder die Aufgabe lösten, hörte man sie beim Hinausgehen immer brüllen: »Tür zu!«
    Bestimmt hatte irgendwer das satt gehabt und hatte die Tür abgenommen. Nun traf es sich, daß dieses Zimmer zwei Türen hatte, so kam ich auf eine Idee: Ich hängte die andere Tür aus, trug sie hinunter in den Keller und versteckte sie dort hinter dem Öltank. Dann ging ich leise wieder hinauf und legte mich ins Bett.
    Später am Morgen tat ich so, als wäre ich gerade aufgewacht, und kam ein bißchen später herunter. Die anderen rannten herum, und Pete und seine Freunde waren ganz durcheinander. Die Türen von ihrem Zimmer waren weg, und sie mußten doch studieren, blah, blah, blah. Ich kam die Treppe herunter, und sie fragten mich: »Feynman! Hast du die Türen weggenommen?«
    »Oh, yeah!« sagte ich. »Ich hab' die Tür genommen. Ihr könnt hier die Kratzer an meinen Knöcheln sehen, die habe ich mir geholt, als ich sie runter in den Keller trug und mir dabei die Hände an der Wand abgeschürft habe.«
    Sie waren mit meiner Antwort nicht zufrieden; in der Tat, sie glaubten mir nicht.
    Diejenigen, die die erste Tür weggenommen hatten, hatten so viele Spuren hinterlassen - die Handschrift auf den Schildern zum Beispiel -, daß sie bald entdeckt wurden. Meine Idee war gewesen, wenn herauskäme, wer die erste Tür gestohlen hatte, würden alle denken, daß derjenige auch die zweite Tür gestohlen habe. Es lief perfekt: Die, die die erste Tür weggenommen hatten, wurden verhauen und getriezt und von allen bearbeitet, bis sie schließlich mit viel Mühe ihre Peiniger davon überzeugen konnten, daß sie nur eine Tür weggenommen hatten, so unglaubhaft das auch sein mochte.
    Ich hörte mir das alles an und freute mich.
    Die andere Tür blieb eine ganze Woche vermißt, und für die, die in dem Zimmer arbeiteten, wurde es immer dringlicher, daß sie gefunden wurde.
    Um das Problem zu lösen, sagte der Vorsitzende der Verbindung schließlich bei Tisch: »Wir müssen dieses Problem mit der zweiten Tür lösen. Ich selbst habe das Problem nicht lösen können, deshalb möchte ich jetzt Vorschläge von euch, wie man das geradebiegen kann, denn Pete und die anderen wollen arbeiten.«
    Irgendwer macht einen Vorschlag, dann noch einer.
    Nach einer Weile stehe ich auf, um einen Vorschlag zu machen. »Na schön«, sage ich mit sarkastischer Stimme, »wer du auch sein magst, der die Tür gestohlen hat, wir wissen, daß du großartig bist. Du bist so klugl Wir kriegen nicht heraus, wer du bist, also mußt du eine Art Supergenie sein. Du brauchst uns nicht zu sagen, wer du bist; alles, was wir wissen wollen, ist, wo die Tür ist. Wenn du also irgendwo einen Zettel hinlegst und uns damit sagst, wo die Tür ist, werden wir dich ehren und für immer zugeben, daß du ein Phänomen bist, daß du so schlau bist, daß du die andere Tür wegnehmen konntest, ohne daß wir herausgekriegt haben, wer du bist. Aber, um Gottes willen, leg irgendwo den Zettel hin, und wir werden dir für immer dankbar sein.«
    Der nächste macht folgenden Vorschlag: »Ich habe eine andere Idee«, sagt er. »Ich denke, daß Sie als Vorsitzender jeden bei seinem Ehrenwort gegenüber der Verbindung fragen sollten, ob er die Tür weggenommen hat oder nicht.« Der Vorsitzende sagt: »Das ist eine sehr gute Idee. Beim Ehrenwort gegenüber der Verbindung!« Dann geht er um den Tisch herum und fragt nacheinander jeden einzelnen Typ: »Jack, hast du die Tür weggenommen?«
    »Nein, Sir, ich habe die Tür nicht weggenommen.«
    »Tim, hast du die Tür

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