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Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman

Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman

Titel: Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard P. Feynman
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vollständig.
    Nun, ich fing an, erregt zu sein, intellektuell wie auch sexuell, und ich sagte Dinge wie: »Wow! Es funktioniert!«, und dann wachte ich auf.
    Beim Träumen machte ich noch andere Beobachtungen. Abgesehen davon, daß ich mich immer fragte: »Träume ich wirklich in Farbe?«, wollte ich wissen: »Wie genau sieht man?«
    Als ich das nächste Mal träumte, lag ein Mädchen im hohen Gras, und sie hatte rotes Haar. Ich versuchte zu erkennen, ob ich jedes einzelne Haar sehen konnte. Es gibt gerade da, wo die Sonne reflektiert wird, einen kleinen Farbbereich - der Beugungseffekt -, ich konnte das sehen! Ich konnte jedes einzelne Haar so deutlich sehen, wie man es sich nur wünschen kann: perfektes Sehvermögen!
    Ein anderes Mal hatte ich einen Traum, in dem eine Heftzwecke in einem Türrahmen steckte. Ich sehe die Heftzwecke, streiche mit den Fingern über den Türrahmen und fühle die Heftzwecke. Die »Seh-Abteilung« und die »Fühl- Abteilung« des Gehirns scheinen also miteinander verbunden zu sein. Dann frage ich mich: »Könnte es sein, daß sie nicht immer miteinander verbunden sind?« Ich schaue wieder nach dem Türrahmen, und es ist keine Heftzwecke da. Ich streiche mit dem Finger über den Türrahmen, und ich fühle die Heftzwecke.
    Ein anderes Mal träume ich und höre: »Klopf-klopf; klopf-klopf.« im Traum passierte irgend etwas, das dieses Klopfen passend erscheinen ließ, aber nicht ganz - es wirkte irgendwie fremd. Ich dachte: »Garantiert kommt dieses Klopfen von außen , und ich habe diesen Teil des Traums erfunden, damit er dazu paßt. Ich muß aufwachen und herausfinden, was zum Teufel das ist.«
    Das Klopfen geht immer noch weiter. Ich wache auf, und ... Totenstille. Da war nichts. Es hing also nicht mit dem Außen zusammen.
    Andere Leute haben mir erzählt, daß sie Geräusche aus der Außenwelt in ihre Träume eingebaut haben, doch als ich diese Erfahrung hatte, sorgfältig »von unten her beobachtete« und sicher war, daß das Geräusch von außerhalb des Traums kam, war es nicht so.
    In der Zeit, als ich Beobachtungen in meinen Träumen anstellte, war der Vorgang des Aufwachens mit ziemlicher Angst verbunden. Wenn man anfängt aufzuwachen, gibt es einen Moment, in dem man sich steif und festgebunden fühlt oder wie unter vielen Watteschichten. Es ist schwer zu erklären, aber es gibt einen Moment, in dem man das Gefühl hat, man kann nicht hinaus; man ist nicht sicher, daß man aufwachen kann. Deshalb mußte ich mir sagen - nachdem ich wach geworden war -, daß das lächerlich sei. Ich kenne keine Krankheit, bei der jemand normal einschläft und dann nicht wieder aufwachen kann. Man kann immer aufwachen. Und nachdem ich mir das viele Male gesagt hatte, hatte ich immer weniger Angst und fand dann den Vorgang des Aufwachens sogar ziemlich spannend - so ungefähr wie bei einer Achterbahn: nach einer Weile hat man nicht mehr solche Angst und fängt an, es ein bißchen zu genießen.
    Man möchte vielleicht wissen, wie es dazu kam, daß ich aufhörte, meine Träume zu beobachten (ich habe fast ganz damit aufgehört; es ist seit damals nur noch selten vorgekommen). Eines Nachts träume ich wie gewöhnlich, mache Beobachtungen und sehe an der Wand vor mir einen Wimpel. Ich antworte zum fünfundzwanzigsten Mal: »Ja, ich träume in Farbe«, und merke dann, daß ich im Schlaf den Hinterkopf gegen eine Messingstange gelehnt habe. Ich lege meine Hand hinter den Kopf und spüre, daß die Rückseite meines Kopfes weich ist. Ich denke: »Aha! Deshalb habe ich alle diese Beobachtungen in meinen Träumen machen können: die Messingstange hat mein Sehzentrum gestört. Ich brauche nur mit einer Messingstange unter dem Kopf zu schlafen, und ich kann diese Beobachtungen machen, wann immer ich will. Deshalb werde ich, glaube ich, aufhören, diesen Traum hier zu beobachten, und mich tiefer in den Schlaf hinein begeben.«
    Als ich später aufwachte, war da weder eine Messingstange, noch war mein Hinterkopf weich. Irgendwie war ich es leid, diese Beobachtungen anzustellen, und mein Gehirn hatte ein paar Vorwände gefunden, warum ich damit aufhören sollte.
    Eine Folge dieser Beobachtungen war, daß ich eine kleine Theorie aufstellte. Träume untersuchte ich unter anderem deshalb gern, weil ich neugierig war, wie man ein Bild sehen kann - zum Beispiel das einer Person -, wenn die Augen geschlossen sind und nichts hereinkommt. Vielleicht sind es zufällige, unregelmäßige Entladungen der Nerven; aber man

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