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Sie kannten keine Gnade - Western (German Edition)

Sie kannten keine Gnade - Western (German Edition)

Titel: Sie kannten keine Gnade - Western (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sherman Lee
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Morgen unter den versammelten Cherokee, Choctaw und Muskogee-Indianern.
    Sie fächelten sich Kühlung zu, während sie sangen. Amazing Grace, die inoffizielle Hymne der Cherokee Nation, erklang aus Dutzenden rauher Kehlen. "Wenn wir dort sind zehntausend Jahr, und scheinen wie die Sonn'...!" Die ledernen Gesichter leuchteten. In den Hutbändern der Männer steckten bunte Federn. Die weißen Sonntagsgewänder der Frauen schimmerten golden.
    Der Gesang verstummte und der ehrenwerte Reverend Sequoiah Watts erklomm die drei Stufen zu seinem Podium. Obwohl er bereits mehr als sechzig Lenze zählte, bewegte sich der alte Cherokee doch so geschmeidig wie ein viel jüngerer Mann. Reverend Sequoiah öffnete die Bibel vor sich und begann zu predigen. Er sprach über Gut und Böse. Das Gute ist stets stärker als das Böse.
    "Wir überwinden das Böse mit dem Guten!" rief Reverend Sequoiah Watts.
    "Hugh!" sagte die Gemeinde und nickte.
    "Einmal sind feindliche Banden in das Dorf des Propheten Elisa geritten", donnerte er, "um ihn zu schnappen. Um ihn zu töten. Doch er betete! Und Gott machte die Banditen blind! Die Truppen Israels haben die Banditen dann umzingelt. Tausend Pfeile waren auf die Banditen gerichtet. Der König wollte schießen lassen. Und dann? Glaubt ihr, der Prophet hätte Befehl gegeben, die Banditen zu töten?"
    Reverend Sequoiah Watts machte eine kunstvolle Pause.
    "Nein!" rief er. "Der Prophet Elisa betete noch einmal und sie konnten wieder klar sehen. Als sie die Pfeile sahen, die auf sie gerichtet waren, fielen sie auf die Knie und winselten um Gnade. Und Elisa? Elisa ließ den Banditen ein Festmahl vorsetzen. Dann schickte er sie wieder heim! Hört ihr mich? Heim!"
    "Hugh!" sagten viele Stimmen.
    "Und die Streitscharen Arams kamen nicht mehr nach Israel, heißt es im Zweiten Buch der Könige. Sie blieben daheim und fürchteten sich vor Gott. Elisa überwand das Böse mit Gutem. Und ich sage euch—"
    Draußen donnerten Fäuste gegen die Tür. Der Ton hallte wie Gongschläge durch den Saal.
    Zachary Watts, der achtzehnjährige Sohn von Reverend Sequoiah glitt aus der letzte Reihe und öffnete.
    Draußen stand Big Sam Sampson. Auf den Händen trug er seine bewußtlose Frau. Neben ihm stand Little Mary.
    "Die Stadt ist leer", sagte Big Sam. "Die Kirche ist voll. Ich suche den Doktor."
    Doc Lester Tenkiller eilte herbei. "Hier bin ich, Sam."
    "Sie ist wieder ohnmächtig, Doc", sagte Big Sam, den Blick auf seine Frau gerichtet. "Sie ist in letzter Zeit so komisch. Und gestern ist sie gestürzt—"
    "Und böse Menschen haben Sammy mitgenommen", unterbrach ihn seine Tochter.
    Big Sam seufzte. "Sie müssen sie sich mal anschauen, Doc."
    Mittlerweile war die ganze Kirchengemeinde in Aufruhr.
    "Ruhe!" rief Reverend Sequoiah. "Zachary, du gehst mit Big Sam und dem Doktor und hilfst, wo du kannst. Ihr anderen, setzt euch wieder hin. Wir beten für Big Sam und seine Familie. Und zwar jetzt."
    "Moment mal", rief jemand. "Big Sam sagt, jemand hat Sammy mitgenommen. Sam, was ist los?"
    "Desperados", sagte Big Sam. Dann erzählte er, was am Tag zuvor vorgefallen war.
    "Komm, Sam." Doc Lester legte seine Hand auf Sams Rücken. "Wir wollen mal keine Zeit verlieren." Er geleitete ihn aus der Kirche.
    Zachary Watts und die halbe Gemeinde begleiteten Sam zu Doc Lesters windschiefer Hospitalbude. Big Sam mit Sarah auf den Armen, Zach und der Doktor traten ein. Die anderen blieben draußen und starrten durchs Fenster.
    Sägen, Zangen und andere Instrumente hingen an der Wand von Doc Lesters Behandlungszimmers. Ein polierter Schädel ohne Unterkiefer lag auf dem Schreibtisch. Daneben stand ein Glas mit verformten Geschossen.
    Big Sam legte Sarah behutsam auf das weiße Laken der Pritsche. Sie stöhnte, wachte aber nicht auf.
    Zachary zog den grünen Vorhang zu.
    Doc Lester Tenkillers Hand fühlte nach der Beule auf Sarahs Kopf. "Sie hat eine üble Gehirnerschütterung, soviel steht fest." Er nahm sein Stethoskop und begann, Sarah zu untersuchen. "Sie ißt komische Sachen?"
    Sam bejahte.
    "Und macht komische Sachen?"
    Big Sam zuckte mit den Achseln.
    Der Doktor drückte an Sarahs Bauch herum.
    Draußen klopfte jemand mit großer Bestimmtheit an die Tür. Dann trat Reverend Sequoiah Watts ein. Er trug seinen Zylinder. Fünf bunte Federn steckten im Hutband, eine für jeden der zivilisierten Stämme.
    "Laß deine Frau hier", sagte der Reverend. "Und komm mit mir. Wir müssen reden."
    Big Sam blickte zum Doktor. Der nickte. "Geh

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