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Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman

Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman

Titel: Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard P. Feynman
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Rochester-Konferenz. Ich hinkte noch immer hinterher, und Lee hielt seinen Vortrag über die Verletzung der Parität. Er und Yang waren zu dem Schluß gekommen, daß die Parität verletzt sei, und jetzt lieferte er die Theorie dafür.
    Während der Konferenz wohnte ich bei meiner Schwester in Syracuse. Ich nahm die Kopie des Vertrages mit nach Hause und sagte zu ihr: »Ich verstehe nicht, was Lee und Yang da ausführen. Das ist alles so kompliziert.«
    »Nein«, sagte sie, »was du sagen willst, ist nicht , daß du es nicht verstehst, sondern daß du es nicht herausgefunden hast. Du hast es nicht auf deine Weise durchdacht, nachdem du gehört hast, was der Schlüssel dazu ist. Du solltest dir vorstellen, daß du wieder Student bist, das Papier mit nach oben nehmen, jede Zeile lesen und die Gleichungen überprüfen. Dann wird's dir ganz leichtfallen, es zu verstehen.«
    Ich folgte ihrem Rat, prüfte die ganze Sache durch und fand sie ganz einsehbar und einfach. Ich hatte Angst gehabt, sie zu lesen, weil ich dachte, es sei zu schwierig.
    Das erinnerte mich an etwas, was ich vor langer Zeit bezüglich Gleichungen mit einer Links-Rechts-Asymmetrie getan hatte. Nun wurde irgendwie klar, als ich mir Lees Formeln ansah, daß die Lösung für alles viel einfacher war: AI les kommt linkshändig heraus. Für das Elektron und das Myon ergaben meine Voraussagen das gleiche wie die von Lee, nur daß ich einige Vorzeichen vertauschte. Es war mir damals nicht klar, aber Lee hatte nur das einfachste Beispiel für die Myon-Kopplung genommen und nicht bewiesen, daß alle Myonen ganzzahlig rechtsdrehend sein müßten, während dies nach meiner Theorie automatisch der Fall sein mußte. Deshalb konnte ich tatsächlich über das hinaus, was er herausgefunden hatte, eine weitere Voraussage machen. Ich hatte andere Vorzeichen, aber ich bemerkte nicht, daß ich auch die Größe richtig vorausgesagt hatte.
    Ich sagte einige Dinge voraus, die noch niemand experimentell überprüfen konnte, aber als die Reihe an das Neutron und das Proton kam, konnte ich es nicht mit dem in Übereinstimmung bringen, was damals über deren Kopplung bekannt war: irgendwie war da der Wurm drin.
    Als ich am nächsten Tag zum Treffen ging, trat mir ein sehr freundlicher Mensch namens Ken Case, der über irgend etwas einen Vortrag halten sollte, fünf Minuten von der ihm zugemessenen Zeit ab, damit ich meine Idee vortragen konnte. Ich sagte, ch sei überzeugt davon, daß alles linkshändig sei und daß die Vorzeichen für das Elektron und das Myon umgekehrt seien, aber ich hätte Schwierigkeiten mit dem Neutron. Später stellten mir die Experimentalphysiker einige Fragen zu meinen Voraussagen, und dann fuhr ich den Sommer über nach Brasilien.
    Als ich in die Vereinigten Staaten zurückkam, wollte ich wissen, was sich in Sachen Beta-Zerfall getan hatte. Ich fuhr zu dem Labor von Frau Professor Wu an der Columbia University. Sie war nicht da, aber eine andere Dame zeigte mir alle möglichen Daten, alle möglichen chaotischen Zahlen, die zu nichts paßten. Die Elektronen, die nach meinem Modell allesamt linksdrehend hätten sein müssen, kamen in einigen Fällen rechtsdrehend heraus. Nichts paßte zusammen.
    Als ich ans Caltech zurückkehrte, fragte ich einige der Experimentalphysiker, wie es mit dem Beta-Zerfall stehe. Ich erinnere mich, daß mich drei von ihnen, Hans Jensen, Aaldert Wapstra und Felix Boehm, auf einem kleinen Hocker Platz nehmen ließen und anfingen, mich mit Fakten zu überschütten: experimentelle Resultate aus anderen Teilen des Landes und ihre eigenen Ergebnisse aus Experimenten.
    Weil ich sie kannte und wußte, wie sorgfältig sie vorgingen, maß ich ihren Ergebnissen mehr Bedeutung bei als den anderen. Ihre Resultate für sich genommen waren gar nicht so ungereimt, ungereimt waren alle anderen plus ihre.
    Nachdem sie mir all das eingetrichtert hatten, sagten sie: »Die Lage ist so verwickelt, daß sogar einige von den Dingen, die seit Jahren feststehen, in Frage gestellt werden - wie zum Beispiel, ob der Beta-Zerfall des Neutrons durch S und T-Kopplungen beschrieben ist. Es geht so drunter und drüber, daß Murray sagt, es könnte sogar V und A sein.«
    Ich springe vom Hocker auf und sage: »Dann ist mir ALLLLLES klar!«
    Sie dachten, ich machte Spaß. Aber das, womit ich auf der Tagung in Rochester Schwierigkeiten gehabt hatte - der Neutronen- und Protonen-Zerfall: abgesehen davon , paßte alles, und wenn es V und A statt S und T war, würde

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