Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman
weiter.)
Als die Show vorüber war, kamen die Mädchen vom El Rancho an unseren Tisch, und wir unterhielten uns mit ihnen, bis sie sich für die nächste Show fertig machen mußten. Dann sagte John: »Ich kenne eine nette kleine Bar nicht weit von hier. Lassen Sie uns dahin gehen.«
Ich fuhr ihn zu der Bar, und wir gingen hinein. »Sehen Sie die Frau da drüben?« sagte er. »Sie ist eine wirklich gute Rechtsanwältin. Kommen Sie, ich mache Sie mit ihr bekannt.«
John machte uns miteinander bekannt und entschuldigte sich dann, um auf die Toilette zu gehen. Er kam nicht wieder. Ich glaube, er wollte zurück zu seiner »Frau«, und ich fing an, ihn zu stören.
Ich sagte »Hallo« zu der Frau und bestellte nur mir selber einen Drink (immer noch dieses Spiel spielend, unbeeindruckt und kein Gentleman zu sein).
»Wissen Sie«, sagte sie, »ich gehöre zu den besseren Rechtsanwälten hier in Las Vegas.«
»Ach was«, antwortete ich cool. »Rechtsanwältin mögen Sie vielleicht den Tag über sein, aber wissen Sie, was Sie jetzt sind? Jetzt sind Sie bloß 'ne Kneipenhockerin in 'ner kleinen Bar in Vegas.«
Sie mochte mich, und wir gingen noch in ein paar andere Bars zum Tanzen. Sie tanzte sehr gut, und ich tanze unheimlich gern , so daß wir uns gut amüsierten.
Dann fing auf einmal, mitten in einem Tanz, mein Rücken an, weh zu tun. Es war ein ziemlich heftiger Schmerz, und er begann ganz plötzlich. Ich wußte, was los war: Ich war drei Tage und Nächte aufgewesen und hatte diese verrückten Abenteuer erlebt, und ich war vollkommen erschöpft.
Sie sagte, sie würde mich mit zu sich nehmen. Sobald ich in ihrem Bett lag - PENG! war ich weg.
Am nächsten Morgen wachte ich in diesem herrlichen Bett auf. Die Sonne schien, und von ihr keine Spur. Statt dessen war ein Dienstmädchen da. »Sir«, sagte sie, »sind Sie wach? Das Frühstück ist fertig.«
»Also, hm ...«
»Ich bringe es Ihnen. Was möchten Sie haben?«, und sie betete eine ganze Speisekarte herunter.
Ich bestellte und frühstückte im Bett - im Bett einer Frau, die ich nicht kannte; ich wußte nicht, wer sie war oder wo sie herkam!
Ich stellte dem Dienstmädchen ein paar Fragen, aber sie wußte auch nichts über diese geheimnisvolle Frau: Sie war gerade erst angestellt worden, rnd es war ihr erster Arbeitstag. Sie hielt mich für den Herrn des Hauses und fand es merkwürdig, daß ich ihr Fragen stellte. Schließlich zog ich mich an und ging. Ich habe die geheimnisvolle Frau nie wiedergesehen.
Als ich das erste Mal in Las Vegas war, setzte ich mich hin und rechnete für alles die Gewinnchancen aus, und ich stellte fest, daß sie am Würfeltisch ungefähr bei 0,493 lagen. Würde ich einen Dollar setzen, so würde mich das 1,4 Cents kosten. Ich überlegte: »Warum setze ich so ungern? Es kostet ja kaum etwas!«
Ich fing also an zu setzen und verlor gleich hintereinander fünf Dollar - eins, zwei, drei, vier, fünf. Eigentlich hätte mich das nur sieben Cents kosten dürfen, und jetzt war ich fünf Dollar im Rückstand! Seitdem habe ich nie wieder gespielt (jedenfalls nicht mit eigenem Geld). Ich hatte großes Glück, daß ich gleich zu Anfang verlor.
Einmal aß ich mit einem der Showgirls zu Mittag. Es war ein ruhiger Nachmittag, nicht der übliche Rummel, und sie sagte: »Siehst du den Mann dort drüben, der über den Rasen geht? Das ist Nick der Grieche. Er ist Berufsspieler.«
Nun wußte ich ja recht gut über die Gewinnchancen m Las Vegas Bescheid, und ich fragte: »Wie macht er das, Berufsspieler zu sein?«
»Ich rufe ihn her.«
Nick kam herüber, und sie machte uns bekannt. »Marilyn sagt, daß Sie Berufsspieler sind.«
»Stimmt genau.«
»Also, ich wüßte gern, wie das möglich ist, daß Sie vom Spielen leben, denn am Tisch betragen die Gewinnchancen 0,493.«
»Sie haben recht«, sagte er, »und ich werde es Ihnen erklären. Ich setze nicht am Tisch oder bei ähnlichen Glücksspielen. Ich wette nur, wenn die Gewinnchancen für mich günstig stehen.«
»Hä? Wann stehen die Gewinnchancen je günstig für Sie?« fragte ich ungläubig.
»Ganz einfach«, sagte er. »Ich stehe bei einem Tisch herum und irgend jemand sagt: >Jetzt kommt Neun! Es muß einfach eine Neun sein!< Er ist aufgeregt; er glaubt, es wird eine Neun kommen, und er möchte setzen. Nun kenne ich die Gewinnchancen für alle Zahlen auswendig, also sag ich zu ihm: >Ich wette mit Ihnen vier gegen eins, daß keine
Neun kommt<, und auf lange Sicht gewinne ich dabei. Ich setze
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