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Sie kommen!: Ein Blog vom Ende der Welt (German Edition)

Sie kommen!: Ein Blog vom Ende der Welt (German Edition)

Titel: Sie kommen!: Ein Blog vom Ende der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madeleine Roux
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Garantie, dass unsere Familien oder Freunde es geschafft haben. Sicher, ich habe die Notiz von meiner Mom, ich weiß, wohin sie will, aber ein Teil von mir fühlt, dass es unmöglich ist, einfach … unmöglich , dass ich sie wiedersehe.
    Von Zeit zu Zeit öffne ich mein Laptop und suche nach einem Fenster drahtloser Verbindung zum Rest der Welt, aber da ist nichts. Das letzte Flimmern einer Verbindung gab es, kurz bevor wir losfuhren. Das war meine letzte Gelegenheit, euch alle zu erreichen.
    In der Abenddämmerung erreichen wir Iowa City. Es ist ein Kriegsgebiet. Schlimmer als das Barrikadenchaos vor der Arena, schrecklicher als alle verlassenen, brennenden Städte, durch die wir bisher gefahren sind. Renny navigiert uns auf die Interstate 80, und die Stadt gleitet links an uns vorüber. Schmorende Gebäude, die wie rote Augen im verschleierten Zwielicht glühen. Ted kurbelt das Fenster ein paar Zentimeter herunter, und wir hören das Knistern der brennenden Bauten, dann Gewehrfeuer. Dapper kommt hoch und schnüffelt in der Luft.
    »Sie müssen versuchen, Unmengen von denen abzuwehren«, murmelt Ted, die Nase ans Glas gepresst.
    Plötzlich taucht vor uns eine solide Wand aus Fahrzeugen auf, quer über die Straße gestellt, von Leitplanke zu Leitplanke. Es ist kein Ende der Blockade in Sicht, kein Weg hindurch. Zu viele Autos, LKW s und Motorräder türmen sich vor uns auf, als hätte ein Riese sie zum Spielen eingesammelt und dann in einem Wutanfall fortgeschleudert. Wir wenden und suchen eine Abfahrt, verlassen die Interstate 80, nehmen eine Parallelstraße und landen in einem kleinen Gewerbegebiet mit Fastfoodläden und Baumärkten.
    Am Ende der Ausfahrt schimmern Lichter, aber es handelt sich nicht um Verkehrsbeleuchtung. Gegenüber der Straße liegt ein Parkplatz, wo Lampen brennen. Er gehört wohl zu einem Lebensmittelmarkt oder einem Warenhaus, aber das lässt sich in der Dämmerung schwer ausmachen. Renny drosselt das Tempo, und wir erkennen, dass die Straße auf fast allen Seiten von Autoreihen blockiert ist.
    »Das sieht nicht nach einem zufälligen Schrotthaufen aus«, keuche ich, »da steckt ein Plan hinter.«
    Ich spüre diesen Schmerz im Magen, diese Anspannung, und bin wieder in der Vorschule gefangen, fühle, wie der Schrecken meine Kehle hochkriecht.
    Wir rollen auf den Parkplatz. Bewegung entsteht, Figuren, Schatten. Es ist Halloween. Ich sollte Evan und Mikey helfen, in ihre Kostüme zu kommen, und den letzten Schliff am Wall-E -Piraten vornehmen, stattdessen sitze ich in einem kalten Auto und ringe die Hände, als ein riesiger Mann mit Bart an die Scheibe tritt.
    Langsam kurbelt Renny sie herunter, nur ein bisschen, denn wir sehen die Gewehrriemen, die über die Schultern des Mannes gespannt sind. Auf die Tasche seines Mantels ist eine Art grobes Abzeichen genäht. Der Geruch von Pfeifentabak erfüllt die Kabine, als er seine Nase direkt in den Spalt bohrt.
    »Halt, Bürger, halt!«, gibt er laut von sich. Einige Männer hören den Ruf und kreisen den Wagen ein. Ich sage Männer, aber es ist schwer auszumachen, was sie sind. Ich kann das Glimmen von Zigaretten erkennen, die wie kleine rote Kirschen aufglühen, wenn die Gestalten daran ziehen.
    »Sie müssen aussteigen, junge Dame«, sagt der Mann und klopft mit dem Lauf seines Gewehrs an die Scheibe. Es quietscht, als das Metall über das frostige Glas streicht. »Ich sage das nur einmal. Der Rest von euch muss auch aussteigen.«
    Renny blickt mich an. Der Parkplatz vor uns ist frei, aber wir müssten eine Reihe »Fußgänger« niedermähen, um freizukommen. Ich nicke kaum wahrnehmbar, und sie fängt an, das Fenster wieder hochzukurbeln. »Leck mich am Arsch, Cowboy«, sagt sie. Der Mann packt sein Gewehr mit beiden Händen und versucht, es durch die Scheibe zu rammen. Dapper rastet aus, bellt und knurrt, seine Rute vollführt einen Trommelwirbel auf dem Rücksitz.
    »Niggerhure!«, schreit er. Renny tritt aufs Gas, der Wagen macht einen Satz vorwärts und säbelt einen anderen Mann um. Das Fenster ist wieder oben, und ich höre nicht viel von seinem Schrei. Dann sehe ich im Rückspiegel die Nacht zum Tage werden und höre das vertraute Rat-ti-klack von Gewehrschüssen. Wir kommen nur wenige Meter weit, dann zerspringt das Rückfenster.
    »Runter!«, schreie ich. Aber es ist zu spät, ich höre Ted auf dem Rücksitz aufstöhnen, dann wild fluchen, schnaufen und keuchen.
    »Oh Gott, wo bist du getroffen?«, rufe ich und halte den Kopf unten,

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