Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman
allgemeinen Problem sie arbeiteten, und fingen dann meist an, einen Haufen Gleichungen hinzuschreiben.
»Einen Moment«, pflegte ich dann zu sagen. »Gibt es ein bestimmtes Beispiel für dieses allgemeine Problem?«
»Aber ja, natürlich.«
»Gut. Dann geben Sie mir ein Beispiel.« fch brauchte das: Ich bin nicht in der Lage, etwas im allgemeinen zu verstehen, wenn ich nicht ein bestimmtes Beispiel im Kopf habe und sehe, wie es läuft. Manche Leute denken anfangs, daß ich ein bißchen langsam sei und das Problem nicht verstünde, weil ich eine Menge von diesen »dummen« Fragen stelle: »Ist eine Kathode plus oder minus? Ist ein Anion positiv oder negativ geladen?«
Aber später, wenn der andere mitten in einem Haufen Gleichungen steckt, sagt er irgend etwas, und ich sage: »Einen Moment! Da ist ja ein Fehler! Das kann nicht stimmen!«
Er guckt auf seine Gleichungen, und tatsächlich, nach einer Weile findet er den Fehler und wundert sich: »Wie zum Teufel hat dieser Bursche in dem Durcheinander dieser ganzen Gleichungen den Fehler gefunden, wo er doch am Anfang kaum etwas verstanden hat?«
Der andere glaubt, daß ich den Schritten mathematisch folge, aber das tue ich nicht. Ich habe das besondere, physikalische Beispiel für das, was er zu analysieren versucht, und ich weiß instinktiv und aus Erfahrung, was für Eigenschaften die Sache hat. Wenn also die Gleichung besagt, daß es sich so und so verhalten sollte, und ich weiß, daß das verkehrt ist, springe ich auf und sage: »Moment! Da ist ein Fehler!«
Ich konnte also in Japan nur dann verstehen oder besprechen, woran die Leute arbeiteten, wenn sie in der Lage waren, mir ein physikalisches Beispiel zu geben, und die meisten waren dazu nicht imstande. Die, die es konnten, gaben oft schwache Beispiele, die sich durch viel einfachere Analysemethoden lösen ließen.
Da ich fortwährend nicht nach mathematischen Gleichungen, sondern nach den physikalischen Bedingungen dessen fragte, was sie auszuarbeiten versuchten, wurden die Ergebnisse meines Besuches in einem vervielfältigten Papier zusammengefaßt, das unter den Wissenschaftlern verteilt wurde (ein bescheidenes, aber wirkungsvolles Kommunikationssystem, das sie sich nach dem Krieg hatten einfallen lassen) und den Titel trug: »Die Fragen, mit denen Feynman uns bombardierte, und unsere Antworten.«
Nachdem ich eine Reihe von Universitäten besucht hatte, verbrachte ich einige Monate am Yukawa-Institut in Kyoto. Es war wirklich eine Freude, dort zu arbeiten. Alles war so angenehm: Man kam zur Arbeit, zog seine Schuhe aus, und jemand servierte morgens Tee, wenn man etwas trinken wollte. Es war ein Vergnügen.
Während ich in Kyoto war, versuchte ich mit aller Macht, Japanisch zu lernen. Ich gab mir viel mehr Mühe und kam so weit, daß ich mit Taxis herumfahren und etwas unternehmen konnte. Jeden Tag nahm ich eine Stunde Unterricht bei einem Japaner.
Eines Tages brachte er mir das Wort für »sehen« bei. »Also«, sagte er, »angenommen, Sie wollen sagen: >Darf ich Ihren Garten sehen?< Wie drücken Sie das aus?«
Ich bildete einen Satz mit dem Wort, das ich gerade gelernt hatte.
»Nein, nein!« sagte er. »Wenn Sie zu jemandem sagen: >Möchten Sie meinen Garten sehen?<, verwenden Sie das erste >sehen<. Aber wenn Sie den Garten von jemand anderem sehen möchten, müssen Sie ein anderes >sehen< verwenden, das höflicher ist.«
Im ersten Fall sagt man im Grunde: »Wollen Sie mal einen Blick auf meinen lausigen Garten werfen? «, aber wenn man sich den Garten des anderen anschauen will, muß man etwas sagen, das ungefähr so lautet: »Darf ich Ihren herrli eben Garten in Augenschein nehmen? « Es gibt also zwei verschiedene Worte, die man verwenden muß.
Dann stellte er mir eine andere Aufgabe: »Sie gehen zu einem Tempel und möchten sich die Gärten anschauen ...«
Ich bildete einen Satz, diesmal mit dem höflichen »sehen«.
»Nein, nein!« sagte er. »Im Tempel sind die Gärten viel gepflegter. Sie müssen also etwas sagen, das gleichbedeutend ist mit: >Darf ich meine Augen auf Ihre köstlichen Gärten heften? «
Drei oder vier verschiedene Worte für einen Gedanken; denn wenn ich es tue, ist es jämmerlich, aber wenn du es tust, ist es großartig.
Ich lernte Japanisch vor allem wegen technischer Dinge, und so beschloß ich zu prüfen, ob es das gleiche Problem auch bei den Wissenschaftlern gab.
Am nächsten Tag fragte ich im Institut die Leute im Sekretariat: »Wie sagt man auf japanisch:
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