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Sie kam, sah und liebte

Sie kam, sah und liebte

Titel: Sie kam, sah und liebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gibson Rachel
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sicher?«
    »Unbedingt.«
    Als sie in der Schuhabteilung fertig waren, nahmen Jane und Marie die Rolltreppe zur Dessousabteilung, während Caroline und Darby den Weg zur Herrenoberbekleidung einschlugen.
    Jane und Marie waren bereits voll beladen mit Tragetüten, als sie auf die Stangen voller BHs stießen.
    »Was meinst du?«, fragte Marie und hielt einen lavendelfarbenen Spitzen-BH in die Höhe.
    »Der ist hübsch.«
    »Aber ich möchte wetten, er ist unbequem.« Sie neigte den Kopf auf die Seite. »Meinst du nicht?«
    »Tut mir Leid, dazu kann ich nicht viel sagen. Ich trage keine BHs. Hab eigentlich nie welche getragen.«
    »Warum nicht?«
    »Na ja, wie du unschwer erkennen kannst, brauche ich keinen. Ich habe immer nur Hemdchen oder Bandeaus getragen oder eben gar nichts.«
    »Meine Mom hätte mir den Kopf abgerissen, wenn ich nur ein Hemdchen angezogen hätte.«
    Jane zuckte mit den Schultern. »Tja, nun, als ich erwachsen wurde, hat mein Dad nicht gern über Mädchenkram mit mir geredet. Ich glaube, er hat einfach so getan, als wäre ich ein Junge.«
    Marie drehte ein Preisschildchen um. »Vermisst du deine Mutter auch heute noch?«
    »Immerzu, aber es ist nicht mehr so schmerzhaft. Versuche, vor allem die guten Erinnerungen an deine Mutter zu behalten, bevor sie krank wurde. Denke nicht an die weniger schönen.«
    »Wie ist deine Mutter gestorben?«
    »An Brustkrebs.«
    »Oh.« Über die Stange mit den spitzenbesetzten BHs hinweg sahen sie einander an. Maries große blaue Augen blickten direkt in Janes. Keine sagte etwas, denn sie wussten beide, wie es ist, wenn man einen geliebten Menschen auf diese Weise sterben sieht.
    »Du warst jünger als ich. Stimmt’s?«, fragte Marie.
    »Ich war sechs Jahre alt, und meine Mutter war lange krank, bevor sie starb.« Ihre Mutter war einunddreißig gewesen. Ein Jahr älter als Jane jetzt.
    »Ich habe noch ein paar Blumen vom Sarg meiner Mutter. Sie sind vertrocknet, aber irgendwie geben sie mir das Gefühl, noch mit ihr in Verbindung zu stehen.« Marie senkte den Blick. »Luc versteht das nicht. Er ist der Meinung, ich sollte sie wegwerfen.«
    »Hast du ihm erklärt, warum du die Blumen behalten willst?«
    »Nein.«
    »Das solltest du aber tun.«
    Sie hob die Schultern und hielt einen roten BH hoch.
    »Ich habe den Verlobungsring meiner Mutter behalten«, gestand Jane. »Mein Vater hat ihr den Ehering mit ins Grab gegeben, aber den Verlobungsring hat er behalten, und ich habe ihn immer an einem Kettchen um den Hals getragen.« Sie hatte seit Jahren nicht mehr über den Ring und seine Bedeutung für sie gesprochen. Caroline verstand sie nicht, denn Carolines Mutter war mit einem Brummifahrer durchgebrannt. Aber Marie verstand.
    »Wo ist der Ring jetzt?«
    »In meiner Wäscheschublade. Ein paar Jahre nach dem Tod meiner Mutter habe ich ihn abgelegt. Vermutlich legst du auch die Blumen in eine Schublade, wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist.«
    Marie nickte und hielt einen weißen BH hoch. »Was ist mit dem?«
    »Der sieht schwer aus.« Jane nahm das gleiche Modell von der Stange und drückte das Unterteil zusammen. Es war dick und schwammig, und sie fragte sich, was Luc denken würde, wenn seine kleine Schwester einen Push-up-BH trüge. Sie fragte sich, was er wohl denken würde, wenn sie einen trüge. »Luc wäre vielleicht nicht damit einverstanden, wenn du dir so einen riesigen gepolsterten BH kaufst.«
    »Ach, den stört das nicht. Es wird ihm wahrscheinlich nicht mal auffallen«, sagte Marie, wählte vier BHs aus und verschwand in der Umkleidekabine. Während Jane auf sie wartete, hob sie die zahlreichen Einkaufstüten auf und ging ein paar Schritte weiter zur Slipabteilung.
    Wenn Jane sich auch mit BHs nicht gut auskannte, so war sie doch Expertin für Slips. Vor zwei Jahren war sie zu Stringtangas konvertiert. Zuerst hatte sie sie verabscheut, doch inzwischen liebte sie sie. Sie rutschten nicht hoch wie konventionelle Slips, weil, nun ja, sie saßen sowieso schon ziemlich hoch. Sie erstand sechs Tangaslips aus einem Baumwoll-Stretch-Gemisch und dazu passende Hemdchen.
    Als Marie aus der Kabine kam, legte sie eine Hand voll Slips und drei BHs auf den Kassentisch. Das Handy in ihrer Handtasche piepste, und sie klappte es auf.
    »Hallo«, meldete sie sich. »Hmmm … Ja, ich glaube schon.« Sie warf Jane einen Blick zu. »Luc will wissen, ob du Hunger hast.«
    Luc? »Wieso?«
    Marie zuckte mit den Schultern. »Wieso?«, fragte sie ihn. Sie reichte der Verkäuferin

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