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Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman

Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman

Titel: Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard P. Feynman
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kann.
Eine Katzenkarte?
    Im Speisesaal des Graduate-College in Princeton saßen die einzelnen meist mit Studenten der eigenen Fachrichtung zusammen. Ich saß bei den Physikern, aber nach einem Weilchen dachte ich: Es wäre gut, wenn man sich ansähe, was der Rest der Welt treibt, ich werde mich also jeweils für ein oder zwei Wochen zu einer der anderen Gruppen setzen.
    Als ich bei den Philosophen saß, hörte ich ihnen zu, wie sie sehr ernsthaft über ein Buch von Whitehead diskutierten, das den Titel hatte: Prozeß und Realität. Sie benutzten die Worte auf komische Art und Weise, und ich konnte nicht recht verstehen, was sie sagten. Ich wollte sie aber in ihrem Gespräch nicht unterbrechen und sie nicht dauernd bitten, etwas zu erklären, und bei den wenigen Malen, als ich doch fragte, versuchten sie es mir zu erklären, aber ich begriff es trotzdem nicht. Schließlich luden sie mich ein, in ihr Seminar zu kommen.
    Sie hatten ein Seminar, das wie eine Klasse war. Es war jede Woche einmal zusammengekommen, um ein neues Kapitel aus Prozeß und Realität zu diskutieren - irgend jemand hielt ein Referat darüber, und dann gab es eine Diskussion. Ich ging in dieses Seminar und schwor mir, den Mund zu halten, indem ich mir ins Gedächtnis rief, daß ich nicht das geringste vom Thema verstand und nur hinging, um zuzuschauen.
    Was dort geschah, war typisch - so typisch, daß es unglaublich war, aber wahr. Zuerst saß ich da, ohne irgend etwas zu sagen, was kaum zu glauben, aber ebenfalls wahr ist. Ein Student hielt ein Referat über das Kapitel, das in jener Woche untersucht werden sollte. Whitehead benutzte darin dauernd die Worte »wesentlicher Gegenstand«, und zwar in einer bestimmten terminologischen Weise, die er vermutlich definiert hatte, die ich jedoch nicht verstand.
    Nach einiger Diskussion darüber, was »wesentlicher Gegenstand« bedeute, sagte der Professor, der das Seminar leitete, etwas, das die Dinge klären sollte, und zeichnete etwas an die Tafel, das wie Blitze aussah. »Mr. Feynman«, fragte er, »würden Sie sagen, daß ein Elektron ein wesentlicher Gegenstand< ist?«
    Nun, jetzt saß ich in der Patsche. Ich gab zu, daß ich das Buch nicht gelesen hatte, deshalb hätte ich keine Ahnung, was Whitehead mit dem Ausdruck meine; ich sei nur gekommen, um zuzuschauen. »Aber«, sagte ich, »ich werde versuchen, die Frage, die der Herr Professor gestellt hat, zu beantworten, wenn Sie vorher eine Frage von mir beantworten, damit ich mir eine bessere Vorstellung davon machen kann, was >wesentlicher Gegenstand< bedeutet. Ist ein Ziegelstein ein wesentlicher Gegenstand?«
    Ich hatte herausfinden wollen, ob sie glaubten, daß theoretische Konstrukte wesentliche Gegenstände seien. Das Elektron ist eine Theorie , die wir benutzen; es ist so nützlich für unser Verständnis vom Funktionieren der Natur, daß wir es fast als real bezeichnen können. Ich wollte per Analogie klarmachen, was eine Theorie ist. Im Fall des Ziegelsteins sollte meine nächste Frage lauten: »Und wie steht es mit dem Inneren des Ziegelsteins?« - und dann wollte ich darauf hinweisen, daß noch nie jemand das Innere eines Ziegelsteins gesehen hat. So oft man den Ziegelstein auch zerbricht, man sieht immer nur eine Oberfläche. Daß der Ziegelstein ein Inneres hat, ist eine einfache Theorie, die uns hilft, die Dinge besser zu verstehen. Bei der Theorie der Elektronen ist es ähnlich. Deshalb stellte ich als erstes die Frage: »Ist ein Ziegelstein ein wesentlicher Gegenstand?«
    Dann kamen die Antworten. Einer stand auf und sagte: »Der Ziegelstein als einzelner, besonderer Ziegelstein. Das ist es, was Whitehead unter einem wesentlichen Gegenstand versteht.«
    Ein anderer sagte: »Nein, der einzelne Ziegelstein ist kein wesentlicher Gegenstand; es ist der allgemeine Charakter, den alle Ziegelsteine gemeinsam haben - ihre >Ziegelsteinhaftigkeit< -, das ist der wesentliche Gegenstand.«
    Wieder ein anderer stand auf und sagte: »Nein, es liegt nicht in den Ziegelsteinen selbst. Wesentlicher Gegenstand< meint die Vorstellung im Bewußtsein, die sich einstellt, wenn man an Ziegelsteine denkt.«
    Wieder und wieder stand jemand auf, und ich hatte wirklich noch nie gehört, daß man auf so einfallsreiche und unterschiedliche Weise einen Ziegelstein betrachten kann. Und genau wie es in allen Geschichten über Philosophen sein muß, endete es in vollständigem Chaos. In all ihren vorherigen Diskussionen hatten sie sich nicht einmal die Frage gestellt,

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