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Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman

Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman

Titel: Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard P. Feynman
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sprach mit drei anderen Kerlen. Bald darauf kamen die drei - große, harte Burschen - zu mir und beugten sich über mich. Sie schauten drohend auf mich herab und fragten: »Was soll denn das, mit unserem Freund eine Schlägerei anzufangen?«
    Na ja, und ich bin so dumm und kriege nicht mit, daß sie mich einschüchtern wollen; ich kenne nur richtig und falsch. Ich fahre herum und schnauze sie an: »Warum findet ihr nicht erstmal raus, wer womit angefangen hat, bevor ihr anfangt, Ärger zu machen?«
    Die großen Burschen waren so erstaunt, daß ihr Einschüchterungsversuch nicht funktionierte, daß sie zurückwichen und gingen.
    Nach einer Weile kam einer von ihnen zurück und sagte zu mir: »Du hast recht gehabt, das ist typisch Curly. Der prügelt sich dauernd, und wir sollen es dann geradebiegen.«
    »Das kannst du laut sagen, daß ich recht habe!« sagte ich, und er setzte sich neben mich.
    Curly und die beiden anderen kamen herüber und setzten sich zwei Stühle weiter auf der anderen Seite hin. Curly sagte etwas über mein Auge, es sehe nicht besonders gut aus, und ich sagte, seines sei aber auch nicht in Bestform.
    Ich rede weiter so forsch daher, denn ich stelle mir vor, daß sich ein richtiger Mann in einer Bar eben so benehmen muß.
    Die Lage wird immer brenzliger, und die Leute in der Bar fangen an, sich Sorgen zu machen, was passieren wird. Der Barkeeper sagt: »Keine Schlägerei hier drin, Jungs! Beruhigt euch mal!«
    Curly zischt: »Das ist o. k.; wir kriegen den, wenn er rausgeht.«
    Da kommt ein Genie vorbei. In jedem Bereich gibt es erstklassige Fachleute. Dieser Bursche kommt zu mir und sagt: »He, Dan! Ich wußte gar nicht, daß du in der Stadt bist! Schön, dich zu treffen!«
    Dann sagt er zu Curly: »Eh, Paul! Ich möchte dir einen guten Freund von mir vorstellen, Dan hier. Ich glaube, ihr beide werdet euch verstehen. Warum gebt ihr euch nicht die Hand?«
    Wir geben uns die Hand. Curly sagt: »Hm, sehr erfreut.«
    Dann beugt sich das Genie zu mir herüber und flüstert sehr leise: »Jetzt aber schnell raus hier!«
    »Aber sie haben gesagt, sie ...«
    »Los!« sagt er.
    Ich holte meinen Mantel und ging schnell hinaus. Ich ging an den Häuserwänden entlang, für den Fall, daß sie nach mir suchten. Niemand kam heraus, und ich ging in mein Hotel. Zufällig war es der Abend meines letzten Vertrags, deshalb ging ich nie wieder in den Alibi Room, jedenfalls ein paar Jahre lang nicht.
    (Ungefähr zehn Jahre später bin ich noch einmal hingegangen, und es hatte sich alles verändert. Es war nicht mehr fein und gewienert wie früher; es war schäbig, und es waren zweifelhafte Leute da. Ich sprach mit dem Barkeeper, der auch nicht mehr derselbe war, und erzählte ihm von früher. »O, ja!« sagte er. »Das war die Bar, wo die ganzen Buchmacher mit ihren Mädchen rumhingen.« Da verstand ich, warum da so viele freundliche und elegant aussehende Leute gewesen waren und warum dauernd die Telephone geklingelt hatten.)
    Als ich am nächsten Morgen aufstand und in den Spiegel schaute, stellte ich fest, daß es ein paar Stunden dauert, bis ein blaues Auge voll herauskommt. Als ich am selben Tag nach Ithaca zurückkam, ging ich hinüber ins Büro des Dekans, um dort etwas abzuliefern. Ein Philosophieprofessor sah mein blaues Auge und rief aus: »Oh, Mr. Feynman! Sie sind doch nicht etwa gegen eine Tür gerannt?«
    »Keineswegs«, sagte ich. »Das habe ich mir in einer Bar in Buffalo bei einer Schlägerei auf der Herrentoilette geholt.«
    »Ha, ha, ha!« lachte er.
    Und dann gab es das Problem, daß ich meine reguläre Vorlesung halten mußte. Ich ging mit gesenktem Kopf in den Hörsaal und studierte meine Notizen. Als ich bereit war anzufangen, hob ich den Kopf und sah sie offen an, und dann sagte ich, was ich immer sagte, bevor ich mit meiner Vorlesung begann - aber diesmal mit etwas barscherer Stimme: »Irgendwelche Fragen?«
Ich will meinen Dollar!
    Von Cornell aus fuhr ich oft zu Besuch heim nach Far Rockaway. Einmal, als ich zu Hause war, bekam ich einen Anruf: ein FERNGESPRÄCH aus Kalifornien. Ein Ferngespräch bedeutete damals, daß es sich um etwas sehr Wichtiges handeln mußte, besonders wenn es ein Ferngespräch aus dem eine Million Meilen entfernten fabelhaften Kalifornien war.
    Der Mensch am anderen Ende fragt: »Spreche ich mit Professor Feynman von der Cornell University?«
    »Ja, der bin ich.«
    »Hier ist Mr. Soundso von der und der Flugzeugfirma.«
    Es war eine der großen Flugzeugfirmen in

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