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Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman

Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman

Titel: Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard P. Feynman
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nicht am Tisch, ich wette mit Leuten am Tisch, die voreingenommen sind - die abergläubische Vorstellungen über Glückszahlen haben.«
    Nick fuhr fort: »Jetzt, wo ich einen gewissen Ruf habe, ist es noch leichter, denn die Leute wetten mit mir, selbst wenn sie wissen , daß ihre Gewinnchancen nicht besonders gut stehen, einfach weil sie, wenn sie gewinnen, die Geschichte erzählen möchten, wie sie Nick den Griechen geschlagen haben. Ich lebe also wirklich vom Spielen, und es ist herrlich!«
    Nick der Grieche war wirklich ein gebildeter Mann. Er war sehr nett und hatte ein einnehmendes Wesen. Ich dankte ihm für die Erklärung; jetzt verstand ich es. Denn es ist nun mal so, daß ich die Welt verstehen muß.
Ein Angebot, das man ablehnen muß
    In Cornell gab es alle möglichen Fachbereiche, die mich nicht besonders interessierten. (Das soll nicht heißen, daß mit ihnen irgend etwas nicht stimmte; es ist einfach so, daß ich zufällig kein besonderes Interesse an ihnen hatte.) Es gab Hauswirtschaftslehre, Philosophie (die Leute aus diesem Fachbereich waren besonders fade), und es gab die kulturellen Dinge - Musik und so weiter. Natürlich gab es eine ganze Menge Leute, mit denen ich mich gern unterhielt. Dazu gehörten Professor Kac und Professor Feller aus dem Fachbereich Mathematik; Professor Calvin, der Chemie lehrte; und ein toller Bursche aus dem Fachbereich Zoologie, Dr. Griffin, der herausfand, daß sich Fledermäuse mit Hilfe von Echos orientieren. Aber es war schwierig, genügend Leute zu finden, mit denen man sich unterhalten konnte, und es gab all dieses andere Zeug, das ich für den letzten Stuß hielt. Und Ithaca war eine kleine Stadt.
    Außerdem war das Klima nicht gerade gut. Eines Tages war ich mit dem Auto unterwegs, und es gab eines dieser plötzlichen Schneegestöber, das man nicht erwartet und auf das man nicht gefaßt ist, und man denkt: »Ach, das wird nicht viel geben; ich fahre weiter.«
    Aber dann fällt so viel Schnee, daß der Wagen ins Rutschen kommt, so daß man die Schneeketten aufziehen muß. Man steigt aus, legt die Ketten in den Schnee, und es ist kalt , und man fängt an zu zittern. Dann setzt man das Auto zurück auf die Ketten, und dann hat man dieses Problem - jedenfalls hatten wir das damals, ich weiß nicht, wie es heute ist -, daß es auf der Innenseite einen Haken gibt, den man als erstes einhängen muß. Und da die Ketten ziemlich straff gespannt sein müssen, ist es schwierig, den Haken einzuhängen. Dann muß man mit den nun schon fast steifgefrorenen Fingern eine Klammer umlegen. Und da man vor dem Reifen kniet und der Haken auf der Innenseite ist, geht das mit den kalten Händen sehr schwer. Er rutscht einem immer wieder weg, und es ist kalt , und es schneit, und man versucht diese Klammer herunterzudrücken, und die Hand tut einem weh, und das verflixte Ding geht nicht zu - also, ich weiß noch, das war der Moment , in dem ich entschied, dies sei Irrsinn; es müsse doch irgendwo auf der Welt einen Platz geben, wo man mit so etwas nicht zu kämpfen hat.
    Ich erinnerte mich an die Besuche, die ich auf Einladungen von Professor Bacher, der zuvor in Cornell gewesen war, dem Caltech abgestattet hatte. Bacher stellte es bei meinen Besuchen ziemlich schlau an. Er kannte mich sehr gut und sagte: »Ich habe einen Zweitwagen, Feynman, den werde ich Ihnen leihen. Und jetzt zeige ich Ihnen, wie Sie nach Hollywood und auf den Sunset Strip kommen. Amüsieren Sie sich gut.«
    So fuhr ich jeden Abend mit seinem Auto zum Sunset Strip - zu den Nachtclubs und den Bars und dorthin, wo etwas los war. Es war das, was ich von Las Vegas her mochte: hübsche Mädchen, große Tiere und so weiter. Bacher wußte genau, wie er mein Interesse für das Caltech wecken konnte.
    Vielleicht kennt man die Geschichte von dem Esel, der genau zwischen zwei Heuhaufen steht und zu keinem von beiden hingeht, weil beide gleich hoch sind. Also, das ist noch gar nichts. Cornell und Caltech fingen an, mir Angebote zu machen, und kaum wollte ich den Schritt tun, weil ich dachte, am Caltech sei es wirklich besser, erhöhten sie ihr Angebot in Cornell; und wenn ich dachte, ich wollte in Cornell bleiben, gingen sie am Caltech etwas höher. Man kann sich also diesen Esel zwischen den beiden Heuhaufen vorstellen, mit der besonderen Vertracktheit, daß, sobald er zu dem einen hingeht, der andere größer wird. Das macht es sehr schwierig!
    Das Argument, das schließlich den Ausschlag gab, war mein Forschungsurlaub. Ich

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