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Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman

Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman

Titel: Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard P. Feynman
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schwereren und den leichteren Molekülen), und die andere Gruppe war leichter - sie hatte das Gewicht von in gewöhnlichem Stickstoff entstandenen Molekülen. Der Anteil der schwereren Moleküle halbierte sich bei jeder folgenden Generation, nicht aber ihre Gewichte. Das war ungeheuer aufregend und sehr wichtig - es war eine grundlegende Entdeckung. Und ich erkannte, als ich endlich in mein Büro kam, daß dies der Ort war, wo ich hingehörte. Wo Leute aus den verschiedensten Gebieten der Wissenschaft mir die aufregendsten Dinge erzählten. Es war genau das, was ich wirklich wollte.
    Als deshalb ein wenig später Cornell anrief und es hieß, sie seien dabei, alles zu veranlassen, und es sei beinahe soweit, sagte ich: »Es tut mir leid, ich habe es mir wieder anders überlegt.« Doch dann beschloß ich, mich nie wieder anders zu entscheiden. Nichts - absolut nichts - würde je wieder meine Meinung ändern.
    Wenn man jung ist, muß man sich über all diese Dinge den Kopf zerbrechen: Soll man dahin oder dorthin gehen, wer kümmert sich dann um die Mutter? Und man macht sich Gedanken und versucht sich zu entscheiden, aber dann ergibt sich irgend etwas anderes. Es ist viel leichter, sich ganz einfach zu entscheiden. Ganz egal - nichts wird meine Meinung ändern. Ich habe das mal gemacht, als ich am MIT studierte. Ich war es leid, entscheiden zu müssen, welchen Nachtisch ich im Restaurant nehmen wollte, so daß ich entschied, von jetzt an solle es immer Schokoladeneis sein, und mir darüber nie wieder Gedanken machte - für das Problem hatte ich eine Lösung gefunden. Jedenfalls beschloß ich, für immer am Caltech zu bleiben.
    Einmal versuchte jemand, mich umzustimmen, was das Caltech betraf. Fermi war kurze Zeit vorher gestorben, und die Fakultät in Chicago hielt Ausschau nach jemandem, der seine Stelle einnehmen sollte. Zwei Leute kamen aus Chicago angereist und fragten, ob sie mich zu Hause aufsuchen könnten - ich hatte keine Ahnung, worum es ging. Sie fingen an, mir all die guten Gründe aufzuzählen, warum ich nach Chicago gehen sollte: Ich könne dies tun, ich könne das tun, sie hätten eine Menge bedeutender Leute da, ich hätte die Gelegenheit, alle möglichen wunderbaren Dinge zu tun. Ich fragte sie nicht, wieviel sie zahlen würden, und sie ließen immer wieder durchblicken, daß sie es mir sagen würden, wenn ich sie fragte. Schließlich fragten sie mich, ob ich die Höhe des Gehalts wissen wolle. »O, nein!« sagte ich. »Ich habe mich schon entschieden, am Caltech zu bleiben. Meine Frau Mary Lou ist im Nebenzimmer, und wenn sie hört, wie hoch das Gehalt ist, kriegen wir Streit. Im übrigen habe ich beschlossen, mich nicht mehr anders zu entscheiden; ich bleibe für immer am Caltech.« Ich ließ also nicht zu, daß sie mir das Gehaltsangebot mitteilten.
    Ungefähr einen Monat später war ich auf einer Versammlung, und Leona Marshall kam zu mir und sagte: »Es ist komisch, daß Sie das Angebot von uns in Chicago nicht angenommen haben. Wir waren so enttäuscht und konnten nicht verstehen, wie Sie ein so sagenhaftes Angebot ausschlagen konnten.«
    »Es war leicht«, sagte ich, »denn ich habe nicht zugelassen, daß sie mir sagten, wie hoch das Angebot war.«
    Eine Woche danach bekam ich einen Brief von ihr. Ich öffnete ihn, und der erste Satz lautete: »Das Gehalt, das man Ihnen angeboten hat, betrug...«, eine ungeheure Menge Geld, drei- oder viermal so viel wie ich verdiente. Umwerfend! Ihr Brief ging weiter: »Ich habe Ihnen das Gehalt mitgeteilt, bevor Sie weiterlesen konnten. Vielleicht möchten Sie es sich jetzt noch einmal überlegen, denn ich habe gehört, daß die Stelle noch nicht besetzt ist, und wir hätten sehr gern, daß Sie kommen.«
    Ich antwortete mit folgendem Brief:
    »Nachdem ich die Höhe des Gehalts erfahren habe, habe ich entschieden, daß ich ablehnen muß. Der Grund, weshalb ich ein derartiges Gehalt ablehnen muß, ist, daß ich damit tun könnte, was ich immer tun wollte: mir eine Geliebte zulegen, sie in ein Apartment stecken, ihr hübsche Sachen kaufen ... Mit dem Gehalt, das Sie angeboten haben, könnte ich das tatsächlich tun, und ich weiß, was dann mit mir passieren würde. Ich würde mir ihretwegen Gedanken machen, mich fragen, was sie treibt; ich würde mit ihr streiten, wenn ich nach Hause komme, und so weiter. Dieser ganze Ärger würde mich unruhig und unglücklich machen. Ich wäre nicht mehr imstande, Physik zu treiben, und es wäre ein großer Schlamassel! Was ich

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