Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sie kannten keine Gnade - Western (German Edition)

Sie kannten keine Gnade - Western (German Edition)

Titel: Sie kannten keine Gnade - Western (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sherman Lee
Vom Netzwerk:
in Rage. "Und wir sind trotzdem hier!" Big Sams schöne junge Frau trommelte mit ihren Fäusten gegen seine Brust. "Warum, Big Sam! Warum sind wir hier? Hier wird uns niemand helfen und das weißt du!"
    Die Muskeln in Big Sams kantigem Gesicht spielten. Er verzog keine Miene. Sie muß reden, dachte er.
    Das Land gab es hier umsonst, im Gegensatz zu anderswo. Die Cherokee, Choctaw, Chickasaw, Creek und Seminolen waren gute Nachbarn. Sie hatten nichts gegen den ehemaligen Texas Ranger mit den wasserblauen Augen und seine Familie. Sie hielten Sarah wohl für eine der ihren. Sarah sah in der Tat aus wie eine besonders schöne Squaw. Dabei war sie eine Italienerin aus New York. Big Sam hatte sich nie die Mühe gemacht, seine Nachbarn hierüber aufzuklären.
    Was heißt Nachbarn?
    Die nächsten Menschen wohnten zwei stramme Reitstunden weit östlich der Sampson Homestead.
    "Hier sind wir jedem dahergelaufenen Lumpenpack ausgeliefert. Jeder kann mit uns machen, was er will." Sie begann zu schluchzen. "Oh Sam, tu doch was."
    "Sarah." Er nahm sie in die Arme und fuhr mit seiner Rechten über ihr schwarzes Haar. "Sarah..."
    Sie stieß ihn von sich und merkte auf. "Hast du das gehört?"
    "...Nein", sagte Sam.
    Sie stürzte zur Tür und zerrte den Riegelbalken aus seiner Halterung. Polternd fiel er zu Boden. Sie verschwand durch die offene Tür. Ein kühler Windhauch wehte herein.
    "Sarah...!" Big Sam lief ihr nach. Er sah ihr helles Kleid in der Dunkelheit verschwinden. "Was machst du denn?"
    "Sammy!" Ihre Stimme überschlug sich.
    Sie spinnt, dachte Big Sam. Ausgerechnet jetzt fängt sie an zu spinnen. Er schnappte sich die Winchester neben der Tür und setzte ihr mit schweren Schritten nach.
    "Sammy!" rief sie wieder. Panik schwang in ihrer Stimme.
    Sam erkannte, sie war im Westen, beim Fluß. Als er sie fand, sprang sie von Fels zu Fels im Flußbett des trägen Arkansas River, der zu dieser Zeit kaum Wasser führte.
    "Sarah, um Himmels willen. Paß auf!"
    Sie glitt aus und fiel rücklings ins trockene Flußbett. Sam hörte ihren Aufprall.
    "Gott." flüsterte Big Sam.
    Bleich wie eine Marmorfigur lag sie im Sand, als er sie fand. Sie war ohnmächtig. Big Sam kniete sich vor ihr nieder. Lord God, dachte er. Nicht zwei an einem Tag. Tu mir das nicht an. Er nahm Sarahs Kopf in seine Hand und fühlte die Beule an ihrem Hinterkopf. Sachte hob er sie auf und trug sie ins Haus zurück.
    Mary wimmerte, als sie im Schein der Petroleumlampe sah, wie ihr Vater ihre ohnmächtige Mutter aufs Bett legte.
    Big Sam lächelte seine Tochter an, obwohl es nichts zu lächeln gab. "Komm her", sagte er. "Leg dich zu ihr."
    Little Mary tat wie geheißen.
    Big Sam setzte sich in den Schaukelstuhl beim Bett. Er legte die Beine hoch und begann eine Melodie zu summen. Mary kannte sie. Sammy hätte sie auch gekannt. Es war die Melodie, die Big Sam immer mit seinen Kindern summte, nachdem er ihnen eine Gutenachtgeschichte erzählt hatte. In allen seinen Geschichten siegte stets das Gute über das Böse. Und die Guten sangen hinterher ihr Siegeslied.
    Big Sams Lied. Und das seiner Kinder.
    Mary wurde ruhiger. Die Lider über ihren großen Augen begannen schwer zu werden.
    Sarah erwachte. "Oh Sam", sagte sie. "Mein Kopf tut so weh." Sie setzte sich auf. "Ist Sammy wieder da?"
    "Leg dich wieder hin, Kleines", sagte Big Sam.
    Als er am nächsten Morgen aus der Tür ins Licht trat, stellte Big Sam fest, daß drei seiner Pferde wieder im Korral standen und dort grasten.
    Er atmete auf.
    Es war früher Sonntagmorgen. Die Nacht hatte gezeigt, daß er hier nicht bleiben konnte. Sarah hatte Kopfschmerzen und blaue Ränder unter den Augen. Gegenwärtig lag sie im Bett und verspeiste zum Frühstück rohen Fisch mit braunem Zucker, den Mary ihr gebracht hatte. Selbst die Kleine wußte nicht, was sie von ihrer Mutter halten sollte.
    Big Sam spannte einen Falben vor den Farmwagen. Dann bettete er seine Frau auf die Decken. Das Haus war verschlossen. Das Vieh konnte sich selbst versorgen. Und Farmhund Gus lief eine Zeitlang neben seinem Herrn her, als sich der Wagen in Bewegung setzte.
     

*
     
    Die Straßen von Tulsey lagen verwaist in der Morgenhitze. Ein paar Hunde streunten durch das Dorf.
    Durch die buntbemalten Scheiben der weißen Holzkirche von Reverend Sequoiah Watts drang gedämpftes Licht. Staub flirrte im Kirchenraum. Licht und Staub und Sonne verbanden sich und malten leuchtende Wesen an die Wände, bunte Wunder. Der Himmel war gegenwärtig an diesem

Weitere Kostenlose Bücher