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Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman

Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman

Titel: Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard P. Feynman
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und die ganze Zeit klingelten die Telephone.
    Ich ging zur Bar und bestellte meinen Black and White, das Wasser extra. Der Barkeeper war sehr freundlich, fand schnell eine hübsche Frau, die sich neben mich setzte, und stellte sie mir vor. Ich spendierte ihr Drinks. Der Platz gefiel mir, und ich beschloß, in der darauffolgenden Woche wiederzukommen.
    Jeden Donnerstag abend kam ich nach Buffalo, wurde in Wagen Nummer 169 zu meinen Vortrag und danach zum Alibi Room gefahren. Ich marschierte in die Bar und bestellte meinen Black and White, das Wasser extra. Nach ein paar Wochen war es soweit, daß, sobald ich hereinkam und noch bevor ich die Bar erreichte, ein Black and White mit Wasser extra für mich bereitstand. »Das Übliche für Sie, Sir«, begrüßte mich der Barkeeper.
    Ich kippte gleich das ganze Glas runter, um zu zeigen, daß ich ein zäher Bursche war, wie ich's im Kino gesehen hatte, und dann saß ich so etwa zwanzig Sekunden da, bevor ich das Wasser trank. Nach einer Weile brauchte ich nicht einmal mehr das Wasser.
    Der Barkeeper sorgte immer dafür, daß der Stuhl neben mir nicht lange leer blieb, sondern daß da bald eine hübsche Frau saß, und alles ließ sich gut an, aber kurz bevor die Bar schloß, mußten alle woandershin. Ich dachte, das müsse wohl daran liegen, daß ich um die Zeit meist schon ziemlich betrunken war.
    Einmal, als der Alibi Room schloß, schlug das Mädchen, dem ich an jenem Abend Drinks spendierte, vor, woandershin zu gehen, wo sie eine Menge Leute kenne. Es war im zweiten Stock in irgendeinem anderen Haus, und nichts deutete darauf hin, daß es da oben eine Bar gab. Die Bars in Buffalo mußten alle um zwei Uhr zumachen, und die ganzen Leute in den Bars wurden von diesem großen Saal im zweiten Stock geschluckt und machten einfach weiter - illegal, versteht sich.
    Ich versuchte herauszukriegen, wie ich in Bars bleiben und dem Treiben zusehen konnte, ohne betrunken zu werden.
    Eines Nachts sah ich, wie ein Kerl, der oft da gewesen war, zur Bar ging und ein Glas Milch bestellte. Jeder wußte, was sein Problem war: er hatte ein Magengeschwür, der arme Kerl. Das brachte mich auf eine Idee.
    Als ich das nächste Mal in den Alibi Room komme, fragt der Barkeeper: »Das Übliche, Sir?«
    »Nein. Coke. Nur ein einfaches Coke«, sage ich und mache ein enttäuschtes Gesicht.
    Die anderen Typen bilden eine Runde um mich und bekunden mir ihr Mitgefühl: »Yeah, vor drei Wochen konnt' ich auch nichts trinken«, sagt einer. »Das ist verdammt hart, Dick, verdammt hart«, sagt ein anderer.
    Sie bekundeten mir alle ihren Respekt. Ich hatte jetzt »dem Alkohol abgeschworen« und hatte doch den Mumm , in die Bar mit all ihren »Versuchungen« zu kommen und einfach ein Coke zu bestellen - denn natürlich mußte ich meine Freunde sehen. Und ich hielt das einen Monat lang durch! Ich war wirklich ein zäher Bursche.
    Einmal war ich auf der Herrentoilette, und am Pissoir stand ein Kerl. Er war ganz schön betrunken und sagte mit fieser Stimme zu mir: »Dein Gesicht gefällt mir nicht. Ich glaub', ich hau dir eine rein.«
    Ich kriegte einen Heidenschreck. Mit ebenso fieser Stimme gab ich zurück: »Verzieh dich, oder ich piss' durch dich durch!«
    Er sagte irgend etwas anderes, und ich dachte, es würde gleich zu einer Schlägerei kommen. Ich hatte noch nie eine Schlägerei gehabt. Ich wußte nicht genau, was ich tun sollte, und ich hatte Angst, verletzt zu werden. Ich dachte nur an eins: ich ging von der Wand weg, weil ich dachte, wenn ich einen abbekäme, dann schon besser von hinten.
    Dann spürte ich so ein komisches Knirschen im Auge - es tat nicht sehr weh -, und das Nächste, was ich weiß., ist, daß ich dem Mistkerl eine verpasse, ganz automatisch. Ich war erstaunt, festzustellen, daß ich nicht zu denken brauchte; die »Maschinerie« wußte, was zu tun war.
    »O. k. Jetzt sind wir quitt«, sagte ich. »Oder willst du weitermachen?«
    Der andere wich zurück und ging hinaus. Wir hätten uns umgebracht, wenn der andere so blöd gewesen wäre wie ich.
    Ich ging mich waschen, meine Hände zitterten, mein Zahnfleisch blutete - ich habe da eine empfindliche Stelle -, und mein Auge tat weh. Nachdem ich mich beruhigt hatte, ging ich in die Bar zurück und stolzierte zum Barkeeper: »Black and White, Wasser extra«, sagte ich. Ich dachte, das würde meine Nerven beruhigen.
    Ich merkte es nicht, aber der Bursche, dem ich in der Herrentoilette eine geknallt hatte, war in einem anderen Teil der Bar und

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