Sie kam, sah und liebte
Gewissen. Luc hatte ihr in der vergangenen Nacht bestätigt, was sie bereits geahnt hatte. Sie konnte sich nicht länger einreden, dass er die Honey-Pie -Episode schmeichelhaft finden würde. Dass er sich nicht daran stören würde. Er würde sich sehr wohl daran stören, und sie hatte keine Möglichkeit zur Wiedergutmachung. Das Wissen, dass er nie im Leben erfahren würde, wer hinter dem Artikel steckte, änderte nichts daran, dass das Schuldgefühl in ihren Eingeweiden rumorte.
Sie liebte ihn, und sie machte sich nicht mal mehr die Mühe, sich selbst zu belügen und sich einzureden, sie hätte sich nicht extra für ihn zurechtgemacht. Sie trug roten Lippenstift und eine rote Seidenbluse zu ihrem schwarzen Blazer und der schwarzen Hose. Sie war sich albern vorgekommen, als sie loslief und sich eine Bluse kaufte, weil er gesagt hatte, in Rot würde sie ihm gut gefallen. Als ob ihn das dazu bringen könnte, sie zu lieben.
Eine halbe Stunde vor dem Spiel machte sie sich auf den Weg in den Umkleideraum. »Lasst nicht gleich die Hosen runter, meine Herren«, begann sie, als sie eintrat. Während sie ihre Glück bringende Ansprache abspulte, spürte sie Lucs Blick auf sich, heiß und pulsierend, und sie weigerte sich strikt, in seine Richtung zu blicken. Nicht nach der vergangenen Nacht. Nicht nach allem, was sie in seinem Schlafzimmer miteinander getrieben hatten. Als sie fertig war, senkte sie das Kinn auf die Brust und strebte der Tür zu.
»Du hast etwas vergessen«, rief Luc ihr nach.
Nein. Sie hatte nichts vergessen. Sie hielt den Blick starr auf ihre Stiefelspitzen gerichtet, als sie sich umdrehte und den Raum durchquerte. Als sie vor ihm stand, löste sie schließlich doch den Blick vom Boden, ließ ihn hinaufgleiten über seine unförmigen Schutzpolster, über den Fisch auf seinem Trikot bis zu dem Mund, der sie in der Nacht zuvor so leidenschaftlich geküsst hatte. Am ganzen Körper. »Ich dachte, du spielst heute Abend nicht.«
»Ich spiele nicht, aber falls der Goalie ausfällt, muss ich für ihn einspringen.«
»Ach, schon gut«, seufzte sie. Mit übergroßer Willensanstrengung verhinderte sie, dass ihr die Glut in die Wangen stieg, und sah endlich auf in seine belustigt funkelnden blauen Augen. »Du großer, blöder Dodo.«
»Danke«, sagte er mit einem frechen Grinsen, »aber das meinte ich nicht, als ich sagte, dass du etwas vergessen hast.«
Sie hatte ihre Ansprache übers Hosenrunterlassen gehalten, hatte dem Kapitän die Hand geschüttelt und Luc einen Dodo genannt. Sie hatte nichts vergessen. »Wovon redest du eigentlich?«
Er beugte sich vor und flüsterte: »Du hast gestern Nacht deinen Slip in meinem Bett vergessen.«
Alles in ihr erstarrte, sie konnte nicht mehr atmen. Sie schaute sich um, um zu sehen, ob jemand ihn gehört hatte, aber alle Spieler schienen anderweitig beschäftigt zu sein.
»Ich habe ihn heute Morgen unter meinem Kopfkissen gefunden und mich gefragt, ob du ihn vielleicht absichtlich dorthin gelegt hast. Als eine Art Morgengabe.«
Ihr Gesicht war glühend rot, ein Kloß steckte ihr im Hals. Sie brachte keinen Ton hervor bis auf ein piepsiges »Nein«.
»Warum hast du mich nicht geweckt, bevor du gegangen bist?«
Sie ballte die Hand zur Faust und räusperte sich. »Du hast fest geschlafen.«
»Ich habe mich nur ausgeruht, um fit für die zweite Runde zu sein. Himmel, du warst so heiß gestern Nacht.« Er musterte sie eingehend und zog die Brauen zusammen. »Ist es dir peinlich?«, fragte er ehrlich erstaunt.
»Ja!«
»Warum? Keiner hat mich gehört.«
»O mein Gott«, flüsterte sie und ging, bevor sie vollends verglühte. Als sie in die Presseloge zurückkam, war Darby bereits da. Mit Caroline.
»Hallo, ihr zwei«, grüßte sie und setzte sich. »Wenn ich gewusst hätte, dass du noch ein Spiel sehen willst, Caroline, hätte ich dich eingeladen, mich zu begleiten.«
»Schon gut. Eigentlich bin ich kein großer Hockeyfan, aber Darby hat angerufen, und ich hatte nichts anderes vor.« Sie zuckte mit den Schultern. »Ich habe gestern Abend versucht, dich anzurufen. Wo warst du?«
»Nirgends. Ich habe nur nicht abgenommen.«
»Ich hasse es, wenn du nicht abnimmst.« Caroline musterte sie kurz und neigte sich zu ihr. »Du lügst.«
»Nein, ich lüge nicht.«
»O doch, du lügst. Ich kenne dich, solange ich lebe. Ich weiß es, wenn du lügst.« Sie kniff die Augen zusammen. »Wo warst du?«
Jane beugte sich weit genug vor, um Darby sehen zu können. Er
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