Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman

Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman

Titel: Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard P. Feynman
Vom Netzwerk:
Kalifornien, aber leider weiß ich nicht mehr, welche. Der Mensch fährt fort: »Wir haben die Absicht, ein Laboratorium für atomgetriebene Raketenflugzeuge einzurichten. Das jährliche Budget wird sich auf soundso viele Millionen Dollar belaufen ...« Riesenzahlen.
    Ich sagte: »Einen Moment, Sir; ich weiß nicht, warum Sie mir das alles erzählen.«
    »Lassen Sie mich nur zu Ihnen sprechen«, sagt er, »lassen Sie mich nur alles erklären. Bitte, lassen Sie mich das auf meine Weise tun.« Er redet also ein bißchen weiter, sagt, wie viele Leute in dem Labor arbeiten werden, soundso viele Leute auf dieser Ebene und soundso viele Doktoren auf jener Ebene ...
    »Verzeihen Sie, Sir«, sage ich, »aber ich glaube, Sie haben den falschen Mann am Telephon.«
    »Ich spreche doch mit Richard Feynman, Richard P. Feynman?«
    »Schon, aber Sie ...«
    »Würden Sie mich Ihnen bitte unterbreiten lassen, was ich zu sagen habe, Sir, und dann besprechen wir es.«
    »Na gut!« Ich setze mich hin und schließe die Augen, um mir diesen ganzen Kram anzuhören, all diese Einzelheiten über dieses große Projekt, und ich habe immer noch nicht die leiseste Ahnung, warum er mir diese ganzen Informationen gibt.
    Als er schließlich fertig ist, sagt er: »Ich berichte Ihnen von unseren Plänen, weil wir wissen wollen, ob Sie Direktor des Laboratoriums werden möchten.«
    »Sprechen Sie wirklich mit dem richtigen Mann?« frage ich. »Ich bin Professor für Theoretische Physik. Ich bin weder Raketenkonstrukteur noch Flugzeugkonstrukteur oder so etwas Ähnliches.«
    »Wir sind sicher, daß wir den richtigen Mann haben.«
    »Woher haben Sie denn meinen Namen? Wieso kamen Sie auf die Idee, mich anzurufen?«
    »Sir, Ihr Name steht auf dem Patent für Raketenflugzeuge mit Atomantrieb.«
    »Oh«, sagte ich, und mir wurde klar, warum mein Name auf dem Patent stand, und die Geschichte will ich jetzt erzählen. Dem Mann sagte ich: »Es tut mir leid, aber ich bleibe lieber Professor an der Cornell University.«
    Es war folgendes passiert: Während des Krieges gab es in Los Alamos einen netten Kerl namens Hauptmann Smith, der das Patentbüro für die Regierung unter sich hatte. Smith schickte jedem eine Mitteilung, in der ungefähr folgendes stand: »Das Patentbüro möchte jede Idee patentieren, die Sie für die Regierung der Vereinigten Staaten, für die Sie jetzt arbeiten, entwickeln. Jede Idee zur Kernenergie und ihrer Anwendung, die Sie für allgemein bekannt halten, ist keineswegs allgemein bekannt: Kommen Sie einfach in mein Büro und teilen Sie mir die Idee mit.«
    Ich treffe Smith beim Mittagessen, und als wir zur technischen Abteilung zurückgehen, sage ich zu ihm: »Diese Mitteilung, die Sie rumgeschickt haben: Das ist doch irgendwie verrückt, daß wir zu Ihnen reinkommen und Ihnen jede Idee mitteilen sollen.«
    Wir diskutieren es hin und her - derweil sind wir in seinem Büro -, und ich sage: »Es gibt so viele Ideen zur Kernenergie, die völlig auf der Hand liegen, daß ich einen ganzen Tag hier zu tun hätte, um Ihnen das alles zu erzählen.«
    »ZUM BEISPIEL?«
    »Kein Problem!« sage ich. »Beispiel: Kernreaktor... unter Wasser... Wasser geht rein ... auf der anderen Seite kommt Dampf raus ... Pschschschscht! - ein Unterseeboot. Oder: Kernreaktor... vorne strömt Luft hinein... wird durch die Kernreaktion erhitzt... kommt hinten raus ... Bum! Fliegt durch die Luft - ein Flugzeug. Oder: Kernreaktor ... man läßt Wasserstoff durch das Ding durchgehen ... Sssst! - eine Rakete. Oder: Kernreaktor... statt gewöhnlichem Uran nimmt man angereichertes Uran mit Berylliumoxid bei hoher Temperatur, um es wirksamer zu machen ... Das ist ein Kraftwerk zur Stromerzeugung. Es gibt eine Million Ideen!« sage ich beim Hinausgehen.
    Nichts geschah.
    Ungefähr drei Monate später ruft mich Smith in sein Büro und sagt: »Feynman, das Unterseeboot ist schon patentiert. Aber die anderen drei gehören Ihnen.« Als daher die Typen bei der Flugzeugfirma in Kalifornien ihr Labor planen und herauszufinden versuchen, wer Fachmann für raketengetriebene Dingsbumse ist, ist das ganz einfach: Sie gucken nach, wer das Patent dafür hat!
    Jedenfalls sagte Smith mir, ich solle wegen der drei Ideen, die ich der Regierung zum Patentieren gab, ein paar Papiere unterzeichnen. Na ja, das ist so eine bescheuerte Rechtsangelegenheit, aber wenn man das Patent der Regierung gibt, dann ist das Dokument, das man unterzeichnet, erst dann rechtsgültig, wenn eine Bezahlung

Weitere Kostenlose Bücher